Verteidigungsindustrie in Deutschland mit Fokus auf Bremen und Bremerhaven

Die Verteidigungsindustrie ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Wirtschaft und leistet einen wesentlichen Beitrag zur technologischen Innovation und Sicherheit. Besonders Bremen und Bremerhaven nehmen in diesem Kontext eine wichtige Rolle ein, da sie sich auf hochspezialisierte Technologien und maritime Kompetenzen konzentrieren. Hier finden Sie einen Überblick über die Verteidigungsindustrie in Deutschland und die spezifischen Potenziale und Herausforderungen in Bremen und Bremerhaven auf Basis aktueller Entwicklungen, Gesetzesinitiativen und strategischer Papiere.

Deutschland: Ein Überblick über die Verteidigungswirtschaft

Wirtschaftliche Bedeutung

  • Umsatz: Mit einem jährlichen Umsatz von mehreren Milliarden Euro gehört die Verteidigungsindustrie zu den zentralen Wirtschaftsbereichen Deutschlands. Im Jahr 2023 beliefen sich die deutschen Rüstungsexporte auf rund 6,2 Milliarden Euro.
  • Beschäftigung: Die Branche beschäftigt mehr als 200.000 Menschen direkt oder indirekt.
  • Regionale Zentren: Die Rüstungsindustrie ist in verschiedenen Bundesländern verteilt, mit Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen als wichtigen Zentren. Aber auch in anderen Bundesländern, wie z. B. Bremen, Hamburg, Hessen und Schleswig-Holstein, gibt es bedeutende Rüstungsunternehmen. Viele dieser Unternehmen sind sowohl in der Produktion von militärischen Gütern als auch in zivilen Bereichen tätig.

Strategische Schwerpunkte

Deutschland investiert gezielt in folgende Technologien:
  • Luft- und Raumfahrt: Militärflugzeuge, Drohnentechnologie und Satellitenkommunikation.
  • Cybersecurity: Schutz der IT-Infrastrukturen und Entwicklung von Dual-Use-Technologien (zivil-militärisch einsetzbar).
  • Maritime Technologien: Schiffbau, U-Boot-Technik und Küstenschutzsysteme.

Bremen und Bremerhaven: Schlüsselstandorte in der Verteidigungsindustrie

Stärken der Region

Bremen ist ein anerkanntes Zentrum für die Luft- und Raumfahrt mit einem starken Fokus auf Verteidigungstechnologien. Airbus Defence and Space als einer der führenden Hersteller von Militärflugzeugen und Satelliten unterhällt eine wichtige Niederlassung in Bremen. Das weltweit renommierte Raumfahrtunternehmen OHB SE mit Expertise in Satellitentechnik und Weltraumfähigkeiten hat hier seinen Hauptsitz. Weitere bedeutende Firmen wie Rheinmetall oder ATLAS ELEKTRONIK, die führend in der Unterwassertechnologie, etwa bei Ortungssystemen und der U-Boot-Abwehr sind, sind weitere renommierte Unternehmensbeispiele.
Bremerhaven ist für seine maritime Ausrichtung bekannt und spielt eine zentrale Rolle in der Entwicklung verteidigungsbezogener Technologien. Forschungseinrichtungen wie das Alfred-Wegener-Institut (AWI) und das Deutsche Zentrum für Marine Wissenschaften sind wichtige Partner für maritime Sicherheitsforschung.

Politische Entwicklungen und strategische Schwerpunkte aus aktuellen Dokumenten

Neue Investitionsmöglichkeit durch Grundgesetzänderung

Im März 2025 beschlossen Bundestag und Bundesrat eine Grundgesetzänderung, die Verteidigungsausgaben von über 1 % des BIP von der Schuldenbremse ausnimmt. Bremen sieht hierin große Chancen für seine Wirtschaft:
  • Technologieoffensive: Investitionen in Schlüsseltechnologien wie vernetzte Systeme, Drohnen und Raumfahrtfähigkeiten.
  • Rüstungsaufträge für Bremen: Die Initiative betont, dass Unternehmen des Landes aktiv in bundesweite Verteidigungsprojekte eingebracht werden sollen.
Dabei existieren auch Herausforderungen für Bremen, denn das Dokument hebt bedeutende Hindernisse hervor:
  • Gewerbeflächen: Ein Mangel an erschlossenen Gewerbeflächen führt dazu, dass Unternehmen wie Rheinmetall Projekte nicht in Bremen, sondern in anderen Regionen (z. B. Weeze in NRW) ansiedeln.
  • Zivilklausel und Forschung: Die Zivilklausel des Bremischen Hochschulgesetzes behindert eine zivil-militärische Kooperation in der Forschung und Entwicklung (FuE)
Norddeutsche Wirtschaftsorganisationen legen einen besonderen Schwerpunkt auf:
  1. Investitionen in militärtaugliche Verkehrsinfrastruktur: Bedeutung von Häfen wie Bremerhaven sowie Straßen- und Schienenverbindungen.
  2. Schutz kritischer Infrastruktur: Ausbau der Sicherheitsmaßnahmen in Nord- und Ostsee, insbesondere für Offshore-Anlagen und Häfen.
  3. Förderung der Verteidigungsindustrie: Schnellere Genehmigungsverfahren und Abbau von bürokratischen Hürden.
  4. Abschaffung von Zivilklauseln: Die norddeutsche Wirtschaft fordert die Aufhebung von Regelungen, die eine Kooperation zwischen ziviler und militärischer Forschung einschränken.

Herausforderungen und Handlungsfelder

Ein zentrales Thema in Bremen und Bremerhaven ist der Fachkräftemangel, sowohl für die Wirtschaft als auch für die Bundeswehr.
  • Bessere Berufsorientierung: Frühzeitige Einbindung von Unternehmen der Verteidigungsindustrie und der Bundeswehr in Schulen.
  • Praktika und Weiterbildung: Förderung dualer Ausbildungsmöglichkeiten in sicherheitsrelevanten Berufen.
Die Verfügbarkeit geeigneter Gewerbeflächen ist ein zentrales Problem:
  • Allgemeine Kapazitätsausweitung erfolgt schneller als geplant und erfordert neben personellen auch zusätzliche räumliche Ressourcen.
  • Beispiel Rheinmetall: Die Ansiedlung eines Produktionswerks für den F-35-Kampfflugzeugrumpf scheiterte 2023 aufgrund fehlender Flächen.
Bürokratische Hindernisse schränken sowohl die Wirtschaft als auch Verteidigungsprojekte ein. Dies wurde insbesondere in der Gemeinsamen Erklärung der norddeutschen Wirtschaft unterstrichen.

Strategien für die Zukunft

  • Koordination: Akteure aus Politik, Wirtschaft und Forschung vernetzen.
  • Entwicklung: Gewerbeflächen erschließen und Forschungskooperationen fördern.
  • Monitoring: Fortschritte bei Ausbauprojekten und Maßnahmen überwachen.
  • Förderung der Dual-Use-Technologien: Die Kombination militärischer und ziviler Forschung eröffnet neue Marktpotenziale und wird als strategisches Wachstumsfeld identifiziert. Branchen wie Cybersicherheit, Künstliche Intelligenz und medizinische Technologie können hiervon profitieren.

Fazit

Bremen und Bremerhaven bieten enorme Potenziale in der deutschen Verteidigungsindustrie. Mit ihren Kompetenzen in Luft- und Raumfahrt sowie maritimer Sicherheit könnten sie zentrale Beiträge zur nationalen Verteidigungsstrategie leisten. Allerdings stehen die Städte vor Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Infrastrukturproblemen und politischen Einschränkungen wie der Zivilklausel.
Durch gezielte Maßnahmen wie den Ausbau der Infrastruktur und die Förderung von Dual-Use-Technologien könnte die Region deutlich an Bedeutung gewinnen. Aktuelle politische Entwicklungen und Initiativen, wie die Grundgesetzänderung und der Schulterschluss der norddeutschen Wirtschaft, bieten eine einmalige Chance, Bremen und Bremerhaven zu stärken und noch erfolgreicher im Verteidigungssektor zu positionieren.

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