IHK Berlin

Trotz guter Konjunktur: Berliner Industrie fürchtet Einbußen

Die meisten Berliner Unternehmen bewerten die aktuelle wirtschaftliche Lage als gut bis sehr gut. Vor allem Industrie-Unternehmen blicken allerdings skeptisch in die Zukunft. Ursachen sind neben internationalen Unsicherheitsfaktoren auch die wachsende Fachkräftelücke. Das ergab die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Berlin.
Der Geschäftsklimaindikator der Berliner Wirtschaft zählt aktuell 144 Punkte. Dies sind zwei Punkte mehr als zu Jahresbeginn – eine beschleunigte Konjunktur lässt sich daraus jedoch nicht ableiten. Dazu ist der Anstieg des Index zu gering. Getragen wird diese Entwicklung vor allem von den positiven Geschäftserwartungen des Dienstleistungssektors. Der Geschäftslagen-Indikator stieg von 57 auf 61 Punkte. Dagegen büßte der Geschäftslagen-Indikator der hiesigen Industrie-Unternehmen im Vergleich zum Jahresbeginn 13 Punkte ein und liegt derzeit bei 40 Punkten. Das ist der schwächste Stand seit Herbst 2016. Hier macht sich nicht zuletzt die lahmende Exportentwicklung bemerkbar. Noch in der Vorumfrage zu Jahresbeginn ging jedes dritte Unternehmen von steigenden Exporten aus, inzwischen ist es nur noch rund jedes Vierte. Die Industrie ist konjunktureller Vorläufer, die Exporterwartungen gelten als Frühindikator für die künftige Entwicklung der Konjunktur. 
Positive Impulse ergeben sich durch nachfragesteigernde Effekte aus der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt und den höheren öffentlichen Konsum- und Investitionsausgaben.
Die Investitionsabsichten der Berliner Unternehmen entwickeln sich laut Konjunkturumfrage dagegen wenig dynamisch: Sie pendeln weiter bei einem Wert um die 35 Punkte. 
Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin: „Für die Unternehmen bleibt der Fachkräftemangel weiterhin Risikofaktor Nummer eins. Warnzeichen kommen insbesondere aus der exportstarken Berliner Industrie, deren Konjunkturindikatoren teils deutlich hinter den Ergebnissen der Vorumfrage zurückbleiben. Vor diesem Hintergrund bleibt es besonders wichtig, die Weichen für wirtschaftliches Wachstum in Berlin richtig zu stellen und bei den drängenden Themen – von der Modernisierung der Verwaltung bis zur Flächenverfügbarkeit für Industrie und Gewerbe – weiter voranzukommen. Sonst muss die Stadt vielleicht in Kürze bedauern, das konjunkturelle Hoch nicht zukunftssichernd genutzt zu haben.“
So verhindert Flächenknappheit bereits heute bei einem Drittel der Unternehmen, die Erweiterungen am Standort planen, die konkrete Umsetzung der Pläne. Dies zeigen nicht zuletzt die Ergebnisse einer Befragung der IHK Berlin im April dieses Jahres. Fast die Hälfte der Fortzüge resultiert demnach aus standortbedingten Faktoren wie der Gewerbeflächenknappheit.

Hier können Sie den vollständigen Konjunkturreport Frühsommer 2018 abrufen.