PM 01 | 10.01.2024

DIHK-Umfrage zum Industriestandort Deutschland

So schlecht wie nie zuvor bewerten die Unternehmen in Deutschland die aktuelle Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Mit der Note 4,8 fällt die Einschätzung der Betriebe eine Notenstufe schlechter aus als noch vor drei Jahren (3,9).
Die teilnehmenden Unternehmen aus dem Kammerbezirk Chemnitz vergeben mit 5,0 sogar noch schlechtere Bewertungen als der Bundesschnitt. Die Bewertung der Landespolitik fällt mit einer Note von 3,4 milder aus.
Die Unternehmen bewerten nahezu alle 24 Standortfaktoren im Vergleich zur Vorumfrage 2020 schlechter. Der ungewichtete Mittelwert aller Bewertungen bundesweit rutscht mit 4,0 auf den Tiefpunkt seit Umfragebeginn 2008 (2020: 3,6; 2017: 3,3; 2014: 3,2). Im Kammerbezirk liegt er aktuell bei 3,7.

Hohe Energiekosten und Bürokratie

Schlusslicht bei der Bewertung der Standortfaktoren bildet für die Unternehmen der Region Südwestsachsen die Höhe der Energiekosten mit einer Benotung von 5,2. Auf den vorletzten Plätzen landen bürokratische Hürden: die Dauer und Komplexität von Planungs- und Genehmigungsverfahren (Note 4,7) sowie die Fülle und Verständlichkeit von bürokratischen Auflagen (4,6).

Gute Noten für die Netzwerkarbeit

Zufrieden zeigen sich die Industrieunternehmen der Region mit der Vernetzung von Forschung/Hochschulen mit Unternehmen (Note 2,2) und der Qualifikation von Fachkräften (Note 2,6; aber nur 4,1 bei deren Verfügbarkeit). Auch die Verfügbarkeit von Zulieferunternehmen und Dienstleistern vor Ort ist befriedigend (2,8).

Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung schaffen

Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis 2025 die gesamtstaatlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf 3,5 Prozent des BIP zu steigern. Zusammen mit dem Staat, der Wirtschaft und den Hochschulen lag der Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung zuletzt bei 3,1 Prozent. Es sind also weitere Anstrengungen notwendig, um das 3,5-Prozent-Ziel zu erreichen. Die Grundlage für das erfolgreiche Erhöhen dieses Anteils ist ein innovationsfreundliches Umfeld, das betriebliche Investitionen in Innovationen unterstützt.
Aktuell bewerten die deutschen Unternehmen die Rahmenbedingungen in Deutschland jedoch mit der Schulnote 3,4. Somit haben sich die Rahmenbedingungen zum zweiten Mal in Folge verschlechtert - im Jahr 2020 lag die Bewertung bei 3,0 und im Jahr 2017 sogar noch bei 2,6. Das Urteil der südwestsächsischen Unternehmen zu den Bedingungen in Sachsen fällt dagegen mit einer Bewertung von 2,5 noch gut aus.
„Viele Unternehmen sind vollauf mit den aktuellen Herausforderungen beschäftigt. Neben dem Kerngeschäft sind sie mit dem Einhalten oder Umsetzen von Vorschriften beschäftigt und haben dann kaum noch Ressourcen für die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen”,
mahnt Martin Witschaß, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Chemnitz.
„Der vorgeschlagene Pakt für Beschleunigung und das vierte Bürokratieentlastungsgesetz sind Anreize, die wir jetzt nutzen müssen. Die Unternehmen gewinnen aber erst dann wieder Vertrauen, wenn die angekündigten Entlastungen in der betrieblichen Praxis ankommen”,
so Witschaß weiter.
„Die Unternehmen brauchen ein innovationsfreundliches Umfeld, das Freiräume lässt, um neue Exportschlager zu entwickeln. Dazu gehören technologieoffene Förderprogramme, die die Unternehmen schnell und bürokratiearm, niederschwellige Möglichkeiten, mit der Wissenschaft zu kooperieren und Reallabore, um Innovationen zu erproben.“