Ausbildungsstart: Ergebnisse IHK-Ausbildungsumfrage

Ausbildungsstart: Hohe Zufriedenheit unter Berlins Azubis und mehr Jugendliche in Ausbildung. Jeder dritte Betrieb hat dennoch Probleme, Auszubildende zu finden – Jetzt startet die Nachvermittlung
Berlins Auszubildende sind sehr zufrieden mit ihren Ausbildungsbetrieben. 90 Prozent bestätigen ein gutes Betriebsklima. 84 Prozent würden ihren Betrieb weiterempfehlen. Die Berliner Wirtschaft bringt aktuell mehr Jugendliche in Ausbildung. Aber die konjunkturelle Lage einerseits und der Mangel an geeigneten Bewerbern setzen den Ausbildungsmarkt zunehmend unter Druck. 39 Prozent der Betriebe geben an, dass sie nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten. Zwei Drittel der betroffenen Betriebe erhielten keine passenden Bewerbungen. Deutliche Defizite in der Ausbildungsreife erschweren das Matching zusätzlich. Das ist das Ergebnis von zwei repräsentativen Umfragen der IHK Berlin, an der sich im Mai über 400 Auszubildende und fast 200 Unternehmen beteiligten.
Das duale Ausbildungssystem muss sich weiterentwickeln, um attraktiv zu bleiben. Zudem muss das Matching von Betrieben und Jugendlichen verbessert werden. Die Betriebe wünschen sich mehr anwendungsorientiertes Lernen (80 Prozent), Verbesserungen in der personellen und technischen Ausstattung der Berufsschulen (74 Prozent) sowie eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schule und Betrieb (72 Prozent). Auf der IHK-Plattform Ausbildung.Berlin finden sich allein 7.000 freie Ausbildungsplätze. Jetzt startet die Nachvermittlungsaktion „Endspurt Ausbildung 2025“. Bei zahlreichen Veranstaltungen erhalten potenzielle Azubis die Chance, ihren Ausbildungsbetrieb zu finden, zum Beispiel am 29. September im Ludwig Erhard Haus.
Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin IHK Berlin: „Trotz angespannter Wirtschaftslage bilden die Berliner Unternehmen mehr aus. Dafür gebührt ihnen großer Dank – eigentlich. Stattdessen droht ihnen die sogenannte Ausbildungsplatzumlage, die selbst vorbildliche Ausbildungsbetriebe treffen würde. Dabei braucht es statt Strafabgabe Rückenwind für die duale Ausbildung, starken Praxisbezug und eine frühzeitige Berufsorientierung an den Schulen sowie ein passgenaues Matching. Die Berliner Wirtschaft setzt alles daran, dass sich der positive Trend bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen fortsetzt. In den Herbst starten wir mit Berlins bisher größter Nachvermittlungsaktion.“
Dr. Christian Wolff, Geschäftsführer, Geyer Umformtechnik GmbH: „Mit viel Herzblut begleiten wir junge Menschen auf ihrem Ausbildungsweg. Im Berliner Süden sind wir regional verwurzelt, engagieren uns vor Ort im Sportverein und sind in den Schulen präsent. Während der Ausbildung bieten wir einen eigenen Nachhilfeunterricht an. Eine sogenannte Ausbildungsplatzumlage lehne ich ab, denn sie sorgt für keinen zusätzlichen Ausbildungsvertrag. Statt Entlastung bringt sie nur weitere Bürokratie. Was wir brauchen, ist keine Strafabgabe, sondern mehr Wertschätzung für die Ausbildung und für die Ausbildungsbetriebe.“
Dieter Mießen, Prokurist, Frisch & Faust Tiefbau GmbH: „Die Entscheidung, ob ein Unternehmen ausbildet, hängt von Faktoren wie Auftragslage, Fachkräftebedarf und personeller Kapazität ab – sicherlich nicht von finanziellen Anreizen aus einer geplanten Umlage, die ohnehin nur einen Bruchteil der Kosten einer Ausbildung ausgleichen würde. Vielen Unternehmen gelingt es nicht, alle angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Das liegt nicht am mangelnden Engagement der Betriebe, sondern an strukturellen Problemen. Wenn Jahr für Jahr zahlreiche Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen und Jugendliche keine umfassende Berufsorientierung erhalten, dann ist das nicht das Versagen der Wirtschaft. Es ist an der Zeit, dass die Politik Vernunft und Mut zeigt und anerkennt, dass der vor drei Jahren eingeschlagene Weg mit einer branchenübergreifenden Ausbildungsumlage ein Irrweg ist. Er hat enorme Kosten und Ressourcen verschlungen, ohne dass die Realität auf dem Ausbildungsmarkt berücksichtigt wurde. Wir als Betriebe stehen bereit, aber wir können die Probleme des Bildungssystems nicht allein ausgleichen.“