Rückblick zur Tagung "Potenziale einer Circular Economy für mittelständische Unternehmen" am 15. August 2024
Unter der Überschrift „Potenziale einer Circular Economy für mittelständische Unternehmen“ haben am 15. August 2024 die Handelskammer Bremen, die Handwerkskammer Bremen und die Partnerschaft Umwelt Unternehmen zur mittlerweile zweiten Fachtagung Kreislaufwirtschaft eingeladen. Mit rund 65 Besucherinnen und Besuchern fand auch diese Reihe, dieses Mal in den Räumen der Handwerkskammer, wieder breite Zustimmung. Im Mittelpunkt standen dieses Mal konkrete Anwendungsfälle für zirkuläre Lösungen in mittelständischen Unternehmen. Neben unterschiedlichen Themen wie Vermeidung, Recycling oder Refurbishment standen dabei auch unterschiedliche Branchen im Fokus, von der Hotellerie über das produzierende Gewerbe bis hin zu Dienstleistern.

In seiner einführenden Keynote stellte Christian Dinter (Rodiek) vor, wieso wir von Circular Economy statt Kreislaufwirtschaft sprechen und was in diesem Zusammenhang eigentlich cradle-to-cradle ist. Mit einer Aufzählung von acht Thesen umriss er zudem Ansatzpunkte, wie zirkuläre Maßnahmen in einem Unternehmen umgesetzt werden können und welche Hindernisse für diesen Change zu überwinden sind.
Im Anschluss stellte Dr. Florian Siedenburg (Ecocool GmbH) vor, wie im Verpackungsbereich mehr Nachhaltigkeit angestrebt wird. Er betonte dabei, dass Mehrweglösungen oder recycelbare Verpackungen zwar möglich sind, der CO2-Fußabdruck beispielsweise durch Reinigung und Leertransporte aber nicht außer Acht gelassen werden dürfe, um wirklich einen nachhaltigen Mehrwert zu schaffen. Dass der Abfall am besten ist, der gar nicht erst entsteht, führte danach Tim Hoffmann (Radisson Blu Hotel) aus und stellte die Maßnahmen vor, wie Food Waste in der Küche reduziert wird. Neben KI-Lösungen zur Einkaufsoptimierung wird hier zudem auf bessere Portionierung am Buffet und die Spende von Resten gesetzt, um möglichst wenig wegwerfen zu müssen.
Über die „nachhaltigste Fassade Deutschlands“ berichtete danach Christophe Lenderoth (Lenderoth GmbH). Der Betrieb für Glasfassaden und Metallbau hat am eigenen Standort exemplarisch gezeigt, wie eine ganze Fassade aus recyceltem Material gebaut werden kann. Ein Leuchtturmprojekt, das nicht zuletzt durch den Besuch der Bundesbauministerin bundesweit Beachtung gefunden hat. Andree Meinken (Becker Putztextilien GmbH) ergänzte den thematischen Block um eine Präsentation, wie Putzlappen aus Alttextilien hergestellt werden, wie diese in einem Rücknahmesystem im Kreislauf geführt werden und wie bei der Reinigung zudem der Wasserverbrauch reduziert wird.
Nach einer Pause mit vielen guten Gesprächen und neuen Kontakten setzte John Toft (TheKnot- Group) die Vorträge mit einer Vorstellung von drei Produkten fort, deren Design nachhaltige Materialien, vielfältige Anwendungen und nachhaltige Eigenschaften zusammenbringt. Ebenfalls das Produktdesign in den Vordergrund stellte anschließend Finn-Maximilian Hillen (Recozy GmbH), indem er die Fertigung von Möbeln aus Rezyklaten mittels 3D-Druck vorstellte. Die additive Fertigung ermöglicht nicht nur eine deutliche Reduktion der Prozessschritte, sondern auch 100% Zirkularität der Produkte.
Wie biobasierte Materialien die Klebstoffwelt nachhaltiger machen können, erläuterte Jan Hunke (Bühnen GmbH). Neben neuen Materialien, um die erdöllastige Branche auf einen klimafreundlichen Pfad zu führen, bereitet das Unternehmen seine Maschinen außerdem wieder auf vertreibt diese als refurbished sehr erfolgreich. Die Rücknahme und Aufbereitung von Produkten wird zudem auch bei Rotek GmbH praktiziert, wie Uwe Rastetter am Beispiel der produzierten Elektromotoren aufzeigte.
Den Abschluss der Tagung bildete ein gemeinsamer Vortrag von Sandra Wagner-Endres (Deutsches Institut für Urbanistik), die per Videobeitrag ein Forschungsprojekt vorstellt, in dem sich zahlreiche Kommunen zusammengeschlossen haben, um sich auf den Weg Richtung Kreislaufwirtschaft zu machen. Dass auch Bremen Teil dieses Projektes ist und die Erarbeitung einer Kreislaufstrategie anstrebt, stellte Barbara Schröder (Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft vor). Eine Übersicht über die gesetzlichen Rahmenbedingungen, von der Ökodesignverordnung über die CSRD bis hin zum Verpackungsgesetz, bildete den Abschluss der Vortragsreihe.
Die Vortragsfolien können auf Nachfrage (kruse@handelskammer-bremen.de) zur Verfügung gestellt werden.
