Aktuelle Sicherheitslage: Fallzahlen und Entwicklungen
Die Sicherheitsbehörden auf Bundes- und Landesebene veröffentlichen regelmäßig spezifische Lagebilder und Jahresberichte, in denen aktuelle sicherheitsrelevante Entwicklung, Fallzahlen sowie Bedrohungsformen für Wirtschaft und Gesellschaft geschildert werden.
In der Initiative Wirtschaftsschutz bündeln mehrere Sicherheitsbehörden und Wirtschaftsverbände (u.a. die DIHK) ihre Expertise zu dem weiten Themenfeld Wirtschaftsschutz. Über das Portal www.wirtschaftsschutz.info finden Unternehmen - gerade auch kleine und mittelständische Betriebe - vielfältige Informationen zu aktuellen Bedrohungen, Präventionsmaßnahmen und Ansprechpartnern.
Deutschlandweite Entwicklungen
Wirtschaftsschutzstudie des Bitkom
Laut der jährlichen Wirtschaftsschutz-Studie des bitkom rücken deutsche Unternehmen verstärkt in den Fokus von Angreifern aus dem In- und Ausland. Im Jahr 2025 waren 8 von 10 Unternehmen von Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage betroffen.
Nachdem sich bereits 2023 ein deutlicher Trend hin zu digitalen Angriffen auf die deutsche Wirtschaft gezeigt hatte, nehmen digitale Attacken im Berichtsjahr 2024 nochmals zu. Zugleich steigen aber auch klassische analoge Angriffe.
Der Schaden, der durch diese analogen und digitalen Angriffe entstand, von 205,9 Milliarden Euro stieg im letzten Jahr um etwa 29 Prozent auf nun 266,6 Milliarden Euro. Damit wird auch der bisherige Rekordwert von 223,5 Milliarden Euro aus dem Jahr 2021 übertroffen.
Verfassungsschutzbericht 2024:
Am 10. Juni 2025 stellte Bundesinnenminister Alexander Dobrindt den Verfassungsschutzbericht für das vergangene Jahr vor. Für das Jahr 2024 wurden insgesamt 57.701 Straftaten mit extremistischem Hintergrund ausgewiesen (2023: 39.433) – erneut ein Höchststand und eine Steigerung von mehr als 46 Prozent. Wie im letzten Jahr findet sich dort ein Sonderkapitel zu den Auswirkungen des Nahostkonflikts und zum Antisemitismus.
Spionage, Sabotage, Transnationale Repression, illegitime Einflussnahme, Desinformationskampagnen und Cyberangriffe stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit Deutschlands dar. Die Russische Föderation, die Volksrepublik China und die Islamische Republik Iran sind weiterhin die Hauptakteure. Konkret auf die Aktivitäten Russlands bezogen, warnt der Bericht vor robusten Vorgehensweisen, wie Spionage und Sabotage mittels angeworbener ungeschulter Einzeltäter – so genannten Low Level Agents. Propaganda und Desinformation haben vor allem im Zeitraum vor der Bundestagswahl deutlich an Intensität gewonnen.
Weitere Lagebilder:
- Politisch motivierte Kriminalität 2024: Mit einem Zuwachs um 40% stieg die politisch motivierte Kriminalität laut BKA-Fallzahlen für 2024 auf über 84.000 Straftaten und erreichte damit einen neuen Höchststand. Rechtsmotivierte Straftaten nahmen mit einer Steigerung von 48% am deutlichsten zu und machen mehr als die Hälfte aller polizeilich registrierten Taten aus. Laut BKA ist außerdem ein allgemeiner Anstieg bei Gewalt und Gewaltbereitschaft im digitalen und analogen Bereich zu beobachten.
- Bundeslagebild Wirtschaftskriminalität 2024: Im Jahr 2024 stiegen die von der Polizei registrierten Wirtschaftsdelikte deutlich an. Insgesamt wurden 61.358 Fälle polizeilich erfasst, was im Vergleich zum Vorjahr einer Zunahme von 57,6 Prozent entspricht. Dies geht aus dem vom Bundeskriminalamt für das Berichtsjahr 2024 veröffentlichten Bundeslagebilds Wirtschaftskriminalität hervor.
- BSI Jahresbericht 2024: Die Lage der IT-Sicherheit in Deutschland war und ist besorgniserregend, das ist die Kernbotschaft des BSI-Jahresberichtes für 2024. Im Berichtszeitraum von Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt – das entspricht einem Anstieg von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das BSI warnt dabei: Cyberkriminelle professionalisieren ihre Arbeitsweise. Sie sind technisch auf dem neusten Stand und agieren aggressiv.
- Bundeslagebild Cybercrime 2024: Die Bedrohungslage durch Cyberkriminalität ist in Deutschland anhaltend hoch. Das unterstreicht das aktuelle Bundeslagebild Cybercrime des Bundeskriminalamts (BKA). Prägend waren im Berichtsjahr vor allem schwere Straftaten wie Ransomware-Angriffe sowie eine zunehmende Zahl von DDoS-Kampagnen hacktivistischer und staatlicher Akteure gegen kritische Infrastrukturen und politische Institutionen. Die Grenzen zwischen finanzieller und politischer Motivation verschwimmen dabei zusehends, so das BKA.
Die Lage in Berlin
- Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: In Berlin wurden für das Jahr 2024 539.049 Straftaten in der PKS erfasst. Das stellt einen geringfügigen Anstieg um 2.352 Fälle bzw. 0,4 % gegenüber dem Vorjahr dar. Dabei war ein erneuter Anstieg der Rohheitsdelikte in Berlin zu verzeichnen. 50.638 erfasste Körperverletzungen im Jahr 2024 bedeuten eine Zunahme von 2.384 Fällen.
- Politisch motivierte Kriminalität 2024: Das Gesamtfallaufkommen der politisch motivierten Kriminalität ist in Berlin im Jahr 2024 um 1.881 Fälle gestiegen. Wurden 2023 noch 6.428 Fälle registriert, so waren es im vergangenen Jahr 8.309 Fälle, was einem Anstieg von 29,3 % entspricht. In 965 Fällen im Jahr 2024 handelte es sich um politisch motivierte Gewaltdelikte, die im Vergleich zum Vorjahr von 547 Fällen um 418 Fälle (+76,4 %) ebenfalls deutlich gestiegen sind.
- Verfassungsschutzbericht Berlin 2024: Bei der Vorstellung des Berichtes unterstrich Innensenatorin Spranger, dass im vergangenen Jahr die Gefährdungs- und Bedrohungspotenziale in nahezu allen verfassungsfeindlichen Phänomenbereichen zugenommen haben. Im Bereich der Spionageabwehr besteht laut Verfassungsschutz derzeit eine hohe abstrakte Gefährdungslage. Im Berichtsjahr gingen die relevanten Gefahren und Risiken insbesondere von den Aktivitäten russischer Dienste aus.
In einer aktuellen Informationsbroschüre berichtet das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV), wie stark die nachrichtendienstliche Sicherheitslage gegenwärtig durch die aggressiven Handlungen Russlands geprägt ist. Die Gefahren durch Spionage, Sabotage und Desinformation sind mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine seit 2022 stark gestiegen und stellen laut BfV eine große Herausforderung für den Staat, Sicherheitsbehörden und die Gesellschaft in Deutschland dar. Mehr dazu finden Sie hier.