Pressemitteilung

IHK-Umfrage: Konjunkturklima kühlt weiter ab, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen größtes Geschäftsrisiko

Weder die Frühjahrssaison noch die wirtschaftspolitischen Pläne der neuen Bundesregierung können die hauptstädtische Konjunktur bisher ankurbeln. Vielmehr bewerten die Berliner Unternehmen in der repräsentativen Konjunkturumfrage der IHK Berlin die aktuelle geschäftliche Lage schlechter als noch zu Jahresbeginn. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen geben die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als größtes Risiko für die geschäftliche Entwicklung an, so hoch war dieser Wert noch nie. Aus Sicht der IHK hat sich aus der konjunkturellen eine strukturelle Schwäche entwickelt. Bürokratieabbau und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sind deshalb das Gebot der Stunde. Auch Debatten um weitere finanzielle Belastungen der Unternehmen schaden der Wirtschaft und damit dem Standort, und müssen deshalb gestoppt werden, so das Fazit der IHK.
Gefragt wurde in der Konjunkturumfrage nach der aktuellen Geschäftslage und den Geschäftserwartungen – aus beiden Werten wird der Konjunkturklimaindex berechnet. Zudem wird nach den Beschäftigungs- und Investitionsplänen sowie nach Risiken für die Geschäftsentwicklung gefragt. Bei der aktuellen Lage berichten vor allem Gastgewerbe und Handel von schlechteren Geschäften. Baugewerbe und Industrie verzeichnen dagegen moderate Erholungen. Auch beim Blick in die Zukunft bleiben die Unternehmen überwiegend skeptisch. In Summe liegt der Konjunkturklimaindex mit 102 Punkten nahe dem Stillstand (Nulllinie = 100 Punkte).
Das hat Folgen sowohl für die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt als auch für die Investitionstätigkeit der Unternehmen. Fast alle Branchen rechnen mit unveränderten Beschäftigtenzahlen. Baugewerbe und Handel gehen von leichten Beschäftigungsverlusten aus ebenso wie das Gastgewerbe, während Industrie und Dienstleistungsgewerbe allenfalls leichte Zuwächse erwarten. Aus Sicht der IHK beunruhigend ist ebenfalls, dass die Investitionstätigkeit der Unternehmen nicht in Fahrt kommt. Das gilt sowohl für das Investitionsvolumen als auch für die Art der Investitionen. So wird kaum in Kapazitätserweiterungen investiert und nur 52 Prozent planen überhaupt nennenswerte Investitionen.
Die Entwicklung der Risiken für die Geschäftsentwicklung gibt ebenfalls zu denken. An die Stelle des Fachkräftemangels als größtes Risiko sind mittlerweile mit großem Abstand die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gerückt. Es folgen Sorgen über den Inlandsabsatz und die Arbeitskosten. Drei Indikatoren, die sowohl auf konjunkturelle als auch strukturelle Defizite deuten. 
Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin IHK Berlin: „Wir sehen keine Besserung und wir stellen vor allem mit großer Sorge fest, dass die strukturellen Defizite immer deutlicher zu Tage treten. Es wird nicht mehr reichen, zu versuchen die Konjunktur über vereinzelte Nachfragestimuli anzuregen. Um die Wirtschaft wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu führen, braucht es vor allem wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Das bedeutet für Berlin eine Senkung bürokratischer Belastungen, schnellere, digitale Genehmigungsverfahren und vor allem keine zusätzlichen finanziellen Belastungen, um das letzte schwache Wachstum nicht auch noch abzuwürgen.“