Regionale Konjunktur zeigt keine neue Dynamik: Wirtschaft hofft auf Rückenwind nach der Bundestagswahl

Region Bodensee-Oberschwaben:
Der Jahresbeginn 2025 hat keine neue Dynamik für die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in der Region Bodensee-Oberschwaben gebracht. Immerhin ist die Beurteilung der Geschäftslage nicht noch weiter eingebrochen. Allerdings verharren die Erwartungen weiter tief im Minus und zeigen, dass das Vertrauen in die Politik und den Standort Deutschland vielfach verlorengegangen ist.
Bei der Beurteilung ihrer Geschäftslage durch die Unternehmen fällt auf, dass es im Vergleich zur Herbstumfrage wieder ein paar mehr Unternehmen (33 Prozent) gibt, die ihre Geschäftslage als gut einschätzen. Allerdings bewerten auch mehr Unternehmen (24 Prozent) ihre Geschäftslage als schlecht. Insgesamt bleibt deshalb die Beurteilung im Saldo annähernd stabil. „Wir sind immer noch in der Krise. Erneut ist die Zahl der Unternehmen, die sich in einer schlechten Geschäftslage befinden, gestiegen. Und auch wenn wieder mehr Unternehmen als im Herbst ihre Geschäftslage als gut einschätzen, brauchen wir aus der Politik Rückenwind statt Gegenwind, um auch international wieder durchstarten zu können“, sagt Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK), zu den aktuellen Ergebnissen der IHK-Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2025.
Die Zweiteilung in der Beurteilung der Geschäftslage hängt nach Einschätzung der IHK vermutlich stark mit dem Erfolg oder Misserfolg bei der Erschließung zusätzlicher beziehungsweise anderer Märkte, Produktsegmente oder Geschäftsmodelle zusammen. Letztlich werde Wertschöpfung infolge der Entwicklungen in den vergangenen Jahren auf absehbare Zeit global neu verteilt. Die IHK habe die Politik schon vor Jahren hierauf aufmerksam gemacht, Vorschläge für eine bessere Unterstützung der Wirtschaft in der Phase der Transformation unterbreitet und ihre eigenen Leistungen auf die veränderten Rahmenbedingungen ausgerichtet. Sie bietet ein angepasstes Service- und Unterstützungsportfolio, beispielsweise in Form von Technologietransfer und Unternehmensnetzwerken, Sprechtagen und Beratungsangeboten zur Unternehmensförderung sowie Informationsveranstaltungen zu aktuellen rechtlichen Entwicklungen, an. „Die regionale Unternehmen sind weitestgehend für die Herausforderungen durch Strukturwandel und Transformation gerüstet. Solange aber wirtschaftspolitisch nicht umgehend eine massive Trendwende einsetzt, fließen weiterhin zu viele Zukunftsinvestitionen, Wertschöpfung und damit auch Arbeitsplätze und Wohlstand ab“, warnt Buck.
Weiterhin auf niedrigem Niveau bleibt laut aktueller IHK-Konjunkturumfrage die Nachfrage aus dem In- und Ausland, was sich in einem anhaltend schlechten Auftragseingang widerspiegelt. Die Unternehmen sehen deshalb in der schwachen Inlandsnachfrage nach wie vor Risiko Nummer 1 für ihre Geschäftsentwicklung. Risiko Nummer 2 bleiben für 58 Prozent der Unternehmen die stark gestiegenen Arbeitskosten. Auf den dritten Platz im Risikoranking vorgerückt ist die Wirtschaftspolitik, die mittlerweile mehr als die Hälfte der Unternehmen als Risiko sehen. Zudem werden die Strompreise sowie die überbordende Bürokratie weiterhin verstärkt als Risikofaktoren wahrgenommen. „Entlastungen bei den nach wie vor viel zu hohen Energiekosten, ein radikaler Abbau der überbordenden Bürokratie und eine Reform der Unternehmensbesteuerung sind längst überfällig“, zählt IHK-Präsident Martin Buck die Versäumnisse der Wirtschaftspolitik auf und fordert: „Und wir brauchen deutlich mehr Tempo bei Infrastrukturprojekten, Umsetzungszeiträume von Jahrzehnten sind angesichts der globalen Veränderungen völlig indiskutabel.“
Das Investitionsniveau in der regionalen Wirtschaft bleibt laut IHK-Frühjahrsumfrage insgesamt zu niedrig. Zwar gibt es aktuell wieder ein paar mehr Unternehmen, die ihre Investitionen im Inland in den nächsten Monaten erhöhen möchten. Eine gestiegene Anzahl an Unternehmen plant aber auch, überhaupt nicht zu investieren. Bedenklich erscheint zudem die Entwicklung, dass baden-württembergweit etwa 30 Prozent der Unternehmen vorhaben, ihre Investitionen im Inland zugunsten von Auslandsinvestitionen zurückzustellen. Für IHK-Präsident Buck ist dies ein Alarmsignal: „Wir können nicht mehr so weitermachen. Unsere Unternehmen werden erdrückt durch Kosten, Berichtspflichten und überlange Verfahren. Nur wenn sich dies ändert und wenn politische Weichenstellungen wieder verlässlich sind, investieren die Unternehmen auch wieder mehr am heimischen Standort. Wirtschaftsunternehmen müssen als starkes Fundament unserer Gesellschaft, unseres Wohlstands und unserer Sozialen Sicherungssystemen begriffen und wieder geschätzt werden und nicht als Bedrohung des Wohlstands verunglimpft werden.“ Wenn die neue Bundesregierung den aufgezeigten Weg einschlage und konsequent weitergehe, könne sich die deutsche Wirtschaft erholen, ist Buck überzeugt.
Bisher haben die eindringlichen Appelle aus der Wirtschaft wenig in der Politik bewegt, deshalb sehen die Unternehmen noch keinen Grund für mehr Optimismus. Die Erwartungen bleiben unverändert im Keller: Ein Drittel der Unternehmen rechnet laut IHK-Konjunkturumfrage mit einer weiteren Verschlechterung der eigenen Geschäfte, nur 14 Prozent gehen von einer Verbesserung aus.
Medieninformation Nr.16/2025