IHK Berlin

Gestiegene Energiepreise gefährden Berliner Wettbewerbsfähigkeit

Angesichts der angespannten Gasversorgungslage und stark gestiegener Gas-, Strom- und Kraftstoffpreise geraten mehr als vier von fünf Berliner Unternehmen immer stärker in Bedrängnis. Der Energiekostenanteil hat sich am Jahresumsatz von Berliner Unternehmen im Vergleich zu 2021 im laufenden Jahr branchenübergreifend um 26 Prozent erhöht. Besonders die Handelsunternehmen melden mit einer Erhöhung des Energiekostenanteils um fast die Hälfte die mit Abstand stärkste Betroffenheit. Diese und weitere Ergebnisse sind Teil der Sonderauswertung zum Thema Energie aus der aktuellen IHK-Konjunkturbefragung zum Herbst 2022.
Die aktuelle Lage wird dominiert von der Energiekrise. Darüber hinaus bremsen andere Faktoren wie unterbrochene Lieferketten, Fachkräftemangel, Zinssteigerungen und die Gefahr der Coronapandemie die Konjunktur. Die Preisentwicklung und Liefersicherheit von Energieträgern, Vorprodukten und Rohstoffen sind so risikobehaftet wie noch nie. Infolgedessen investieren die Berliner Unternehmen verstärkt in Energieeffizienzmaßnahmen, was angesichts des hohen Kostendrucks in den Unternehmen keine Selbstverständlichkeit ist.
Gleichzeitig stellen die Unternehmerinnen und Unternehmer fest, dass sie die Preissteigerungen im direkten oder indirekten Wettbewerb nicht immer in vollem Umfang an ihre Kunden weiterreichen können.
Aufgrund der aktuellen Lage auf den Energiemärkten und des erheblichen Kosten- und Versorgungsrisikos in den kommenden Monaten reagieren die Unternehmen teils mit drastischen Maßnahmen: Branchenübergreifend müssen fünf Prozent der Betriebe ihre Produktion in Berlin aufgeben oder ihren Geschäftsbetrieb reduzieren (16 Prozent). Drohende Betriebsaufgaben wegen der Energiekosten sind gerade für kleine und mittlere Berliner Unternehmen ein ernstes Problem.
Ebenfalls melden Berliner Betriebe, dass sie nur unter hohem Aufwand Versorgungsverträge abschließen können. Bei Strom sind es branchenübergreifend elf Prozent und bei Gas sieben Prozent. Besonders stark betroffen sind auch hier der Handel und die Industrie mit Werten auf einem zum Teil doppelt so hohen Niveau wie im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt. Selbst bei einer geringen Drosselung von Gas müssten bereits einige Berliner Unternehmen ihre Produktion vollständig einstellen.
Dazu Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin:
„Unsere aktuellen Zahlen unterstreichen, wie ernst die Lage für die Berliner Unternehmen ist. Eine weitere Verschärfung der Preiskrise kann für viele Betriebe existenzbedrohend sein – und das über alle Branchen hinweg. Auch immer mehr Berliner Arbeitsplätze sind durch gestiegene Energiepreise gefährdet. Vor diesem Hintergrund müssen die angekündigten Lösungen auf Bundesebene für eine Gas- und eine Strompreisebremse so schnell wie möglich umgesetzt werden. Wo die Bundesprogramme Lücken lassen, muss das Land unterstützend einspringen, und zwar mit unbürokratischen Programmen und schnellen Verfahren. Die Wirtschaft selbst übernimmt ebenfalls Verantwortung: Mit unserem Bündnis "Wirtschaft spart Energie" fördern wir Energiesparen über unterschiedliche Branchen hinweg, helfen die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren und leisten damit neben der Bewältigung der aktuellen Krise auch einen Beitrag für die Energiewende.“
Eine Auswertung zu den Zusatzfragen zum Thema Energie der Konjunkturumfrage Herbst 2022 können Sie hier finden: https://ihk-berlin.org/ihk/2022-10-24-WIZ-aktuell_10-2022-v1.0