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Ausbildung in Pandemiezeiten: Licht und Schatten

Bestehende Ausbildungsverhältnisse waren im Krisenjahr 2020 besonders robust. Es wurden so wenig Verträge gelöst wie seit fünf Jahren nicht mehr und Auszubildende konnten trotz Krise ebenso erfolgreich zum Abschluss geführt werden wie im Vorjahr (Bestehensquote: rund 82,5%). Doch die Corona-Pandemie hat auf dem Ausbildungsmarkt auch erhebliche Spuren hinterlassen. Die meisten Ausbildungsbetriebe bilden weiter aus, viele können allerdings Corona-bedingt nicht so viele neue Ausbildungsplätze anbieten wie geplant. Deutlich weniger Ausbildungsverträge gibt es vor allem in den besonders von der Pandemie betroffenen Branchen wie Gastronomie oder in der Veranstaltungsbranche. Andere Branchen bilden dagegen erheblich mehr aus als 2019, können aber die Corona-bedingten Rückgänge in den Pandemie-betroffenen Branchen nicht vollständig kompensieren. Dies führt dazu, dass 2020 die Zahl der Neuverträge insgesamt um 17,6 Prozent gesunken ist. Nach Ansicht der IHK Berlin braucht es deshalb unbürokratische, zügige und bedarfsgerechte Unterstützung für krisenbetroffene Unternehmen, kreative Lösungen in der Prüfungsvorbereitung und die Verlängerung der bundesweiten Ausbildungsprämie. Für den Ausbildungsstart 2021 sind klare Perspektiven für die Wirtschaft, aber auch krisensichere Orientierung, Beratung und Vermittlung der Jugendlichen unabdingbar. Der Abschlussjahrgang 2021 darf der Ausbildung nicht verloren gehen.
Da Hotel- und Gastgewerbe, Veranstaltungs- und Tourismusbranche 2020 am stärksten vom Lockdown, Umsatzeinbußen und Kurzarbeit betroffen waren und die betroffenen Unternehmen die wirtschaftlichen Perspektiven skeptisch bewerten, ist in diesen Branchen der Rückgang der abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit mehr als 40 Prozent erwartungsgemäß am deutlichsten. 

IHK-Präsidentin Beatrice Kramm: „Der aktuelle Planungshorizont der Betriebe reicht gerade einmal bis zur nächsten Infektionsschutzverordnung. Ausbildung bedeutet aber für die Zukunft der nächsten zwei bis drei Jahre zu planen und Verantwortung zu übernehmen. Vielen Betrieben fehlte – und fehlt - es an diesem Planungshorizont. Andere konnten die Ausbildung nur mit Unterstützung aufrechterhalten. Der seit November andauernde Lockdown und die unsichere wirtschaftliche Zukunft zehren an den Kräften der Unternehmen. Es ist daher umso wichtiger, unbürokratische Hilfen für krisenbetroffene Ausbildungsbetriebe gezielt weiterzuentwickeln.“

Aus Sicht der IHK braucht es vor allem einen längerfristigen Krisenfahrplan, der Verlässlichkeit für die Planung der Ausbildung schafft. Es bedarf außerdem auch für weitere krisenbetroffene Branchen bausteinartige, flexible und kurzfristig einsetzbare Überbrückungsangebote in der Ausbildung und in der Prüfungsvorbereitung. Die Ausbildungsprämien des Bundes sollten über den 15.02.2021 hinaus verlängert werden. Für Ersatzmaßnahmen muss ein Krisen-Befristungsgebot gelten.

Viele Branchen hielten 2020 aber unverändert an ihrem Ausbildungsniveau fest oder steigerten es. So hielt der Einzelhandel seine Neuverträge in 2020 auf Vorjahresniveau und das trotz Lockdown in vielen Einzelhandelssparten. In Berufen mit hohem Digitalisierungsgrad, bei Eisenbahnern im Personenverkehr (+45 %), in der Versicherungsbranche (+16%) und in der Lagerlogistik (+3%) konnten sogar Vertragssteigerungen verzeichnet werden.
IHK-Präsidentin Dr. Beatrice Kramm: „In den meisten Branchen werden auch in und nach der Krise wieder Fachkräfte gebraucht und Auszubildende händeringend gesucht. Schulabsolventen müssen gerade jetzt mit Blick auf das anstehende Ausbildungsjahr verlässlich orientiert, beraten und im Bewerbungsprozess unterstützt werden. Sie dürfen dem Ausbildungsjahr 2021/22 nicht verloren gehen.“
Die Auswertung der IHK Statistik zeigt zudem: Bestehende Ausbildungsverhältnisse sind robust. Sie wurden 2020 deutlich seltener gelöst als im Vorjahr und Azubis wurden gleichbleibend gut zum Abschluss geführt.

IHK-Präsidentin Dr. Beatrice Kramm: „Ausbildungsbetriebe nehmen ihre Verantwortung wahr und führen Auszubildende auch in der Krise zum Abschluss. Nachhaltige Fachkräftesicherung kann so auch in Pandemiezeiten gelingen. Die IHK wird alles dafür tun, um im Jahr Zwei der Pandemie die Zahl der Ausbildungsverträge wieder zu stabilisieren. Denn Ausbildung bedeutet Zukunftssicherung – für die Betriebe und die Azubis.“