IHK Berlin
Vitale Innenstädte 2024: Berliner Einkaufsstraßen trotzen Konjunktur und Online-Handel
Die Einzelhandelszentren City West, Schloßstraße und die Hackeschen Höfe haben bei der bundesweiten Vergleichsstudie „Vitale Innenstädte 2024“ im Schnitt mit der Schulnote 2,3 abgeschnitten. Damit liegen sie leicht über dem bundesweiten Attraktivitäts-Schnitt von 2,5.
Besucherinnen und Besucher der City West geben dabei überdurchschnittlich viel Geld aus, die Schloßstraße punktet mit einem guten Angebot an Bekleidungs- und Schuhgeschäften und der Standort Hackesche Höfe wird vor allem als Erlebniswelt und Sehenswürdigkeit geschätzt. Trotz zunehmendem Onlinehandel kommen die Befragten dabei unverändert häufig in die Innenstädte. Zu den häufigsten Kritikpunkten gehören mangelnde Sauberkeit, das Fehlen öffentlicher Toiletten und das Thema Sicherheit. Die Umfrage wurde im Auftrag der IHK Berlin, der AG City, der Wirtschaftsförderung Steglitz-Zehlendorf, der Pentanex GmbH und dem Handelsverband Berlin-Brandenburg (HBB) durchgeführt.
Pro Berliner Standort wurden rund 1000 Passantinnen und Passanten für die Studie befragt. Die City West mit Ku´damm und Tauentzien profitiert demnach vor allem von Gästen, die außerhalb Berlins leben. Diese kommen zwar seltener als einmal im Vierteljahr, bleiben dafür länger als zwei Stunden. Jeder zweite Besucher gibt zudem mehr als 100 Euro bei seinem Besuch aus. Wer die Einkaufsstraßen im Süden Berlins und in Mitte besucht, wohnt in der Regel in Berlin (94,7 bzw. 91,6 Prozent), mehr als die Hälfte nutzt das Shopping- und Gastronomieangebot wöchentlich. Insgesamt vergaben die Befragten für die Attraktivität in der City West die Schulnote 2,3, die damit im Vergleich zu 2022 besser ausfällt. Die gleiche Note erhielten die Hackeschen Höfe, die zum ersten Mal an der Studie teilgenommen haben. Auch die Schloßstraße war erstmals dabei, sie wurde mit 2,4 bewertet. Mit dem Handels- und Erlebnisangebot an den drei Standorten sind die Besucherinnen und Besucher überwiegend zufrieden. Allerdings wünschen sie sich mehr Grün in der Innenstadt, eine Aufwertung der Plätze und Maßnahmen gegen leerstehende Läden.
Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin: „Das gute Abschneiden der Berliner Standorte zeigt, dass die Zentren weiterhin ein Ort der Begegnung sind. Daran ändert offenbar auch der Onlinehandel – noch – nichts. Aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Mangelnde Sauberkeit und zu viel Leerstand müssen angegangen werden. Hier sind Politik und Verwaltung gefragt. So braucht es dringend kreative Nutzungskonzepte gegen Leerstand und mehr Flexibilität in der Genehmigungspraxis. Starke Netzwerke können bei der Umsetzung unterstützen. So haben wir mit dem gemeinsamen Wettbewerb „Mittendrin Berlin!“ in Berlin bereits ein gutes Instrument, um lokale Akteure zu unterstützen. Darauf sollten wir aufbauen.“
Phillip Haverkamp, Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg: „Die positiven Ergebnisse zeigen: Berlin bietet mit seinen Einkaufsstraßen und -zentren ein attraktives und vielfältiges Shopping-Erlebnis. Doch beim Thema Sauberkeit gibt es noch Luft nach oben. Eine ansprechende und einladende Atmosphäre steht und fällt mit der Sauberkeit – sie ist der Schlüssel zu hoher Aufenthaltsqualität. Nur wenn Straßen und Plätze regelmäßig gepflegt und sauber gehalten werden, können weitere Maßnahmen nachhaltig wirken. Dabei liegt die Verantwortung nicht allein bei der Verwaltung. Wir alle – Gewerbetreibende, Anwohnerinnen und Anwohner sowie Besucherinnen und Besucher – sind als Berliner Stadtgesellschaft gefragt, unseren Beitrag für ein sauberes und lebenswertes Stadtbild zu leisten.“
Uwe Timm, Vorstandsvorsitzender AG City e.V.: „Die Bewertung der Gesamtattraktivität der City West steht jetzt auf grün, statt gelb wie in der Befragung 2022. Das zeigt: Mit unserer Strategie und den konkreten Maßnahmen für eine lebendige Innenstadt sind wir auf dem richtigen Weg. Die Innenstadt muss ihre Funktion im Freizeitverhalten der Menschen finden. Shopping wird zum Freizeitvergnügen, wenn es mit Erlebnissen, Gastronomie, Kunst und Kultur verbunden wird. Mit unserem ersten Business Improvement District Ku´damm Tauentzien hatten wir uns auf den Weg gemacht zum BLVD KU´DAMM, KURFÜRSTENDAMM DER ERLEBNIS-BOULEVARD. Und die Bewertung hat sich verbessert: in allen relevanten Antwortkategorien haben wir signifikante Steigerungen erreicht. Aber wir müssen am Ball bleiben. Baustelleneinrichtungen beeinträchtigen mehr denn je die Aufenthaltsqualität und müssen daher abgebaut werden, wenn wochen- oder monatelang nicht gebaut wird. Ein Nachfolge-BID muss gegründet werden, jetzt mit hohem Kultur- und Eventanteil. Und ganz oben auf der Liste steht Sicherheit. Die provisorische Sicherungsanlage auf dem Breitscheidplatz muss durch eine stadtbildverträgliche dauerhafte Lösung ersetzt werden.“
Maren Schellenberg, Bezirksbürgermeisterin Steglitz-Zehlendorf: „Die IFH-Studie hat gezeigt, dass die Schloßstraße nach wie vor eine der wichtigsten Einkaufsstraßen Berlins ist. Damit der Einzelhandelsstandort auch in Zukunft attraktiv bleibt, müssen wir dem zunehmenden Leerstand mit innovativen Nutzungskonzepten begegnen und die Aufenthaltsqualität entlang der Straße verbessern. Für die Herausforderungen vor Ort und die kontinuierliche Belebung der Schloßstraße braucht es neben einem zentralen „Kümmerer“ aus meiner Sicht vor allem aktive und funktionierende Netzwerkstrukturen unter den lokalen Einzelhändlern und Eigentümern.“
David Kastner, Geschäftsführer der Pentanex GmbH: „Wenn der öffentliche Raum am Hackeschen Markt so sicher und so sauber wäre, wie die Hackeschen Höfe, würden wir Berliner und unsere Gäste sich bedeutend wohler fühlen.“