IHK Berlin

Wirtschaft sieht Nachbesserungsbedarf bei Corona-Hilfen

Bei der Zufriedenheit um die Liquiditätshilfen zur Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie zeigt sich ein geteiltes Bild in der von der Krise betroffenen Unternehmerschaft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Befragung der IHK, an der sich rund 350 vornehmlich Kleinstunternehmen beteiligten. Demnach zeigen sich 48 Prozent der befragten Betriebe unzufrieden mit den aktuellen Hilfsmaßnahmen, 24 Prozent sind weniger zufrieden. Lediglich 23 Prozent sind zufrieden bis sehr zufrieden mit den staatlichen Stützungsangeboten. 62 Prozent der befragten Firmen wünschen sich bessere Rahmenbedingungen bei den Zuschussprogrammen. 
Nach den Soforthilfen aus den ersten Monaten der Pandemie sind es jetzt vor allem die Bundesprogramme, auf die die Unternehmen laut Befragung zugreifen. So haben 26 Prozent der befragten Betriebe einen Antrag auf die Corona-Überbrückungshilfen gestellt, 14 Prozent greifen auf den KfW-Kredit zurück. Die Soforthilfe V des Landes und Gewerbemietenzuschuss werden hingegen nur vereinzelt nachgefragt.
Dass es nicht mehr Nachfrage nach den Hilfsmaßnahmen gibt, liegt auch an den restriktiven Zugangsvoraussetzungen. So bemängeln 36 Prozent der befragten Unternehmen die Richtlinie um die Überbrückungshilfen des Bundes, 33 Prozent üben vergleichbare Kritik am KfW-Kredit. Auch die aus Unternehmenssicht komplizierte Beantragung und die Dauer der Auszahlungen führen zu keiner großen Zufriedenheit mit den beiden Programmen. 
Bei den weiteren Unterstützungsmaßnahmen ist es vor allem das Kurzarbeitergeld, das den Betrieben hilft. 37 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie vom Kurzarbeitergeld Gebrauch machen. 17 Prozent stunden oder mindern Dauerschuldverhältnisse wie Mieten. 15 Prozent profitieren von steuerlichen Erleichterungen. Sale and lease back oder der Verkauf von Unternehmensanteilen sind dagegen nur für einzelne Betriebe das Mittel der Wahl.
Zwar fühlt sich die Mehrheit der Unternehmen (58 Prozent) gut bezüglich der Unterstützungsmaßnahmen informiert, ein beträchtlicher Anteil (28 Prozent) verneint dies jedoch. Es sind vor allem die vielen unterschiedlichen Programme und die jeweils unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen, über die sich die Betriebe mehr Klarheit in der öffentlichen Kommunikation wünschen. 
Henrik Vagt, Geschäftsführer Wirtschaft & Politik sowie Beratung & Service der IHK Berlin:
„Die Ergebnisse dieser Befragung bestätigen den Eindruck aus der täglichen Beratungspraxis unserer Mitgliedsunternehmen. Vor allem die Kleinstunternehmen und die Soloselbstständigen sind zutiefst frustriert. Zwar ist seit Beginn der Krise ein durchaus vielfältiges Angebot an Unterstützungsmaßnahmen aufgelegt worden – schauen die Betriebe jedoch ins Kleingedruckte, dann können sie oftmals die Hilfen gar nicht erst beantragen. Entweder haben sie aufgrund von langen Zahlungszielen noch im Bemessungszeitraum zu hohe Umsätze erwirtschaftet, oder sie verfügen gar nicht über die hohen Fixkosten bei gleichzeitig ausbleibenden Unternehmerinnen- und Unternehmerlohn. Aber selbst wenn der Antrag Erfolg hatte, melden uns die Betriebe, dass sie lange auf die Auszahlung warten müssen, wie es aktuell bei den Überbrückungshilfen der Fall ist. Die Luft bei den Betrieben wird immer dünner. Wenn die Politik noch eine Insolvenzwelle verhindern will, muss jetzt dringend nachgebessert werden.“
Die ausführliche Auswertung der Umfrage ist unter www.ihk-berlin.de/Liquiditaet-Umfrage abrufbar. Die IHK bietet regelmäßig online Informationsveranstaltung zu den neusten Förderprogrammen mit Experten der IBB an. Hinweise hierzu gibt es auf https://www.ihk-berlin.de/