Leistung als Chance sehen!

Über alle Branchen hinweg ist der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahre. Insbesondere Absolventen der dualen Ausbildung werden in den Unternehmen dringend gesucht. Damit noch mehr junge Menschen in eine Ausbildung kommen können und dadurch auch eine Lebensperspektive erhalten, ist es wichtig, dass die Qualität der schulischen Bildung endlich entscheidend verbessert wird. Dieser bremische Dauerbrenner hat sich durch den Streit um die Einführung einer Ausbildungsabgabe erheblich zugespitzt. Die Wirtschaft und viele Menschen im Land Bremen sagen: Eine Ausbildungsabgabe ist der völlig falsche Weg zur Verbesserung der Bildungs- und Ausbildungssituation. Geld und Arbeitsenergie sollen in eine Qualitätsverbesserung der Bildung in den Schulen investiert werden.

Ja zu besserer Bildung – Nein zur Ausbildungsabgabe

Das Land Bremen muss stärkere Anstrengungen unternehmen, um die Unterrichtsqualität zu erhöhen, die Zahl der Schulabbrecher signifikant zu reduzieren und insgesamt mehr junge Menschen zu einem Schulabschluss zu befähigen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass in den Schulen auch die Berufsorientierung erheblich ausgeweitet wird. Hier kommt dem IQHB - Institut für Qualitätsentwicklung im Land Bremen, das vor einigem Jahr gegründet wurde, eine wichtige Rolle zu.
  • Qualität frühkindlicher Bildung verbessern: Angesichts des regelmäßig schlechten Abschneidens des Landes Bremen in überregionalen Schulvergleichsstudien muss ein besonderes Augenmerk auf die Qualität frühkindlicher Bildung gelegt werden. Dazu gehört auch das Erlernen der deutschen Sprache in Kitas und Kindergärten – spätestens bis zum Eintritt in die Grundschulen. Nur auf diesem Wege können die Bildungschancen benachteiligter Kinder erhöht werden.
  • Wohnortnahe Kinderbetreuung ermöglichen: Für die Fachkräftesicherung ist eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig, zumal die Bedarfe in der Kinderbetreuung zunehmen. Wohnortnahe Betreuungsplätze müssen daher in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Die Kinderbetreuung muss bei Früh- und Spätdiensten, in Ferienzeiten und Krankheitsphasen verlässlich sein. Damit Eltern auch kurzfristig Arbeitsangebote annehmen können, muss ein flexibler Einstieg während des Jahres in die Betreuung möglich sein.
  • Mehr Entscheidungsrecht für die Schulen: Die Eigenverantwortung der Schulen muss weiter gestärkt werden, weil diese besser über Handlungsnotwendigkeiten befinden können.
  • Ausbildungsabgabe nicht umsetzen: Ein landesweiter Ausbildungsfonds wäre der völlig falsche Weg zur Verbesserung der der Bildungs- und Ausbildungssituation. Er darf aus Sicht der Unternehmen nicht umgesetzt werden. Diese Abgabe würde die Unternehmen erheblich finanziell und bürokratisch belasten, sie würde aber keine zusätzlichen Ausbildungsplätze schaffen. Denn dazu fehlen Auszubildende und ausbildungsreife Schulabgänger.

Berufsorientierung voranbringen

Die Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen muss ausgebaut werden: an den Oberschulen wie auch an den Gymnasien. Dabei muss gleichwertig über duale Ausbildung und Studium informiert werden.
  • Chancen verbessern durch einen Pakt für Berufsorientierung: Lange vor der Diskussion um eine Ausbildungsabgabe hat die bremischen Wirtschaft einen „Pakt für Berufsorientierung“ vorgeschlagen, um die Berufswelt für Schülerinnen und Schüler besser erlebbar zu machen. Dies ist zur Stärkung der Ausbildung im Land Bremen sinnvoller als die vom Senat vorangetriebene Einführung einer Ausbildungsumlage. Um junge Menschen schon während der Schulzeit besser mit der dualen Ausbildung in Kontakt zu bringen, sollte die Berufsorientierung mehr Praxisbezüge als bisher umfassen. Dazu sollten die Berufsparcours flächendeckend an Schulen umgesetzt werden.
  • Stärken beruflicher Bildung deutlicher kommunizieren: Die Chancen der beruflichen Bildung müssen politisch deutlicher artikuliert und tiefer im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert werden. Zugleich muss die Wirtschaft mehr über ihre Ausbildungsangebote aufklären und entsprechende Karrierewege einschließlich Weiterbildungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Handelskammer ist in vielen Bereichen aktiv, zum Beispiel durch Azubi-Scouts, eine umfangreiche Ausbildungskampagne in den Sozialen Medien gemeinsam mit den anderen deutschen Industrie- und Handelskammern oder über Beteiligung an Ausbildungsmessen und -börsen.
  • Jugendberufsagentur stärken: Die Jugendberufsagentur hat die Kernaufgabe der Berufsberatung, Berufsorientierung, Vermittlung in Ausbildung und Förderung der Ausbildung. Hierzu verfügt sie über eine dreistellige Zahl an Mitarbeitern und vielfältige Maßnahmen. Die Jugendberufsagentur zu stärken, ihre Maßnahmen regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf nachzuschärfen ist wichtig, um insbesondere Jugendliche in eine Ausbildung zu vermitteln, die auf Hilfe angewiesen sind.
  • Ökonomische Grundbildung in Schulen stärken: Aktuell verfügen Jugendliche über zu geringe Kenntnisse der ökonomischen Zusammenhänge. Um das marktwirtschaftliche Geschehen beurteilen zu können, muss dringend eine ökonomische Grundbildung in Schulen durch entsprechend ausgebildete Lehrkräfte angestrebt und ein Fach Wirtschaft geprüft werden.

Berufsschulen ausbauen

Zur Stärkung der beruflichen Bildung sind gute Berufsschulen notwendig. Bremen hat hier im Bundesvergleich gute Ausgangsvoraussetzungen. Denn im Gegensatz zur allgemeinen schulischen Bildung schneidet die Ausbildung an den Berufsschulen in unserem Bundesland seit Jahren überdurchschnittlich ab.
  • Campus-Lösungen vorantreiben: Wichtig ist, dass Bremen die seit längerem beschlossenen Campus-Lösungen vorantreibt, ein Konzept des Bildungsressorts zur Schulstandortentwicklung der berufsbildenden Schulen. Neben neuen Campus-Lösungen müssen die Ausstattung und Lehrerversorgung der Berufsschulen verbessert werden.
  • Digitalisierung in den Berufsschulen vorantreiben: Die Berufsschulen, die Jugendliche gemeinsam mit den Ausbildungsbetrieben auf ihre berufliche Tätigkeit vorbereiten, müssen für das digitale Zeitalter gerüstet sein. Dazu gehören neben mobilen digitalen Endgeräten und internetgestützten Lernplattformen auch die entsprechende Software und digitale Kommunikationsmittel, die auch für Ausbildungsbetriebe zugänglich sind. Angesichts einer dreistelligen Zahl unterschiedlicher Ausbildungsberufe müssen Berufsschulen selbst regeln können, welche weiteren Softwarelösungen sie über das Standardrepertoire des Bildungsressorts hinaus einsetzen wollen.
  • Weiterbildung stärken: Die Weiterbildung als lebensbegleitende Qualifizierung muss ein zentraler Baustein zur Sicherung des Fachkräftebedarfs im Land Bremen sein, der von Unternehmen und Arbeitnehmern angegangen und durch die Politik unterstützt wird. Bremische Unternehmen benötigen verstärkt Fachkräfte, um die für den technologischen Wandel notwendigen Innovations- und Transformationsprozesse gestalten zu können. Dafür müssen auch klimaschutzrelevante Inhalte beispielsweise zur Dekarbonisierung des Fahrzeugbaus und der Zulieferindustrie, zur Umstellung auf Wasserstofftechnologie, Elektromobilität und Windkraft verstärkt in der beruflichen Weiterbildung berücksichtigt werden. Die Handelskammer Bremen begrüßt daher den geplanten „Campus für Aus- und Weiterbildung für Transformation und Innovation im Bereich Klimaschutz“. Wichtig ist, dass die Planungen jetzt zügig voranschreiten.

Exzellenz der Wissenschaft stärken

Die Hochschuleinrichtungen in Bremen und Bremerhaven sind für die Wirtschaft eine wichtige Quelle hervorragend ausgebildeter Arbeitskräfte. Sie spiegeln die Exzellenz in vielen Bereichen der Wirtschaft und die Internationalität des Wirtschaftsstandortes Land Bremen wider. Wissenschaftliche Expertise ist auch eine wichtiges Bindemittel dafür, dass junge Menschen nach Bremen kommen und nach dem Studium an der Weser bleiben.
  • Wissenschaft zurück an die Spitze: Die Universität Bremen muss in die Lage versetzt werden, dass sie bei der kommenden Bewerbung um die Exzellenzcluster erneut erfolgreich sein kann. In diesen Kanon wissenschaftlicher Spitzenforschung müssen auch die Hochschulen und zahlreichen außeruniversitären Forschungsinstituten in Bremen und Bremerhaven sowie die international ausgerichtete Constructor University in Bremen-Nord einbezogen sein.
  • Gesamtstrategie erforderlich: Um den Exzellenzstatus für die Universität Bremen wieder zu erreichen und den Wissenschaftsstandort Bremen insgesamt zu stärken, ist eine Gesamtstrategie des Bremer Wissenschaftsmarketings notwendig, das Hand in Hand geht mit dem Bremer und Bremerhavener Standortmarketing.
  • Bremische KI-Kompetenz konsequent ausbauen: Unser Bundesland nimmt bei der Entwicklung und Forschung zur Künstlichen Intelligenz eine Spitzenposition ein. Dies belegt eine Vielzahl an Bremer Forschungsprojekten und Produkten mit KI-Technologien. Zunehmend wichtiger wird die intensive Vernetzung der zahlreichen Akteure. Initiativen wie das Cluster für Künstliche Intelligenz „Bremen AI“ gemeinsam mit dem Branchenverband bremen digitalmedia leisten einen wertvollen Beitrag, die Kompetenzen von Wirtschafts- und Wissenschaftsunternehmen zu bündeln und weitere Talente anzuwerben.