IHK Berlin

Digitaltag 2020: Fünf Ansätze für eine Berliner Digitaloffensive

Die IHK Berlin hat mit Blick auf den bundesweiten Digitaltag am morgigen Freitag fünf Handlungsfelder für eine Digitaloffensive für Berlin definiert. Aus Sicht der Wirtschaft treiben Politik und Verwaltung die Digitalisierung der Stadt nicht mit dem notwendigen Einsatz voran. Dazu gehören die überfällige Verabschiedung der Digitalisierungsstrategie, der Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen. Ein weiteres zentrales Handlungsfeld ist die politische Steuerung. Aus Sicht der Berliner Wirtschaft braucht Berlin spätestens nach den nächsten Abgeordnetenhauswahlen einen „Chief Digital Officer“ auf Senatorenebene, der mit ressortübergreifenden Kompetenzen ausgestattet ist.
Die klassische Wirtschaftsförderung sollte aus Sicht der IHK außerdem konsequent durch eine datenbasierte Wirtschaftsförderung – „Daten als Mittel“ – ergänzt werden. Jeder neue Datensatz im Berliner Open-Data-Portal stellt demnach ein zusätzliches Investment in die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Anwendungen dar. Auch die mangelhafte Digitalisierung im Bildungsbereich sollte nun im Fokus der Politik stehen, die Corona-Krise hat hier deutlichen und dringenden Aufholbedarf aufgezeigt.
IHK-Präsidentin Dr. Beatrice Kramm: „Über Digitalisierung zu reden, reicht nicht. Man muss auch handeln. Gerade die Corona-Pandemie hat die diesbezüglichen Mängel in Berlin schonungslos offengelegt. Die Homeoffice-Fähigkeit der Berliner Verwaltung ist völlig unzureichend, der Status quo beim digitalen Unterricht alarmierend und immer noch liegt die Glasfaseranbindungsquote in Berlin bei lediglich drei Prozent. Diese Mängel erschweren zusätzlich die Bewältigung der wirtschaftlichen Krise, in der Berlin derzeit steckt. Elektronische Akte und Online-Serviceleistungen dürfen bei der digitalen Transformation nicht mehr als ein erster Schritt sein. Wer Digitalhauptstadt sein will, muss erst groß denken und dann entschieden umsetzen.“
Mit der Definition der ersten fünf Handlungsfelder will die Berliner Wirtschaft konstruktiv und lösungsorientiert Wege aufzeigen, die es ermöglichen gemeinsam mit der Berliner Politik den Dialog zu führen und weitere städtische Akteure für ihre identifizierten Handlungsnotwendigkeiten aufzurufen. Die vorliegende Berliner Digitaloffensive ist im engen Schulterschluss mit dem IHK-Ehrenamt und darüber hinaus entstanden.
Matthias Patz, Vorsitzender IHK-Fachausschuss Innovation & Technologie: „In der Zukunft werden Dialog und Kooperation in Berlin den Takt bestimmen müssen, um den Weg zur Digital- und Innovationshauptstadt zu meistern. Eine landespolitische Gigabitstrategie mit einem Glasfaserinfrastrukturziel wird dabei ein wichtiger Schritt zur Verwirklichung der Gigabit-City Berlin sein. Die Anwendungs- und Mehrwertorientierung städtischer Dienstleistungen muss dabei parallel erfolgen und kann zukünftig nur durch die Vernetzung zahlreicher – bisher ungenutzter – städtischer Datenquellen und ein übergreifendes Konzept für eine Berliner Urban Data Platform gelingen. Erfolge sind erreichbar, wenn der Wandel als gesamtstädtisches Projekt verstanden wird, Akteure frühzeitig eingebunden, Ziele und Handlungsfelder im Rahmen einer Digitalisierungsstrategie bestimmt sowie Verbindlichkeiten und politische Rollen, wie die eines Digitalsenators, neu entwickelt werden.“
Daniel-Jan Girl, Vorsitzender IHK-Branchenausschuss Digitale Wirtschaft: „Berlin hat eine der aktivsten Start-up-Communities weltweit und ist führend in der Digitalisierung von Geschäftsmodellen. Doch die Politik nutzt dieses Know-how der Berliner Wirtschaft kaum. Die Entwicklung des Standorts ist einzig und alleine auf das Engagement der Menschen in den Branchen zurück zu führen. Warum hängt die Digitalisierung der Berliner Verwaltung dennoch so hinterher? Oder auch der fehlende Breitbandausbau in den meisten Bezirken? Das liegt am fehlenden Anspruch der Politik Entscheidungen zu treffen und dabei die vorhandenen Kompetenzen des Standort Berlins - auch aus der Wirtschaft - zu nutzen. Wenn Corona etwas bewiesen hat, dann wie weit Berlin bei der Digitalisierung in der Verwaltung wirklich zurückliegt und wie schnell eigentlich doch politische Entscheidungen getroffen werden können, wenn man will! Unsere Chancen verlorene Zeit aufzuholen, schwinden. Falls die Berliner Politik doch noch handeln will, dann jetzt! Dazu brauchen wir die Digitaloffensive insbesondere auch für unseren Nachwuchs und damit endlich den Startschuss zu einer Taskforce für den DigitalPakt, einer sofortigen strategischen flächendeckenden Integration von Schulcloud-Lösungen und hochwertige Lehrerfortbildungen.“

Alle Informationen zu den Handlungsempfehlungen für eine Digitaloffensive finden Sie hier: www.ihk-berlin.de/digitaloffensive