18. Juni 2015

Jahreswirtschaftskonferenz Polen: Technologiekooperation als Motor deutsch-polnischer Wirtschaftsbeziehungen

Rund 200 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung besuchten heute die Jahreswirtschaftskonferenz Polen im Ludwig Erhard Haus. Im Rahmen zweier Podiumsdiskussionen diskutierten Teilnehmer aus Deutschland und Polen Zukunftsvisionen und konkrete Kooperationsmöglichkeiten im grenzüberschreitenden Innovations- und Technologiebereich.
 
Für die Berliner Wirtschaft birgt das Nachbarland Polen ein großes Potential für grenzüberschreitende Technologiekooperationen. Nicht nur liegt Polen mit einem Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent im Jahr 2014 an der Spitze der EU-Staaten, das Land hat in der vergangenen europäischen Förderperiode auch hohe Investitionen in den Ausbau hochmoderner Forschungsinfrastruktur getätigt. Die für 2020 prognostizierten Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Höhe von 8,6 Milliarden Euro werden in Polen sogar zweieinhalb Mal so hoch ausfallen wie 2012. Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Berlin und Polen erreichten 2014 einen neuen Höhepunkt: Die Exporte der Berliner Wirtschaft nach Polen stiegen um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 918 Millionen Euro. Damit eroberte Polen 2014 den zweiten Platz unter den Berliner Exportmärkten, gleich nach den USA.
 
Arkadiusz Bak, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium der Republik Polen, sagte: „Polen ergreift Maßnahmen zur Förderung von Innovationen. Geplant wird unter anderem, bis 2020 die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu verdoppeln. Eine Priorität ist für uns die Förderung von Innovationen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit von Produkten und Dienstleistungen und zur Schaffung stabiler Arbeitsplätze. Für dieses Programm wurden in der laufenden Förderperiode der Europäischen Union bereits zehn Milliarden Euro ausgegeben. Im Rahmen der unlängst entwickelten nationalen Innovationsstrategie haben wir in Polen 19 sogenannte intelligente Spezialisierungen identifiziert, die die Chance, haben, unsere innovativen Wahrzeichen in Europa und in der Welt zu werden. Die vor Polen stehenden Herausforderungen im Bereich der Innovation können zu einem Feld der Kooperation mit Deutschland werden. Polen zeichnet sich dabei durch ein erhebliches wissenschaftliches Potenzial aus, das von deutschen Erfahrungen auf dem Gebiet der unternehmerischen Verwertung und kommerziellen Nutzung der wissenschaftlichen Leistungen profitieren könnte.“
IHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer resümierte: „Eine enge und erfolgreiche deutsch-polnische Zusammenarbeit gibt es heute bereits in fast allen Bereichen der Wirtschaft – eine spannende und gute Entwicklung. Und nun machen wir uns daran, die verbliebenen Lücken im Bereich der Forschungszusammenarbeit und des Transfers von Wissenschaft in Wirtschaftskraft zu verringern. Wenn es uns heute gelungen ist – wovon ich ausgehe, neue deutsch-polnische Innovationsprozesse anzustoßen und bilateralen Technologietransfer zu initiieren, bin ich sehr stolz darauf, dass wir diese Jahreskonferenz hier in unser Haus holen konnten.“
 
Im Rahmen der diesjährigen Jahreswirtschaftskonferenz Polen wurden heute im Ludwig Erhard Haus Kernthemen der deutsch-polnischen Technologiekooperation behandelt. Die beiden Podiumsdiskussionen zeigten verschiedene best practice Beispiele schon bestehender Kooperationen im Bereich gemeinsamer Forschung und Entwicklung. Gleichzeitig konnten weitere konkrete Potentiale für eine Konsolidierung der Zusammenarbeit mithilfe verfügbarerer Förderprogramme identifiziert werden,, u.a.:
 
  • Das Netzwerk PHOENIX als Clusterallianz Berlin-Warschau im Bereich der Optischen Technologien zeigte Wege auf, durch bilateral aufgestellte Ausschreibungsverfahren enge grenzüberschreitende Kooperationen der auf beiden Seiten der Grenzen bestehenden Cluster zu institutionalisieren.
 
  • Die Luftfahrtindustrie insbesondere bietet Möglichkeiten zur zukunftsorientieren Zusammenarbeit. Die Aviation Valley gilt heute als größtes polnisches Industrie-Cluster und bedeutendstes Luftfahrtzentrum in den neuen EU-Ländern. Die Region gehört mittlerweile zu den führenden Zentren der Luftfahrtindustrie Europas. Darüber hinaus schafft die Branche bis 2017 eine neue Wirtschaftsregion, wodurch schätzungsweise 3.300 neue Arbeitsplätze entstehen.
 
  • Darüber hinaus wurde erneut angeregt, das bundesweite, technologie- und branchenoffene Förderprogramm für mittelständische Unternehmen, das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), auch zur Förderung deutsch-polnischer Projekte zu befähigen, indem kompatible Förderstrukturen in Polen aufzustellen sind.
Pressemitteilung der IHK Berlin vom 18. Juni 2015