Die Wirtschaft muss auch im Verteidigungsfall weiterlaufen
Region Bodensee-Oberschwaben / Liebenau:
Mit den Themen Sicherheit, Verteidigung und Krisenfestigkeit der Wirtschaft beschäftigten sich die Mitglieder der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben bei ihrer Sommersitzung in Liebenau und verabschiedeten die „Wirtschaftsrelevanten Positionen zu Sicherheit und Verteidigung.“
Mit den Themen Sicherheit, Verteidigung und Krisenfestigkeit der Wirtschaft beschäftigten sich die Mitglieder der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben bei ihrer Sommersitzung in Liebenau und verabschiedeten die „Wirtschaftsrelevanten Positionen zu Sicherheit und Verteidigung.“
Anpassungsfähigkeit und Resilienz seien schon immer wichtige Eigenschaften von Unternehmen gewesen, sagte Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK), in seiner Begrüßung. In den aktuellen Zeiten mit ihren zahlreichen Krisen und Herausforderungen sei es wichtig, dass die Wirtschaft auf alles vorbereitet sei und ihre Widerstandsfähigkeit unter Beweis stelle. „Große Mächte versuchen, sich in der Welt zu positionieren“, so Buck. Oberstes Ziel müsse daher sein, Resilienz zu zeigen und zu bewahren. Die IHK Bodensee-Oberschwaben biete als Koordinierungsstelle Gesamtverteidigung der baden-württembergischen IHKs im engen Schulterschluss mit Politik, Verwaltung und Militär umfassende Beratung und Unterstützung an, lade zu Informations- und Diskussionsveranstaltungen ein, entwickle bedarfsgerechte Weiterbildungen und sachdienliche Leitfäden. „Wir brauchen aber auch eine hohe Eigenverantwortung“, so der IHK-Präsident weiter. Dazu gehöre, sich ernsthaft und sachgerecht mit Themen auseinanderzusetzen, auch mal unangenehme Wahrheiten auszusprechen und sich mit Informationen aus vertrauenswürdigen Medien eine eigene Meinung zu bilden, sagte er und warnte vor der zunehmenden Informations- und Meinungsmanipulation in sozialen Medien. „Freiheit und Verantwortung sind eng miteinander verbunden“, so Buck.
Strategische Unternehmensführung in der Zeitenwende
Die Themen Sicherheit, Verteidigung und Resilienz seien im Zuge der Zeitenwende mit weltweiten Kriegen und Krisen sowie angesichts möglicher Angriffsszenarien durch Russland in naher Zukunft präsent und wichtig geworden, sagte Sascha Teifke in seinem Keynote-Vortrag vor der Vollversammlung. Teifke ist Head of Physical & Personnel Security / Crisis Management der ZF Group in Friedrichshafen und Vorstandsmitglied der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft Baden-Württemberg (ASW-BW) e. V. Hybride Angriffe auf Unternehmen, zentrale Einrichtungen oder auch die Infrastruktur nähmen zu, begleitet von Drohnen-Ausspähungen, Spionage, Desinformationen und Fake News. „Wir sollten aufhören, an Putins Machtbestrebungen zu zweifeln“, sagte Teifke und gab zu bedenken: „Wir leben in einer von geopolitischen Umbrüchen und Machtverschiebungen, Klimawandel mit Extremwetterlagen sowie Digitalisierung und Automatisierung mit Disruption und KI geprägten Welt.“ Vor allem der Klimawandel werde künftig Ursache für weitere Konflikte sein. Auch neue Pandemien seien denkbar. Zudem würden sich der gesellschaftliche Wertewandel, Polarisierung und Demografie als negative Einflussfaktoren auswirken.
Resilienz sei zum strategischen Imperativ geworden, so Teifke weiter. Sie stehe nicht nur für Krisenfestigkeit, sondern auch für Anpassungsfähigkeit, Lernfähigkeit und Zukunftsfähigkeit. Er empfahl Unternehmen, die gesamte Wertschöpfungs- und Lieferkette nebst Kunden, aber auch die eigenen Mitarbeiter im Auge zu behalten und sich gut auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. Unternehmen sollten Verantwortung übernehmen, Systemrelevanz und Stabilität sichern, Vertrauen in der Gesellschaft aufbauen und eine wertebasierte Positionierung einnehmen. „Letztlich trägt jedes Unternehmen, welches Verantwortung übernimmt und seine eigene Position stärkt, zu einer glaubhaften Abschreckung bei – und damit auch zur Abwendung eines ‚heißen‘ Konflikts“, so Teifke.
In Workshops erarbeiteten die Vollversammlungsmitglieder anschließend wirtschaftliche Handlungsfelder im Kontext der Gesamtverteidigung. Und sie erteilten den „Wirtschaftsrelevanten Positionen der IHK Bodensee-Oberschwaben zu Sicherheit und Verteidigung“ ihre Zustimmung. Diese Positionen dienten als Grundlage für politische Stellungnahmen und für die weitere Arbeit der IHK als Koordinierungsstelle „Gesamtverteidigung“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Sönke Voss. Landes- und bundesweit abgestimmte Positionen würden parallel dazu ausgearbeitet. Voss verwies zudem auf bereits vorhandene und geplante Informationsangebote der IHK-Koordinierungsstelle, auf bestehende und entstehende bedarfsgerechte Weiterbildungsangebote und auf eine Reihe künftiger Veranstaltungen zu den Themen Sicherheit und Verteidigung. Die Auftaktveranstaltung „Krisenfest – Wirtschaft in der Gesamtverteidigung“ Mitte Juli in Friedrichshafen sei bereits auf großes Interesse gestoßen.
Sprachen bei der Sommersitzung der IHK-Vollversammlung über die Themen Sicherheit, Verteidigung und Resilienz (von links): IHK-Präsident Martin Buck, Sascha Teifke und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Sönke Voss.
In Workshops erarbeiteten die Vollversammlungsmitglieder im Rahmen ihrer Sommersitzung wirtschaftliche Handlungsfelder im Kontext der Gesamtverteidigung – hier eine der Arbeitsgruppen mit IHK-Geschäftsbereichsleiter Stefan Kesenheimer (rechts).
Medieninformation Nr. 74/2025