Ratgeber zur Vorbereitung auf den praktischen Teil der Ausbildereignungsprüfung
Dieser Ratgeber verfolgt zwei Ziele: Den Prüfungsteilnehmenden Hilfe und Sicherheit für die Erstellung der schriftlichen Vorbereitung, der Darbietung einer praktischen Durchführung bzw. Präsentation und dem Fachgespräch einer Ausbildungssituation zu geben. Sowie den Prüfenden eine Grundlage für eine objektive Bewertung und Vergleichbarkeit zu bieten.
- 1. Aufbau der Ausbildereignungsprüfung
- 1.2 Struktur des Konzeptes
- 1.3 Empfohlene Inhalte des schriftlichen Konzeptes/Erläuterungen zum pädagogischen Konzept
- 2. Praktische Durchführung einer Ausbildungssituation
- 2.1 Einstieg in die praktische Durchführung
- 2.2 Ablauf der Ausbildungssituation
- 2.3 Vertiefung, Zusammenfassung, Ausstieg
- 2.4 Umgang mit den Lernenden, Kooperation, Kommunikation und Medieneinsatz
- 3. Präsentation einer Ausbildungssituation
- 3.1 Eröffnung der Präsentation
- 3.2 Hauptteil der Präsentation
- 3.3 Abschluss der Präsentation
- 3.4 Kommunikation und Medieneinsatz
- 4. Beispiel eines Formblatts
1. Aufbau der Ausbildereignungsprüfung
Gemäß der Ausbilder-Eignungsverordnung besteht der praktische Teil der Ausbilderprüfung aus der Präsentation/der praktischen Durchführung sowie eines Fachgesprächs der Ausbildungssituation.
Die Dauer der praktischen Durchführung/Präsentation und des Fachgesprächs beträgt jeweils 15 Minuten.
Im Wesentlichen gilt …
für die praktische Durchführung einer Ausbildungssituation (max. 50 Punkte):
- Die Aufgabe muss von den zur Verfügung gestellten Lernenden zu bewältigen sein.
- Die vorgefundene Situation bildet die Grundlage für die weitere pädagogische Vorgehensweise.
- Es muss eine angemessene Ansprache der Lernenden erfolgen.
- Es muss eine flexible Begleitung des Lernprozesses stattfinden.
für die Präsentation einer Ausbildungssituation (max. 50 Punkte):
- Es findet die Präsentation einer praktischen Durchführung einer Ausbildungssituation und der vortragenden Person statt.
- Sie soll im Hinblick auf Qualität und Durchführbarkeit überzeugen.
- Sie ist mehr als ein medienunterstützter Vortrag.
- Bloßes Ablesen vom Konzept erfüllt die Anforderungen nicht.
für das Fachgespräch (max. 50 Punkte)/die Auswahl und die Gestaltung der Ausbildungssituation werden erläutert:
- Entscheidung für die praktische Durchführung/Präsentation
- Themenwahl (Ausbildungssituation)
- angestrebte Ausbildungsziele
- (Pädagogisches) Konzept (Verlaufsplanung der Ausbildungssituation)
- Methoden/-einsatz
- Maßnahmen zur Motivation der Lernenden
- Lernzielkontrollen
- (geplantes) Krisenmanagement
Die praktische Durchführung/Präsentation sollte dem Berufsbild entsprechend fachlich durchgeführt werden.
1.2 Struktur des Konzeptes
Das Konzept ist für die Prüfung hilfreich, wenn folgende Bestandteile vorliegen
- Deckblatt mit Thema, Name der Prüfungsteilnehmerin/des Prüfungsteilnehmers
- Formblatt (siehe unten)
- Inhaltsverzeichnis mit Seitenangabe
- durchnummerierte Seiten
- Auszug aus dem Ausbildungsrahmenplan des behandelten Themas
1.3 Empfohlene Inhalte des schriftlichen Konzeptes/Erläuterungen zum pädagogischen Konzept
Didaktische Analyse (bei einer Präsentation maßgeblich wichtig):
- Darstellung der Auszubildenden
- Lernort als auch die Lernzeit
- Thema der Unterweisung
- Lernziele
- Ausbildungsmethoden - Begründung für die gewählten Methoden
- Lernzielbereiche
- Schlüsselqualifikationen
- Medien und Arbeitsmittel
- Lernerfolgskontrolle
- Ablauf der Ausbildungssituation
- Motivation der Auszubildenden
Das Konzept muss in dreifacher Ausfertigung vorliegen.
2. Praktische Durchführung einer Ausbildungssituation
2.1 Einstieg in die praktische Durchführung
Eine angemessene Kontaktaufnahme findet statt, wenn folgende Kriterien berücksichtigt werden:
- ein der Situation angemessenes Erscheinungsbild
- Blickkontakt
- freundliche Begrüßung und gegenseitiges Vorstellen
- Nehmen von Befangenheit, Schaffen einer positiven Lernatmosphäre
Der Einstieg in das Thema ist Interesse weckend/motivierend, wenn
- er über ein persönliches Erlebnis, ein Fallbeispiel erfolgt.
- die Vorteile der Beherrschung der Aufgabe hervorgehoben werden.
- der Nutzen für die Ausbildung - z. B. in einem Lehrgespräch - erarbeitet wird.
Die Vorkenntnisse der Lernenden werden ermittelt, indem gefragt wird
- nach Vorkenntnissen,
- praktischen Erfahrungen oder
- sonstigen Berührungspunkten.
Die angestrebten Ausbildungsziele entsprechen, wenn
- Feinlernziele/Schlüsselqualifikationen genannt werden.
- das gewünschte Endverhalten formuliert wird.
- das erwartete Arbeitsergebnis beschrieben wird.
2.2 Ablauf der Ausbildungssituation
Für den Einstieg notwendige Grundlagen werden besprochen, wenn
- die Lernenden unter Berücksichtigung der Vorkenntnisse die erforderlichen fachlichen
(z. B. Fachbegriffe) - und organisatorischen (z. B. Arbeitsvorbereitungen) Voraussetzungen erhalten.
Der Arbeitsplatz ist situationsgerecht vorbereitet, wenn
- die Arbeitsmittel/-flächen in benötigter Menge und in angemessenem Zustand vorhanden sind.
- Störfaktoren (z. B. Nebengeräusche durch offene Fenster) ausgeschlossen sind.
Es wird zielorientiert und methodisch sinnvoll vorgegangen, wenn
- geeignete Methoden zur Erreichung der angestrebten Ausbildungsziele zum Einsatz kommen.
- der Lernprozess/die pädagogische Vorgehensweise nachvollziehbar strukturiert ist.
- didaktische Prinzipien (z. B. Praxisnähe, vom Leichten zum Schweren) berücksichtigt werden.
Die Lernenden werden frühzeitig aktiviert und angemessen gefordert, wenn
- sie von Beginn an in die Ausbildungssituation (durch Fragen, Schlussfolgerungen,
Vorschläge/Ideenäußerungen) eingebunden werden. - sie frühzeitig praktisch tätig werden können (z. B. durch Ausprobieren von Arbeitsmitteln,
Ausführen von Teilschritten). - die ermittelten Vorkenntnisse/Erfahrungen genutzt werden.
- Über-/Unterforderungen vermieden werden.
Wesentliche Schlüsselqualifikationen in der Ausbildungssituation werden gefördert und berücksichtigt
- Qualitätsbewusstsein/Sorgfalt
- Kostenorientierung
- Kommunikationsfähigkeit
- Verantwortungsbewusstsein
- Sicherheits-/Umweltbewusstsein (sofern für das Thema relevant)
- Kundenorientierung
Eine Kooperation/Kommunikation zwischen den Lernenden findet statt, wenn sie
- in Partnerarbeit ein Problem lösen.
- sich in der Ausbildungssituation gegenseitig unterstützen.
- eine gegenseitige (kommentierte) Qualitätskontrolle vornehmen.
Eine Lernerfolgskontrolle erfolgt, wenn
- die Erreichung aller angestrebten Ausbildungsziele durch geeignete Maßnahmen überprüft wird.
- individuelle Rückmeldungen über den Lernerfolg gegeben werden.
2.3 Vertiefung, Zusammenfassung, Ausstieg
Die wesentlichen Inhalte des Lernprozesses werden deutlich gemacht, wenn
- eine Wiederholung/Zusammenfassung durch die Lernenden durchgeführt wird.
- die Lernenden die Bedeutung der Anforderungen aus den angestrebten Ausbildungszielen erläutern können.
Es gibt treffende Rückmeldungen über Aktivitäten der Lernenden, wenn
- das Lern-/Arbeitsverhalten
- das vorliegende Arbeitsergebnis
- das Sozialverhalten
- ggf. Verbesserungsmöglichkeiten im Hinblick auf Leistung/Verhalten erarbeitet werden.
Eine angemessene Verabschiedung erfolgt, wenn
- die gezeigten Leistungen und damit die Unterstützung der Prüfungsteilnehmerin/des Prüfungsteilnehmers durch die Lernenden nochmals angemessen gewürdigt werden.
- gute Wünsche für den weiteren Verlauf der Ausbildung bzw. für eine bevorstehende Prüfung (je nach Situation) ausgesprochen werden.
2.4 Umgang mit den Lernenden, Kooperation, Kommunikation und Medieneinsatz
Eine Wertschätzung der Lernenden ist erkennbar, wenn
- das Verhalten durch Respekt und Anerkennung gekennzeichnet ist.
- bei Fehlentwicklungen konstruktive Kritik erfolgt.
Die Lernenden werden ausreichend unterstützt, wenn
- Möglichkeiten der Motivation genutzt werden.
- bei auftretenden Problemen individuelle Hilfe (zur Selbsthilfe) erfolgt.
Eine angemessene Sprache wird verwendet, wenn
- deutlich und flüssig gesprochen wird.
- Pausen zur Verarbeitung der Informationen eingelegt werden.
- fachliche Inhalte/Fachbegriffe ggf. "übersetzt" werden.
Eine situationsgerechte Körpersprache wird eingesetzt, wenn
- Gestik und Mimik angemessen verwandt wird.
- Blickkontakt zu den Prüfenden gehalten wird.
Medien werden gezielt eingesetzt und beherrscht, wenn sie
- den Lernprozess sinnvoll unterstützen.
3. Präsentation einer Ausbildungssituation
3.1 Eröffnung der Präsentation
Eine angemessene Kontaktaufnahme findet statt, wenn folgende Kriterien berücksichtigt werden:
- freundliche Begrüßung
- Vermittlung eines positiven Gesamteindrucks durch:
- Beherrschung der Nervosität,
- Engagement,
- Blickkontakt,
- angemessene Kleidung
Die Angaben zur Person sind ausreichend, wenn folgende Punkte erwähnt werden:
- Name, persönliche Angaben
- Unternehmen, beruflicher Werdegang, derzeitige Tätigkeit
- Beweggründe für die Ausbildung zur Ausbilderin/zum Ausbilder
- Vorstellung von der Ausbildungstätigkeit
Thema und Absichten werden verdeutlicht, wenn
- die Wahl der Präsentation begründet wird.
- vermittelt wird, was präsentiert werden soll.
- die präsentierende Person sich über ihre eigenen Absichten im Klaren ist.
Ein Überblick über den geplanten Ablauf der Präsentation erfolgt, wenn
- der Verlauf der Präsentation nachvollziehbar visualisiert wird.
3.2 Hauptteil der Präsentation
Planungsphase
Die Ausgangssituation wird ausreichend dargestellt, wenn
- Aussagen zur betrieblichen Situation getroffen werden.
- der Lernort genannt wird.
- die Zielgruppe (min. 2) , durch Alter, Vorkenntnisse, Lernverhalten beschrieben wird.
- die Arbeitsmittel- und Medienausstattung beschrieben wird.
- Arbeitsschutz- und Umweltprobleme -falls relevant- berücksichtigt werden.
Eine Beschreibung der Ausbildungsziele findet statt, wenn
- z. B. kognitive, affektive und psychomotorische Anforderungen verdeutlicht werden.
- Schlüsselqualifikationen aus Kompetenzbereichen, z. B. der Sozial- oder Methodenkompetenz formuliert werden.
- die Lernziele in ihrem Schwierigkeitsgrad auf die Auszubildenden abgestimmt sind.
- die Lernziele in dem vorgegebenen Zeitrahmen erreicht werden können.
Das pädagogische Konzept wird erläutert und begründet, wenn
- Ausbildungsmethoden angewendet werden.
- die einzelnen Lehr-/Lernschritte sachlich sinnvoll aufeinander abgestimmt sind.
- die Medien und Methoden der Anschaulichkeit und dem Lernverständnis dienen.
- die Planung mit der Beschreibung der Durchführung übereinstimmt.
Durchführungsphase (Beschreibung der praktischen Durchführung)
Der Einstieg ist motivierend und informierend, wenn
- z. B. ein Fallbeispiel erfolgt.
- die Vorteile der Beherrschung der Aufgabe hervorgehoben werden.
- der Nutzen für die Ausbildung - z. B. in einem Lehrgespräch - erarbeitet wird.
Der Arbeitsablauf wird ausreichend verdeutlicht, wenn
- der Arbeitsplatz ablaufgerecht eingerichtet bzw. nachvollziehbar beschrieben wird.
- die Tätigkeit insgesamt und in Teilschritten beschrieben wird.
- Sinn, Notwendigkeit und Bedeutung der Tätigkeit erklärt werden.
- auf mögliche Probleme wie z. B. Verständnisschwierigkeiten hingewiesen wird.
- bei der Beschreibung des Arbeitsablaufes auf Unfallverhütung, umweltbewusste Entsorgung (falls relevant), Kostenersparnis aufmerksam gemacht wird.
Die Interaktion der Beteiligten bezogen auf die angestrebten Ausbildungsziele ist nachvollziehbar beschrieben, wenn
- Aktivitäten in einzelnen Lern- und Lehrphasen klar erkennbar werden.
3.3 Abschluss der Präsentation
Das Wesentliche wird zusammengefasst bzw. wiederholt, wenn
- die Kernpunkte des pädagogischen Konzeptes zur Erreichung der angestrebten Ausbildungsziele nochmals hervorgehoben werden.
- die Bedeutung des Themas für den Ausbildungsverlauf/die Berufstätigkeit/die betrieblichen Anforderungen nochmals angesprochen wird.
Ein angemessener Ausstieg erfolgt, wenn
- Dank für die Aufmerksamkeit/das gezeigte Interesse ausgesprochen wird.
3.4 Kommunikation und Medieneinsatz
Eine angemessene Sprache wird verwendet, wenn
- deutlich und flüssig gesprochen wird.
- Pausen zur Verarbeitung der Informationen eingelegt werden.
- fachliche Inhalte/Fachbegriffe ggf. "übersetzt" werden.
Bloßes Ablesen vom Konzept erfüllt diese Anforderungen nicht!
Eine situationsgerechte Körpersprache wird eingesetzt, wenn
- Gestik und Mimik angemessen verwandt wird.
- Blickkontakt zu den Prüfenden gehalten wird.
Medien werden gezielt eingesetzt und beherrscht, wenn sie
- die Präsentation sinnvoll unterstützen.
4. Beispiel eines Formblatts
Das schriftliche Konzept der Ausbildungssituation sollte folgende Daten beinhalten:
- Name der Prüfungsteilnehmerin/des Prüfungsteilnehmers
- Bildungsträger, Kurzbezeichnung
- Datum der Prüfung
- praktische Durchführung/Präsentation
- Anerkannter Beruf, in dem ausgebildet werden soll
- Richtziel (aus dem Ausbildungsrahmenplan)
- Thema der Ausbildungssituation
- Zahl der Auszubildenden
- Dauer der Ausbildungssituation
- Erklärung des Prüfungsteilnehmenden ("Der nachfolgende Entwurf einer Ausbildungssituation umfasst … Seiten. Ich erkläre, dass ich diesen Entwurf selbständig erstellt habe.")
- Ortsangabe, Datum, Unterschrift
Der Ratgeber wurde vom Arbeitskreis AEVO erstellt (Hartwig Brunn, Klaus Hielscher, Melanie Kiehnert, Darlene Kurz, Regine Rickel).
Stand: August 2024
Stand: August 2024