IHK Berlin

Gemeinsame Qualitätsstandards zur Berufsorientierung

Die Qualitätsoffensive Praktikum ist gestartet: Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales sowie die Wirtschafts- und Sozialpartner haben sich gemeinsam auf Qualitätsstandards verständigt, die nun zum Einsatz kommen sollen. Dabei geht es um die Vereinheitlichung von Praktikumsdokumentationen und weiteren Standards wie beispielsweise Checklisten für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und betriebliche Praktikumsbetreuende oder Kompetenzraster zur Selbst- und Fremdeinschätzung. Dies alles unterstützt Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Eltern und Betriebe bei der erfolgreichen Durchführung und Auswertung des Schülerpraktikums.  
Praktika sind ein wichtiger Baustein für die Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I. Berufsorientierung ist ein individueller Entwicklungsprozess, bei dem Jugendliche unter-stützt werden, eigene Interessen und Kompetenzen zu schärfen und berufliche Optionen kennenzulernen. Laut DGB-Ausbildungsreport 2022 haben knapp ein Drittel der Azubis ihren Ausbildungsbetrieb bereits während der Schulzeit kennengelernt, was die Bedeutung von Schülerpraktika nochmals unter-streicht.
Die Qualitätsoffensive Praktikum hat sich zum Ziel gesetzt, die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Praktika sowohl zu vereinfachen als auch zu verbessern. Verpflichtende Praktika sind in Berlin für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 10 oder auch 9 vorgesehen. Um einen angemessenen Qualitätsstandard zu gewährleisten, haben die beteiligten Wirtschafts- und Sozialpartner u.a. einheitliche Materialien erarbeitet, die auf einer zentralen Plattform allen zur Verfügung gestellt werden: http://www.bo-berlin.info/service/material
Astrid-Sabine Busse, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie: „Viele Schülerinnen und Schüler be-schäftigen sich im Rahmen ihres Praktikums zum ersten Mal intensiv mit der Frage: ‚Was will ich später beruflich machen?‘. Einige Jugendliche haben schon sehr genaue Vorstellungen, andere brauchen noch Orientierung. In ihrem Praktikum erhalten die Jugendlichen Einblicke in die Wirtschafts-, Arbeits- und Berufswelt. Im besten Fall wird hier Begeisterung entfacht, und es leitet sich daraus ein Berufswunsch ab. In der Qualitätsoffensive Praktikum haben wir uns mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern im Land Berlin darauf verständigt, das Thema Praktikum transparenter, sichtbarer und gut verständlich zu machen. Das ist ein wichtiges Signal gerade angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels.“
Katja Kipping, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales: „Betriebspraktika sind der Schlüssel zu einer gelingenden Berufsorientierung und eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Junge Menschen lernen schon frühzeitig betriebliche Realitäten kennen, können praktisch ihre Fähigkeiten erproben sowie ihre Stärken erkennen und weiterentwickeln. Betriebe wiederum bekommen die Gelegenheit, die Fachkräfte von morgen schon früh kennen zu lernen, diese für die im Betrieb ausgeübten Berufe zu begeistern und im Idealfall persönliche Bindungen für eine spätere Ausbildung bei ihnen aufzubauen. Dafür ist es wichtig, dass junge Menschen und Betriebe niedrigschwellig und ohne Hindernisse zueinanderfinden. Die in der „Qualitätsoffensive Betriebliche Praktika“ gewonnenen Erkenntnisse und vereinbarten Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die nächste Aufgabe ist nun, das unter Beteiligung aller Stakeholder der beruflichen Bildung fortgeschriebene Landeskonzept Berufliche Orientierung schnellstens auf den Weg zu bringen und mit Leben zu erfüllen.“
Stefan Spieker, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Berlin:
"Praxiserfahrungen sind das A und O, wenn es darum geht, sich für einen Beruf zu entscheiden. Jedes Jahr stellt die Berliner Wirt-schaft deshalb viele tausend Praktikumsplätze bereit, damit Schülerinnen und Schülern Berufsbilder und Arbeitswelten in der Praxis kennenlernen können. Dieses Engagement wird im Rahmen der IHK-Ausbildungsoffensive in diesem Jahr um weitere Angebote noch einmal verstärkt. Wir sind optimistisch, dass die in der gemeinsamen Qualitätsoffensive entwickelten Arbeitsmaterialien und Richtlinien dazu beitragen, Schülerpraktika noch besser auf das Ziel der umfassenden Berufsorientierung der Jugendlichen auszurichten. Zusammen mit dem bereits erfolgreich etablierten Talente Check Berlin ist dies ein weiterer wichtiger Baustein, damit Jugendliche künftig besser orientiert ins Berufsleben starten können.“
Carola Zarth, Präsidentin der Handwerkskammer: „Schüler und Schülerinnen sollten möglichst früh und umfangreich in den Betrieben handwerkliches Arbeiten kennenlernen. Qualitative und strukturierte Praktika sind ein zentrales Mittel, um sich insbesondere mit Handwerksberufen vertraut zu machen. Berlin steht vor großen Herausforderungen in puncto Klimaschutz und Energiewende. Das Handwerk braucht engagierte junge Menschen, die anpacken und unsere gemeinsame Zukunft gestalten.“
Dr. Ramona Schröder, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg: „Das Schülerbetriebspraktikum ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Berufs- und Studienorientierung. Alle Seiten profitieren davon, denn Jugendliche wissen danach besser, was zu ihnen passt, und Betriebe können ihre Arbeitswelt und das soziale Miteinander im Unternehmen zeigen. Das spricht sich rum, auch später auf dem Schulhof und im Klassenverband. Das Schülerbetriebspraktikum sollte daher immer gut vorbereitet und begleitet werden. Die bereitgestellten Unterlagen sind eine gute Basis und können natürlich auch für weitere Praktika, beispielsweise in den Ferien, genutzt werden.“
Stefan Moschko, Präsident der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg: „Wir wollen, dass der erste Einblick ins Berufsleben die Jugendlichen fasziniert und motiviert. Betriebspraktika sind dafür her-vorragend geeignet. Sie sind ein unverzichtbarer Baustein für die berufliche Orientierung. Hier spielen Qualität und Lernerfolg eine wichtige Rolle. Je besser und umfassender wir hier ansetzen, desto eher wird der Übergang der jungen Menschen ins Berufsleben funktionieren. Auch für die Unternehmen ist ein Praktikum ein wertvoller Schritt und eine gute Gelegenheit, potenziellen Nachwuchs besser kennen-zulernen. Unser Ziel ist es, dass Betriebspraktika für Schülerinnen und Schüler ebenso wie für die Firmen ein Erfolg werden. Dazu müssen alle Partner der „Initiative betriebliche Praktika“ die vorliegenden Empfehlungen und Standards ihren Firmen und den Schulen ans Herz legen.“
Nele Techen, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg: „Betriebliche Praktika sind ganz zentral für eine erfolgreiche Berufsorientierung. Das belegt auch der aktuelle Ausbildungs-report der DGB-Jugend.“, sagte Nele Techen, stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bezirks Berlin-Brandenburg. „Besonders Jugendliche ohne erweiterte Schulabschlüsse geben an, dass für sie gute Erfahrungen aus dem Praktikum ein zentrales Kriterium bei der Berufswahl gewesen sei. Daher ist die intensive und individuelle Vor- und Nachbereitung von Praktika sowie der Praktikumsbegleitung so wichtig.“