Krisen bremsten Erholung in der Tourismusbranche aus

Die Ergebnisse der aktuellen IHK-Saisonumfrage Tourismus sind ernüchternd: Das Ostergeschäft und die zurückliegende Herbst- und Wintersaison fielen in der Tourismusbranche im Bezirk der IHK Braunschweig schlechter aus als erwartet. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen war mit der Geschäftsentwicklung nicht zufrieden.
Während Herbst und Winter noch unter dem Infektionsgeschehen der Coronavariante Omikron litten, so verhagelten vielen Anbietern zu Ostern die drastisch gestiegenen Energiekosten infolge des Krieges in der Ukraine das Geschäft. Die Umsatzentwicklung konnte nicht an die Erholung zum Ende der Sommersaison anknüpfen. Auch haben die Geschäftsreisen in unserer Region noch längst nicht wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht, da Veranstaltungen und auch Messen nicht oder mit zeitlicher Verschiebung stattfinden.
Viele Betriebe, die auf ein baldiges Ende der Coronamaßnahmen gesetzt haben, hat die neuerliche Krisenentwicklung kalt erwischt. Die Auslastung hat sich teilweise weiter verschlechtert. Da ein baldiges Kriegsende in der Ukraine nicht abzusehen ist und die Gäste ihr Geld nur einmal ausgeben können (und zwangsläufig für Energie ausgeben müssen), sind auch die Erwartungen an die diesjährige Sommersaison eher verhalten optimistisch. Die aktuell hohe Inflation zwingt auch Gastronomen und Hoteliers sowie touristische Dienstleister ganz überwiegend zu Preisanpassungen.
Bei den Reisebüros und Reiseveranstaltern fiel das Ergebnis der Umfrage etwas besser aus – insgesamt aber auch noch nicht gut. Einerseits profitieren diese Anbieter von einem gewissen Nachholbedarf der Gäste, anderseits sind Inflation und Krisenstimmung hier ebenfalls angekommen. Immerhin haben hier die Buchungen im Bereich Outgoing zuletzt doch wieder deutlich zugelegt. Infolge eines sich abschwächenden Pandemiegeschehens sind in diesem Segment auch der Optimismus und die Geschäftserwartungen etwas positiver gestimmt – und dies trotz einem eindeutigen Trend zu steigenden Preisen.
Als größte wirtschaftliche Risiken werden an erster Stelle die Energiekosten genannt. Aber gleich danach werden gestiegene Arbeitskosten angegeben, was zum Teil auch mit der deutlichen Anhebung des Mindestlohns korrespondiert. Der Fachkräftemangel hat sich nicht abgeschwächt. Große Sorgen macht sich ein großer Teil der Befragten infolge wirtschaftspolitischer Risiken, die sich beispielsweise aus den gegen Russland verhängten Sanktionen ergeben könnten. So könnten die Energiepreise noch einmal deutlich ansteigen oder im schlimmsten Fall eine Versorgungssicherheit gefährden. Die Beschäftigungssituation in den Betrieben erweist sich gegenwärtig als weitgehend stabil. Betriebliche Investitionen werden aktuell teils reduziert, teils auf Eis gelegt und nur noch selten in nennenswertem Umfang durchgeführt. Das Hauptmotiv für Investitionen sind dabei notwendige Maßnahmen zur Modernisierung und Renovierung; darauf folgen Produktinnovationen und Investitionen zum betrieblichen Umweltschutz.
Die COVID 19-Pandemie hat neben Nachfrageeinbrüchen auch zur Abwanderung von Mitarbeitern und zu erheblichen Auftragsstornierungen geführt. In Sachen Pandemie rechnen rund 40 Prozent der Umfrageteilnehmer im 2. Halbjahr 2022 mit einer Rückkehr zur Normalität; demgegenüber sind etwa 30 Prozent diesbezüglich pessimistisch. Zwei von drei Betrieben können offene Stellen länger als zwei Monate nicht besetzen. Der Personalmangel hat weitreichende Folgen: Von einer Mehrbelastung des vorhandenen Personals über steigende Arbeitskosten bis hin zur Einschränkung des Angebots und erheblichen Mehrkosten für das Anwerben neuer Mitarbeiter.