Wirtschaft im Umbruch
Hope for the best, prepare for the worst?
Worauf muss sich die Wirtschaft nach dem Amtsantritt von Donald Trump in den USA einstellen? Welche Folgen haben Steuersenkungen und Deregulierungen in den USA für uns in Europa?
IHK-Präsident Max Jankowsky, Hauptgeschäftsführer Christoph Neuberg und Dr. Josef Braml, USA-Experte (v.l.n.r.)
Im Mittelpunkt der letzten Vollversammlung der IHK Chemnitz in diesem Jahr standen diesmal die jüngsten Wahlergebnisse in den USA. Mit Dr. Josef Braml konnte einer der profiliertesten USA-Experten als Referent gewonnen werden. Durch seine zahlreichen persönlichen Verbindungen nach Washington kennt er die Kräfte und Motive im Machtgefüge der amerikanischen Politik wie kaum ein anderer. Seine zahlreichen populären Bücher zu diesem Thema sprechen für sich.
Und Braml sprach Klartext und skizzierte ein wenig optimistisches Zukunftsszenario. Vor dem Hintergrund geopolitischer Machtverschiebungen werde sich der Trend zu Merkantilismus und Protektionismus unter einer Trump-Präsidentschaft noch verstärken. Zölle und wirtschaftliche Macht werden zu strategischen Waffen. Vor diesem Hintergrund muss Europa mit einer weiteren Abkühlung der transatlantischen Beziehungen rechnen.
Um sich aus seiner verwundbaren Abhängigkeitsposition („Vasallenstatus“) zu befreien, müssen die Europäer enger zusammenrücken („Europäische Staaten von Europa“) und massiv in die eigene Wirtschaft, aber auch in die eigene Aufrüstung investieren. Von Deutschland verlangt dies nicht weniger als einen Paradigmenwechsel in der Schuldenpolitik. Mit seinen Exportüberschüssen und seiner Austeritätspolitik schwäche sich Deutschland paradoxerweise fiskalisch selbst. Letztlich erlaube genau diese Politik den Amerikanern, ihr Wirtschaftswachstum auf Pump zu hebeln.
Die EU müsse die Funktionsweise des globalen Finanzsystems besser verstehen - und nutzen! -um echte Souveränität wieder zu erlangen. Hier sei die Union tatsächlich der „alte Kontinent“, als der sie aus amerikanischer Sicht immer bezeichnet werde.
Wie sich der Wirtschaftsstandort Deutschland in Zukunft positionieren wird, hängt nicht nur von den Entwicklungen in den USA ab, sondern auch von der politischen Führungsmannschaft auf Bundesebene. Max Jankowsky, machte in seiner Begrüßung deutlich, dass es nicht darauf ankommt, wer führt, sondern wie geführt wird. Dazu brauche es Kompetenz und wirtschaftspolitischen Weitblick.
Beides bietet die Wirtschaft der Politik über die Kammerorganisation:
„Wir sind da und reichen die Hand. Wir wollen die Erfahrungen und die Expertise der wirtschaftlichen Basis in die politische Arbeit einfließen lassen“.
Neben dem Fahrplan für den Bundestagswahlkampf standen Beschlüsse zur Gebührenordnung, zum Leitbild Stadtentwicklung und zur Validierung beruflicher Kompetenzen auf der Tagesordnung.