Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie beschlossen
Rohstoffe verursachen oft hohe Kosten – für die Umwelt, das Klima und für die Wirtschaft. Eine Wirtschaft, die immer mehr neue (primäre) Rohstoffe braucht, ist auf Dauer weder ökonomisch noch ökologisch tragfähig. Die Wirtschaft der Zukunft wird eine Kreislaufwirtschaft sein und den Wert von Rohstoffen und Produkten so lange wie möglich erhalten. Das schützt Umwelt und Klima, macht die Versorgung mit Rohstoffen sicherer und nutzt so der Wirtschaft sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern. Zu diesem Zweck hat das Bundeskabinett am 4. Dezember 2024 eine Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) beschlossen.
Was ist die NKWS?
Die Strategie bündelt alle Ziele und Maßnahmen der Bundesregierung auf dem Weg zu einer umfassenden Kreislaufwirtschaft. Alle Stationen des Kreislaufs werden dabei berücksichtigt: die Gestaltung von Produkten, die Auswahl der Materialien, die Produktion, die möglichst lange Nutzungsphase und schließlich die Wiederverwendung oder das Recycling. Die NKWS soll dazu beitragen, dass Abfall möglichst gar nicht erst entsteht. Das kann gelingen, wenn Produkte klug designt, länger nutzbar und einfacher zu reparieren sind und indem alle Rohstoffe soweit es geht im Kreislauf geführt werden, von Baustoffen über Textilien bis hin zu Industriemetallen. Das ist technisch möglich und auch wirtschaftlich sinnvoll.
Die NKWS wurde auf Grundlage eines breit angelegten Dialogs mit einer Vielzahl von Akteuren aus der gesamten Wertschöpfungskette erarbeitet. Sie schafft den Rahmen dafür, dass Deutschland die Chancen der Kreislaufwirtschaft für sich nutzen und global seine Technologieführerschaft in der Kreislaufwirtschaft ausbauen kann. Dem Qualitätsversprechen „Made in Germany“ wird mit „Circularity made in Germany“ neue Strahlkraft verliehen. Diesen Prozess wollen wir mit allen Beteiligten gemeinsam weiter vorantreiben
Welche Ziele verfolgt die NKWS?
- Verbrauch neuer (primärer) Rohstoffe verringern. Derzeit verbrauchen wir in Deutschland jährlich gut 16 Tonnen Rohstoffe pro Kopf, für Konsum und wirtschaftliche Investitionen. Bis 2045 soll der jährliche Verbrauch pro Kopf deutlich sinken. Dabei dient der Vorschlag des International Resource Panel unter dem Dach des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), weltweit bis 2050 eine durchschnittliche Intensität des Rohstoffverbrauchs von 6 – 8 Tonnen pro Kopf und Jahr zu erreichen, als eine Orientierung. Mit der Umsetzung haben wir bereits begonnen. Denn mit der 3 von 4 | www.bmuv.de Energiewende, dem Ausstieg aus der Kohleverbrennung, mehr ressourcensparendem Leichtbau und der Stärkung von Recycling und Abfallvermeidung haben wir schon viele wichtige Hebel in Bewegung gesetzt.
- Stoffkreisläufe schließen. Derzeit sind nur 13 Prozent der in Deutschland eingesetzten Rohstoffe schon einmal genutzte, wiederaufbereitete Rohstoffe, sogenannte Sekundärrohstoffe. Die verbleibenden 87 Prozent sind neu abgebaute (Primär)Rohstoffe. Wir greifen das EU-Ziel auf, den Anteil der Sekundärrohstoffe am Rohstoffverbrauch bis 2030 zu verdoppeln, und werden bei allen wichtigen Stoffströmen – Baustoffen, Kunststoffen, vielen Metallen – die Nutzung wieder aufbereiteter Rohstoffe erheblich steigern.
- Unabhängigkeit von Rohstoffimporten stärken. Mit dem Critical Raw Materials Act verfolgt die EU das Ziel, 25 Prozent des Bedarfs an strategischen Rohstoffen bis 2030 durch Recycling zu decken. Die NKWS trägt dazu bei, dass dieses Ziel erreicht wird. Das hilft unserer Wirtschaft, auch in der neuen geopolitischen Lage, Industrierohstoffe für die Märkte der Zukunft zu sichern.
- Abfall vermeiden. Pro Kopf sollen bis zum Jahr 2030 zehn Prozent und bis zum Jahr 2045 20 Prozent weniger Abfall produziert werden, jeweils im Vergleich zum Jahr 2020.
Welche Maßnahmen enthält die NKWS?
Die Strategie enthält ein ganzes Bündel von Maßnahmen, um die oben genannten Ziele zu erreichen – von Gesetzesinitiativen, dem Einsatz digitaler Technologien über öffentliche Beschaffung bis zu Förderprogrammen, Forschung, Qualifizierung, und Wissenstransfer. Die Maßnahmen berücksichtigen alle relevanten Bereiche der Kreislaufwirtschaft. Zum Beispiel:
- Produktdesign neu ausrichten und Industrieprozesse zirkulär denken – denn wie gut der Kreislauf funktioniert, entscheidet sich schon bei der Gestaltung der Produkte. Diese müssen ressourceneffizient produziert und zirkulär gestaltet sein. In Zukunft sollen immer mehr Produkte, die auf den EU-Binnenmarkt kommen, von vornherein langlebig, reparierund recycelbar sein – vom Kühlschrank über das Smartphone bis zur Jeans. Dafür setzt sich die Bundesregierung bei der Ausgestaltung und Umsetzung der europäischen Ökodesign-Richtlinie und der neuen Ökodesign-Verordnung ein.
- Nachhaltigen Konsum fördern – damit Verbraucherinnen und Verbraucher sich für Kreislaufwirtschaft entscheiden können. Viele Menschen wünschen sich, dass Produkte lange halten und besser reparierbar sind. Die Bundesregierung wird deshalb das europäische Recht auf Reparatur wirksam umsetzen und Reparaturinitiativen in Deutschland fördern. Damit umweltfreundliche und ressourcenschonende Produkte beim 4 von 4 | www.bmuv.de Kauf klar erkennbar sind, setzt sich die Bundesregierung weiter gegen Greenwashing ein und unterstützt zum Beispiel die Schaffung eines Umweltzeichens für ressourceneffiziente Software.
- Digitalisierung stärken – denn digitale Informationen sind das A und O, damit die einzelnen Teile des Kreislaufs ineinandergreifen können. Und: Digitalisierung und neue Datenräume sind ein Technologietreiber. Der digitale Produktpass ist dabei das zentrale Instrument. Er soll alle relevanten Informationen zum Produkt enthalten, zum Beispiel zu den verwendeten Materialien und zur Reparatur. Deutschland setzt sich dafür ein, dass der Pass bis 2030 für alle wichtigen Produktgruppen EU-weit eingeführt wird.
- Öffentliche Beschaffung als Hebel nutzen – Bund, Länder und Kommunen sind wichtige Akteure auf dem Markt. Wenn sie alle zusammen als öffentliche Hand langlebige, effiziente und kreislauffähige Produkte nachfragen, wird auch das Angebot von solchen Produkten steigen. Gleichzeitig zeigen sie auch anderen Marktakteuren, was möglich und was langfristig wirtschaftlich ist. Das betrifft den Kauf von Computern genauso wie den Bau von öffentlichen Gebäuden. So können Gebäude aus recycelten Sekundärrohstoffen entstehen und bestehende Bauteile auch bei Sanierungen wiederverwendet werden. Deshalb wollen wir alle rechtlichen Vorgaben und Beschaffungsleitlinien auf eine Beschaffung nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft ausrichten.
- Schließung von Stoffkreisläufen vorantreiben – die Potenziale sind nach wie vor in vielen Bereichen groß und der Nutzen gerade auch für unsere Industrie erheblich. Wir wollen daher den bestehenden Rechtsrahmen Schritt für Schritt weiterentwickeln, u.a. mit Rezyklateinsatzquoten auf EU-Ebene und neuen Initiativen zur Sicherung strategischer Industrierohstoffe durch Recycling.
Weitere Informationen
Die DIHK merkt zur NKWS an, dass vor allem die Praxistauglichkeit beachtet werden müsse, um einen echten Mehrwert zu schaffen. Zudem sollte die Bürokratielast zusätzlicher Maßnahmen auf ein Minimum reduziert werden.
Die vollständige Strategie ist hier zu finden.
Weitere Informationen zu Maßnahmen, den einzelnen Handlungsfeldern, Veranstaltungen und überregionalen Netzwerken finden sich hier.
Quelle: BMUV.