Unternehmenssicherung

Wie Sie als Unternehmer Krisen erfolgreich bewältigen können

Die Corona-Pandemie stellt viele Unternehmen vor große, wirtschaftliche Herausforderungen: Betriebe bleiben geschlossen, Ausstellungen, Messen, Märkte und andere Veranstaltungen finden nicht statt, Kunden und Auftraggeber stornieren Aufträge, Reisen oder andere geschäftliche Transaktionen und die Industrie, der Handel sowie das Dienstleistungsgewerbe haben zum Teil mit massiven Umsatzrückgängen zu kämpfen. Gerade in dieser Ausnahmesituation geht es darum, die Existenz des eigenen Unternehmens zu sichern. Und hierzu möchten wir als IHK Braunschweig beitragen und Ihnen eine konkrete Hilfestellung anbieten.

Berater können helfen – Beratungsförderung macht Hilfe bezahlbar

Wussten Sie, dass die IHK Braunschweig Regionalpartner für ein Beratungsförderprogramm des Bundes ist? Gemäß der „Rahmenrichtlinie zur Förderung unternehmerischen Know-hows“ können sowohl „junge und neu gegründete Unternehmen“ als auch „Bestandsunternehmen“ und insbesondere „Unternehmen in Schwierigkeiten“ Zuschüsse zu den Beratungskosten fachlich versierter Berater erhalten. Betriebswirtschaftliche Berater haben es häufig mit der Bewältigung von Veränderungsprozessen und Krisen in den von Ihnen betreuten Unternehmen zu tun. Sie besitzen insofern Erfahrung, betrachten die Situation mit einem kritischen Blick von außen und sind emotional natürlich erheblich weniger involviert als der Unternehmer selbst.
Das Verfahren der Beratungsförderung wird über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, kurz BAFA, abgewickelt. Die Zuschüsse sehen Fördersätze zwischen 50 Prozent und 90 Prozent der Beratungskosten vor. Bevor Sie einen Antrag stellen können, müssen Sie mit einem Regionalpartner – zum Beispiel mit uns – ein Gespräch führen, in dem Ihnen das Antragsverfahren detailliert erläutert wird. Im Nachgang hierzu erhalten Sie eine Bescheinigung, die das Informationsgespräch dokumentiert und die Sie dann in dem elektronischen Antragsverfahren hochladen müssen. Detaillierte Hinweise zu der Beratungsförderung finden Sie auf der Internetseite des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.

Was Sie selbst tun können

Zunächst einmal einen kühlen Kopf bewahren. Das ist leichter gesagt als getan, wenn die Löhne und Sozialversicherungsbeiträge der Mitarbeiter bezahlt werden müssen, Miet- oder Pachtzahlungen heranstehen, Lieferanten ihr Geld haben wollen und der Kontokorrentkredit bei der Hausbank bereits erschöpft ist.  Machen Sie sich klar, dass die häufigsten Insolvenzgründe Zahlungsunfähigkeit oder drohende Zahlungsunfähigkeit sind. Um im Falle eines Liquiditätsengpasses das Unternehmen zu sichern, ist ein offener und vertrauensvoller Dialog mit Mitarbeitern, Lieferanten, der Hausbank, Vermietern und anderen Beteiligten anzustreben. Möglicherweise kann durch eine Stundung, längere Zahlungsziele, Ratenzahlungen oder eine Aufstockung der Kreditline die Situation entlastet werden.

Mehr Liquidität in Krisensituationen – aber wie?

Die Betriebswirtschaftslehre kennt eine Reihe von Instrumenten zur kurzfristigen Liquiditätsoptimierung. Gemäß dem altbekannten Grundsatz „Liquidität vor Rentabilität“ müssen zur Erreichung von Liquiditätszielen manchmal Nachteile im Hinblick auf die Rentabilität in Kauf genommen werden. Dies betrifft beispielsweise die Freisetzung bestehender Liquiditätsreserven. Möglicherweise besitzen auch Sie in Ihrem Unternehmensvermögen oder in Ihrem Privatvermögen Wertpapiere, die Sie veräußern, also kurzfristig zu Geld machen können – auch wenn dies bei einem schlechten Kursverhältnis schmerzlich sein sollte. Und wie sieht es mit Ihrem Betriebsvermögen aus? Machen Sie doch einmal eine kritische Bestandsaufnahme. Gibt es in Ihrem Betrieb ungenutzte Produktions- oder Lagerstätten? Sind eventuell nicht mehr betriebsnotwendige Maschinen, Fahrzeuge, Werkzeuge oder sonstige technische Anlagen oder Einrichtungen vorhanden? Gibt es vielleicht immaterielle Vermögensgegenständige, Patente, Gebrauchsmuster oder Firmenanteile, von denen Sie sich trennen können? Ein Erfolg versprechender Schlüssel, um kurzfristig mehr Liquidität zu schaffen, kann in der Veräußerung nicht (mehr) betriebsnotwendigen Vermögens liegen. Und sogar ein Herunterfahren der Kapazität kann in einigen Fällen sinnvoll sein, wenn dadurch Ressourcen freigelegt werden können.

Häufig vernachlässigt: Das betriebliche Forderungs- und Finanzmanagement

Es gibt nicht wenige Fälle, bei denen an althergebrachten Gewohnheiten festgehalten wird, ohne sich Gedanken über Verbesserungspotentiale zu machen. Solange ein Geschäft gut läuft, regelmäßig Umsätze und Gewinne erzielt werden, wird das Forderungs- und Finanzmanagement selten kritisch hinterfragt. In einer Krise ist das anders. Die Liquidität lässt sich häufig auch verbessern, indem Rechnungen einfach schneller geschrieben werden. Oder es werden Anreize geschaffen, damit die eigenen Rechnungen schneller bezahlt werden, zum Beispiel eine Skontostaffel. In vielen Fällen wird man mit den Kunden offen über veränderte Zahlungsbedingungen sprechen können. Bei größeren Auftragssummen sind die Vereinbarungen von Vorauszahlungen oder Abschlagszahlungen zu prüfen. Liegen bereits schlechte Erfahrungen vor, kann auch der Abschluss einer Forderungsausfallversicherung in Betracht gezogen werden. Gehen Zahlungen regelmäßig verspätet ein, sollte die Einrichtung eines mehrstufigen Mahnwesens geprüft werden. Demgegenüber ist zu empfehlen, im Rahmen einer systematischen Liquiditätsplanung die Fälligkeiten regelmäßig auszuwerten.

Kreditalternativen prüfen

Um im Falle einer ungünstigen Umsatz- und Ertragsentwicklung die betriebliche und/oder private Verschuldung nicht noch weiter anwachsen zu lassen, ist die Prüfung von Kreditalternativen zu erwägen. Auch wenn es sich für Sie noch ungewohnt ist, haben schon einmal in Betracht gezogen, Fahrzeugen, EDV oder Maschinen zukünftig zu leasen? Zum Teil gibt es auch Mietkauf-Modelle, bei denen die geleisteten Leasingraten auf einen späteren Kauf angerechnet werden können. Ist Ihr Umsatzvolumen hoch genug und spricht aus Sicht Ihrer Kundenbeziehungen nichts dagegen, kann auch ein regelmäßiger Verkauf Ihrer Kundenforderungen vor Ablauf des vereinbarten Zahlungsziels an ein auf gewerbliches Factoring spezialisiertes Unternehmen unter Liquiditätsgesichtspunkten durchaus Sinn machen.

Betriebsnotwendiges Vermögen verringern – Lagerhaltung reduzieren

Wenn Sie im produzierenden Gewerbe oder im Groß- oder Einzelhandel unternehmerisch arbeiten, dann sind womöglich erhebliche Beträge in Ihrem Material- oder Warenlager gebunden. Durch eine zeitgenaue Produktions- und Vorratsplanung „just in time“ lassen sich hier unter Umständen erhebliche Einsparungen erreichen. Oder wann haben Sie zuletzt geprüft, ob ihr Lagerbestand unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten tatsächlich optimal ist? Mit Hilfe des technischen Fortschritts und unter Einbindung fachlich versierter Berater besteht hier gegebenenfalls erhebliches Einsparpotential. Bei Handelsbetrieben kann eventuell auch – soweit dies praktikabel ist – durch eine teilweise Umstellung auf Kommissionsware die Kapitalbindung nachhaltig gesenkt werden.