IHK Berlin

Statement zu den vorgestellten Hilfe für mittelständische Unternehmen

 Zur heute vorgestellten Hilfe für mittelständische Unternehmen in Berlin sowie zu den Ergebnissen der mittlerweile vierten Corona-Umfrage der IHK Berlin sagt IHK-Präsidentin Beatrice Kramm:
“Mit der heute angekündigten neuen Soforthilfe stellt der Senat endlich das seit langem von der Berliner Wirtschaft geforderte Zuschussprogramm für mittelständische Unternehmen in Aussicht. Es ist erfreulich, dass die von der Wirtschaft geforderte Ausweitung von Startup-Stipendien und Gründungsbonus ebenso wie die Digitalprämie Eingang in das Maßnahmenpaket gefunden haben. Entscheidend ist, dass nun zügig ein Antrags- und Vergabeprozess installiert wird, damit die Gelder auch schnell bei den Betrieben ankommen. Denn dass die Auswirkungen des Lockdowns die Berliner Wirtschaft und damit das Land noch lange beeinträchtigen werden, zeigt sich auch an den Ergebnissen unserer aktuellen Corona-Umfrage. Hinzu kommt: Der nationale und internationale Wettbewerb mit anderen Standorten wird härter als je zuvor. Berlins Antwort darauf muss lauten: ‚Vorfahrt für die Wirtschaft‘. Der Senat muss dafür die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen schaffen, damit die hiesige Wirtschaft wieder wachsen und damit auch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen für das Land sichern kann. In einem Dreiklang aus Entlastung, Förderung und Investitionen sehen wir den Weg für den Neustart der Berliner Wirtschaft.“
Wirtschaft weiter im Krisenmodus: Ergebnisse der 4. Corona-Umfrage der IHK Berlin
Die Berliner Wirtschaft hat die Talsohle der Corona-Krise noch nicht durchschritten. Nur sehr langsam nimmt die Konjunktur in einzelnen Branchen wieder Fahrt auf. Allgemein skeptisch blickt man auf die kommenden Monate: Nur wenige Unternehmen rechnen schon in diesem Jahr wieder mit einer Rückkehr zur Normalität. Die Investitions- und Personalplanungen bleiben daher weit unter dem Niveau vor der Krise.
Es ist leichter, eine Wirtschaft in den Lockdown zu schicken, als sie wieder in Schwung zu bringen. Noch immer beklagen 35 Prozent der Unternehmen den teilweisen Stillstand ihrer geschäftlichen Tätigkeit – das sind immerhin zwölf Prozentpunkte weniger als vor zwei Monaten. Erwartungsgemäß überproportional ist hier der Anteil der Unternehmen im Reise- und Gastgewerbe, wo er 68 bzw. 40 Prozent beträgt. Doch selbst in der Industrie berichten 14 Prozent von brachliegenden Geschäften, im Sektor der personenbezogenen Dienstleister sind es sogar 45 Prozent. In den kommenden Monaten werden wir immer mehr ins Geschäftsleben zurückkehrende Unternehmen sehen. Doch ist anzunehmen, dass es ein langer, mühsamer und – so ist zu befürchten – nicht für alle erfolgreicher Prozess sein.
  • Erhebliche Sorge bereitet weiterhin die Umsatzentwicklung. Mit einem Umsatzrückgang im zweistelligen Prozentbereich für das laufende Jahr rechnen 77 Prozent der Unternehmen. Anfang Mai waren es 75 Prozent. Massive Umsatzeinbrüchen über 50 Prozent erwarten 87 Prozent der Reisewirtschaft und 62 Prozent des Gastgewerbes. Im Einzelhandel sind es 26 Prozent, im Bau 13 und in der Industrie immer noch zehn Prozent der Betriebe.
  • Die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität schwindet. Rechneten Anfang Mai noch 44 Prozent der Unternehmen damit, im Laufe des Jahres zu einer normalen Geschäftstätigkeit zurückzukehren, sind es aktuell nur noch 26 Prozent. Der Optimismus verlagert sich aufs kommende Jahr: 42 Prozent der Befragten erwarten erst 2021 normale Geschäfte. 
  • Die Insolvenzangst ist weiterhin hoch. 22 Prozent der Unternehmen fürchten, in den kommenden Monaten insolvent zu gehen. Anfang Mai waren es 23 Prozent. Abgenommen hat die Furcht in der Industrie, wo nur noch fünf Prozent betroffen sind, während es vor zwei Monaten zehn Prozent waren. Weiterhin schwer belastet ist die Reisewirtschaft, wo 47 Prozent der Unternehmen insolvenzbedroht sind, im Gastgewerbe sind es 46 Prozent, im Verkehrsgewerbe 33 und im Einzelhandel 15 Prozent.
  • Der Druck auf den Arbeitsmarkt nimmt leicht ab. Aktuell plant jedes dritte Unternehmen Entlassungen. Vor zwei Monaten waren es 41 Prozent. Personal aufbauen wollen immerhin wieder acht Prozent der Unternehmen, nach nur vier Prozent im Mai. Vor allem die Gesundheitswirtschaft plant neu einzustellen: 14 Prozent der Unternehmen wollen zusätzliche Stellen schaffen. Demgegenüber stehen 28 Prozent der Betriebe, die Personalabbau planen. Der Sinkflug der Personalplanungen hat sich etwas verlangsamt. Vorüber ist er noch nicht.
Vorschläge und Konzepte für eine nachhaltige Belebung der Konjunktur in der Metropolregion haben die Berlin-Brandenburger Industrie- und Handelskammern erarbeitet. Das vollständige Programm finden Sie hier: www.ihk-berlin.de/neustart2020