Zukunft gestalten: Wie KI den Mittelstand in Oberfranken verändert
- Experten und Unternehmer diskutieren Potenziale und Risiken der KI
- Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie der Zukunft
- Chancen und Gefahren der künstlichen Intelligenz
- Praxisbeispiele aus Oberfranken: KI im Unternehmensalltag
- “Wir entwickeln mit KI, aber wir gestalten mit Herz“
- In Oberfranken sind echte Zukunftsmacher zuhause
Experten und Unternehmer diskutieren Potenziale und Risiken der KI
Kulmbach. Mut haben, ausprobieren und keinesfalls unterschätzen, ist Dr. Michael Waasner, den Präsidenten der IHK für Oberfranken Bayreuth, die Grundbotschaft der Veranstaltung "Innovation Pulse Oberfranken" zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) in der Turbine.
“Wir kommen am Thema KI nicht mehr vorbei“, mahnt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. Dr. Waasner ergänzt, dass die oberfränkischen Unternehmen, egal welcher Größe oder Branche, mit großen Herausforderungen zu kämpfen haben, etwa die Komplexität und Schnelllebigkeit von Märkten und Technologien. "Die KI kann hier helfen, stellt die Unternehmen aber auch vor weitere Herausforderungen", macht der IHK-Präsident deutlich.
Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie der Zukunft
Noch viel weiter geht Collin Croome, Internetpionier, Strategieberater und Experte für Zukunftsthemen: KI bezeichnet der Key Note Speaker als die wichtigste Erfindung der Menschheit. Die nächsten 10 Jahre, da ist sich Collin Croome sicher, würden mehr Erfindungen bringen als die zurückliegenden 100 Jahre.
Mit der KI gebe es zum ersten Mal eine Technologie, die denken könne. Croome macht aber auch deutlich, "…dass KI schon heute nahezu überall mit drinsteckt." KI habe zum gesamten Wissen der Menschheit direkten Zugriff. Schon jetzt seien die Einsatzgebiete nahezu unbegrenzt: KI könne Texte, Bilder, Musik und Videos generieren, Stimmen klonen, Apps programmieren.
Chancen und Gefahren der künstlichen Intelligenz
Croome: "KI sorgt für mehr Produktivität, aber auch für mehr Kreativität und Wettbewerbsvorteile." Sie sei einfach und intuitiv rund um die Uhr nutzbar. Natürlich komme es manchmal noch zu falschen, erfundenen oder ungenauen Inhalten. Croome: "KI kann aber auch dazu beitragen, bestimmte Gruppen zu diskriminieren, kann missbraucht und manipuliert werden". Nicht vergessen dürfe man ethische Probleme und Schwierigkeiten mit dem Urheberrecht. Croome muss auch einräumen, dass Künstliche Intelligenz Routine-Jobs verdrängt und einen hohen Energieverbrauch hat.
Den oberfränkischen Unternehmern gibt er mit auf den Weg, verschiedene KI-Anwendungen einfach mal zu testen. “Noch ist es noch nicht zu spät, wir stehen erst ganz am Anfang“, so Croome. Die Unternehmen sollten Möglichkeiten und Grenzen evaluieren, Erfahrungen sammeln und die aktive Nutzung im eigenen Unternehmen prüfen. Blind vertrauen sollte man der KI aber nicht, ebenso sollte man davon Abstand nehmen, sensible und vertrauliche Daten preiszugeben. “KI wird bleiben und zum ganz normalen Bestandteil unseres Lebens werden.“
Praxisbeispiele aus Oberfranken: KI im Unternehmensalltag
Ein Unternehmer, der die KI bereits intensiv in sein Unternehmen integriert hat, ist Michael Spitzbart, Co-Gründer des nachhaltigen Modelabels picea mit Sitz in Hof. “Wir fertigen kreislauffähige Mode für eine regenerative Zukunft“, sagt er und berichtet, warum er dazu KI “als Sparringspartner“ benötigt. KI simuliere das Materialverhalten und die Passform und spare damit Zeit und Ressourcen. Seine Entwicklungskosten konnte das Unternehmen durch eine KI-Visualisierung reduzieren. Für die Kommunikations- und Markenstrategie, für Datenanalysen und Copywriting könne die KI längst als kreativer Assistent genutzt werden.
“Wir entwickeln mit KI, aber wir gestalten mit Herz“
Spitzbart sagt aber auch: “Trotz allem ersetzt KI keinen echten Content“. Denn gerade bei einem Modelabel müssten auch Gefühle transportiert werden. Außerdem nützten viele Branchen KI schon jetzt zu stark, so dass am Ende alles gleich klingt und unrealistische Produktbilder entstehen. Als Fazit hält der picea-Gründer fest: “Wir entwickeln mit KI, aber wir gestalten mit Herz“.
Auch bei dem Unternehmen Elektrosysteme Hermann Hundt aus Bamberg und bei der Mediengruppe Oberfranken gehört KI längst zum Alltag. Der Hersteller für maßgeschneiderte Schaltanlagen hat eine eigene Software zur Abbildung sämtlicher Kernprozesse entwickelt und sie kontinuierlich durch KI verbessert. Ziel sei es unter anderem, dass der Kunde seine Anforderungen benennt und die KI-gestützte Software autark ein Angebot erstellt. “Wir haben eine sehr gute Trefferquote“, so Geschäftsführer Michael Hundt. Größtes Problem dabei sei nicht etwa die Technik, sondern der Mensch. Die Leistungsverzeichnisse der Kunden seien nicht selten unvollständig. Da könne man dann auch mit der Technik nicht weiterhelfen.
Bei der Mediengruppe Oberfranken, einem Unternehmen mit 50 Einzelmarken von der Druckerei über den Fachverlag bis zur Tageszeitung, ist die KI-Nutzung laut Martin Tupy, Leiter KI-Initiativen & Datenstrategie, im laufenden Jahr gegenüber 2024 um über ein Drittel angestiegen. KI-Tools prägen längst die digitalen Prozesse und machen viele Abläufe schneller. Tupy: "Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, die Menschen mitzunehmen."
In vier parallelen "Masterclasses" geht es zur Sache: Hier tauschen sich Fachleute und Unternehmensvertreter zu Einsatzmöglichkeiten von KI aus, in der Ideengenerierung und ‑bewertung, der Markt- und Trendanalyse, im Innovationsmarketing und -vertrieb, und den rechtlichen Fragestellungen zur Nutzung von KI in der Innovation.
In der abschließenden Podiumsdiskussion stehen Professor Dr. Jens Albrecht (Technische Hochschule Nürnberg), IHK-Vizepräsident und IT-Unternehmer Michael Bitzinger, Collin Croome und Michael Hundt den beiden Moderierenden Dr. Sabine Ebensperger und Matthias Will Rede und Antwort. Bitzinger: "Fangt einfach an, probiert die Dinge aus.“ Dass es ohne Regeln nicht geht, macht Prof. Albrecht deutlich: "Regulatorische Vorgaben wie die EU-KI-Verordnung schaffen Transparenz und Sicherheit, dürfen aber Innovation nicht behindern." Die Frage, wie man KI und Digitalisierung als Lehrfach in Schulen etablieren könne, sieht Croome als zentral für die Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland an. "Genauso wichtig ist es aber, in den Unternehmen die Belegschaft mitzunehmen", so Hundt.
In Oberfranken sind echte Zukunftsmacher zuhause
Zu Beginn des Kooperationsforums hatte Bayerns Digitalminister Fabian Mehring in einer Videobotschaft die mittelständischen Betriebe in Oberfranken als das “Herz-Kreislaufsystem der bayerischen Wirtschaft“ bezeichnet. Kaum eine Region bringe so viele Hidden Champions hervor. “Wenn einer Transformation kann, dann der familiengeführte Mittelstand in Oberfranken“, lobt der Minister. "Hier sind echte Zukunftsmacher und nicht typisch deutsche Bedenkenträger zuhause."
