Freiwilliger Nachhaltigkeitsstandard: Überblick VSME (Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed SMEs)

In der Praxis müssen sich oft auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung auseinandersetzen. Die EU-Kommission hat nun eine Empfehlung für einen freiwilligen KMU-Standard herausgegeben. Dieser "Voluntary SME-Standard" (VSME) könnte kleineren Betrieben helfen, den Anfragen ihrer Geschäftspartner nach Nachhaltigkeitsinformationen in der Wertschöpfungskette nachzukommen und ihre Nachhaltigkeitsziele und -projekte einfacher darzustellen.

Woher kommt der VSME-Standard?

Die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) hatte den Auftrag der EU-Kommission erhalten, einen freiwilligen Standard für die mittelbar betroffenen KMU in der Wertschöpfungskette zu entwickeln.

Chancen vs. Risiken des VSME-Standards

Da der VSME-Standard freiwillig ist, hängt sein Erfolg von der Akzeptanz durch Erstellende (KMU) und Nutzende (Unternehmen in der Wertschöpfungskette, Investoren, Banken) ab. Eine hohe Akzeptanz kann durch die Bereitstellung von Tools gefördert werden, die den Berichtsprozess für KMU erleichtern.

Für wen eignet sich der VSME?

Der VSME ist relevant für:
  • KMU ohne Kapitalmarktorientierung, die freiwillig berichten wollen
  • KMU mit ESG-Anfragen von Banken, Kunden oder Geschäftspartnern
  • Unternehmen mit erwarteter CSRD-Pflicht im Mittelstand
  • Zulieferer großer Unternehmen mit ESRS-Anforderungen für KMU

Warum der VSME ein guter Einstieg in das ESG-Reporting ist

Viele kleine und mittlere Unternehmen möchten ihre Nachhaltigkeitsleistungen transparenter machen – wissen aber nicht, wo Sie anfangen sollen. Der freiwillige VSME-Standard bietet einen praxisnahen und strukturierten Einstieg in die ESG-Berichterstattung – ohne dabei zu komplex zu sein.

Wie sieht der Inhalt des VSME aus?

Der Standard basiert auf einem modularen Aufbau mit zwei Berichtsoptionen:
  • Basismodul (B1-B11): Mindestanforderungen für Kleinstunternehmen
  • Zusatzmodul (C1-C9): freiwillige Inhalte für tiefer gehende Informationen
Es umfasst rund 140 Datenpunkte, je ein Drittel:
  • entspricht den ESRS-Datenpunkten für KMU
  • sind vereinfachte ESRS-Anforderungen
  • wurde speziell für kleine Unternehmen entwickelt

Überblick der beiden Module des VSME

Basismodul Mindestanforderungen für Kleinstunternehmen Zusatzmodul
Freiwillige Inhalte für tiefer gehende Informationen
Allgemein B1 Grundlagen für die Erstellung C1 Strategie; Geschäftsmodell & nachhaltigkeitsbezogene Initiativen
B2 Relevante Richtlinien & Praktiken für nachhaltiges Wirtschaften C2 Beschreibung der Angaben aus B2
Umwelt B3 Energie & Treibhausgasemissionen B3 um Scope-3 Emissionen ergänzen
B4 Luft-, Wasser- & Bodenverschmutzung C3 Treibhausgas-Reduktionsziele und Klimatransition
B5 Biodiversität C4 Klimarisiken
B6 Wasser
B7 Ressourcennutzung & Kreislaufwirtschaft
Soziales B8 Eigene Belegschaft C5 Ergänzende Informationen zur Belegschaft
B9 Gesundheit & Sicherheit C6 Richtlinien & Praktiken mit Blick auf die Menschenrechte
B10 Entlohnung, Tarifverträge & Schulungen C7 Schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen
Governance B11 Verurteilung & Geldstrafen für Korruption & Geldwäsche C8 Erlöse aus kritischen Sektoren
C9 Gender Diversity

Wesentlichkeit im VSME

Im Gegensatz zur CSRD/ESRS ist im VSME keine doppelte Wesentlichkeitsanalyse erforderlich. Dennoch empfiehlt sich eine vereinfachte Form zur strategischen Orientierung. Das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit wird jedoch inhaltlich berücksichtigt, etwa durch die Reflexion von Auswirkungen auf Mensch, Umwelt und Unternehmenskennzahlen.
Der VSME reduziert die Komplexität:
  • 11 Offenlegungsthemen im Basismodul (statt > 80 bei ESRS)
  • erste Wesentlichkeitseinschätzung innerhalb etwa einer Woche
  • einfache Excel-Vorlage, keine Befragung von Stakeholdern notwendig
Quelle: DIHK; VSME; IHK München (angepasst)
Stand: 12.08.2025