Jahresbericht 2023

Fachkräftepartnerschaft gelebt

Um dem größten Geschäftsrisiko der Berliner Wirtschaft – dem Mangel an Fach- und Arbeitskräften – angemessen zu begegnen, wurde im Jahr 2023 ein vielfältiges Maßnahmenpakt ausgerollt. Von Großevents, politischen Stellungnahmen bis hin zu neuen Serviceangeboten, war die IHK vielerorts tätig und vernetzt, um die Interessen der Wirtschaft zu vertreten und ihre Mitgliedsunternehmen zu unterstützen.

Bedarfe an die Politik adressiert

Durch die gemeinsame Erklärung „Fachkräftelücke jetzt schließen!“ mit den Partnern des Runden Tisches der Wirtschaft wies die IHK zu Jahresbeginn im Rahmen der Koalitionsverhandlungen auf den Fachkräftemangel an prominenter Stelle hin und präsentierte Lösungsansätze. Die Vorschläge wurden auch im Rahmen der Haushaltsberatungen vertieft und erneut an die Politik adressiert. Neben dem Monitoring aktueller Entwicklungen, zahlreichen Publikationen wie beispielsweise dem Newsletter „Arbeitsmarkt aktuell“, der Vertretung der Berliner Wirtschaft in den Beiräten der Jobcenter sowie der Entwicklung von Empfehlungen zu den Arbeitsmarkt- und Integrationsprogrammen der Berliner Jobcenter stand insbesondere die Begleitung des bundespolitischen Migrationspaketes im Vordergrund. Zur Novelle des Fachkräfteeinwanderungsgesetztes erarbeitete die IHK in Zusammenarbeit mit der DIHK umfassende Stellungnahmen. Auf Landesebene wurde die IHK-Forderung nach einer Berliner Fachkräftestrategie weiter vorangetrieben. Ergebnisse finden sich in den Haushaltsplänen des Landes wieder. 

Forum zur Arbeits- und Fachkräftesicherung ausgebaut

In zahlreichen hochkarätigen Veranstaltungen stand das Thema Fachkräftesicherung im Mittelpunkt. Hier sind vor allem das Festival der Berliner Wirtschaft „Zukunftsdialog Fachkräftesicherung“ mit über 50 Speakerinnen und Speakern sowie 800 Besucherinnen und Besuchern zu nennen. Aber auch die Jobmessen für Geflüchtete und internationale Fachkräfte waren gut besuchte Angebote, an denen sich über 150 Unternehmen und über 6.000 Jobsuchende beteiligten. Im Rahmen der wirtschaftspolitischen Frühstücke der IHK sprach Andrea Nahles, Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, über die Anforderungen an die Fachkräftesicherung für den Wirtschaftsstandort. 
Bei den Netzwerkabenden zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz tauschten sich Unternehmen zum Thema Zuwanderung von internationalen Talenten aus. Hierbei sind neben Bundestagsmitglied Hakan Demir unter anderem ASML oder die Deutsche Bahn als prominente Gäste zu nennen. Der IHK-Themenausschuss „Fachkräfte & Arbeitsmarkt“ tagte in vier Sitzungen zu verschiedenen Themen und bildete die Berliner Plattform für Gespräche rund um Beschäftigung, Fachkräftesicherung und Migration. Im IHK-Service hat der Business Immigration Service, ein gemeinsames Angebot von IHK, Handwerkskammer, Landesamt für Einwanderung und weiteren Partnern, die Mitgliedsunternehmen mit 475 Beratungen zum Aufenthaltsrecht und 650 Anerkennungsberatungen zum Thema Fachkräftegewinnung aus dem Ausland unterstützt. 
Um Geflüchtete schneller in Arbeit zu integrieren, hat die IHK zudem den Austausch mit Selbsthilfeorganisationen von Migranten und migrantischen Unternehmensverbänden intensiviert und wirkte an der AG des Landes Berlins zur Entwicklung digitaler Willkommensstrukturen mit. Es wurde eine Kooperationsvereinbarung mit bridge, dem Berliner Netzwerk für Bleiberecht, angesiedelt bei der Integrationsbeauftragten, geschlossen. Über den Newsletter „Erfolgsfaktor Fachkräfte“ informierte die IHK ihre Mitgliedsunternehmen über alle Themen rund um Fachkräftesicherung und führte zudem Onlineveranstaltungen zu Einzelthemen durch, so u. a. zu betrieblicher Gesundheitsförderung oder Remote Work aus dem Ausland. 

Wirtschaft für mehr Diversität und Teilhabe sensibilisiert 

Die Beteiligung an der Initiative „Gleichstellung gewinnt“ ist weiterhin für die IHK ein zentraler Baustein, der Bemühungen um mehr Gleichberechtigung in der Berliner Wirtschaft. Neben regelmäßigen Veranstaltungen stand im Jahr 2023 das Modellprojekt „Gleichstellung und Vielfalt“ im Mittelpunkt der Initiative. Das Modellprojekt hatte das Ziel, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Die Unternehmen wurden in Workshops und individuellen Beratungen bestärkt und darin unterstützt, dieses Ziel voranzutreiben. Ebenso wurde die Steigerung der Frauenerwerbsquote thematisiert.  Die IHK appellierte hier an die Politik, Alternativen zum Ehegattensplitting zu prüfen und Neujustierungen auf den Weg zu bringen.  Es wurde ein gleichnamiges Positionspapier erarbeitet und in der Vollversammlung beschlossen.  
Zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf wurde eine gemeinsame Deklaration mit Partnern verabschiedet. Zentrale Aspekte waren hierbei neben dem Thema der Kinderbetreuung die Themen Pflege und Wohnen. Der inklusive Arbeitsmarkt erfuhr im vergangenen Jahr besondere Beachtung. Zentral waren hierbei die Vernetzung und der Austausch mit relevanten Akteuren aus Politik und Verwaltung etwa im Rahmen des Runden Tisches Inklusion. Die Themen Gleichstellung und Inklusion bildeten zudem gemeinsam mit dem Aspekt der Beschäftigung von Älteren die inhaltlichen Schwerpunkte der ersten Diversity-Umfrage der Berliner Wirtschaft, deren Inhalte unter Beteiligung zahlreicher Expertinnen und Experten aus dem IHK-Themenausschuss „Fachkräfte & Arbeitsmarkt“ erarbeitet wurden. Um das Thema Diversität auch im Bereich der Messen stärker in den Vordergrund zu rücken, wurde der Ausbau von Kooperationen mit bereits bestehenden Karrieremessen, u. a. Unicorns in Tech (Jobmesse und Tech-Konferenz für die LGBTIQ+ Community) forciert.

Tausende Jobsuchende kamen in die IHK

Für die Vernetzung mit Berliner Unternehmen, hat die IHK Berlin 2023 gemeinsam mit den 12 Jobcenter und der Handwerkskammer zwei Jobmessen für Geflüchtete mit mehr als 6.000 Besuchenden und über 150 Unternehmen durchgeführt. Nicht nur die Anzahl der Teilnehmenden und Unternehmen konnte gegenüber den Messen im Vorjahr gesteigert werden, auch wurde das Beratungsangebot für die Besucherinnen und Besucher erweitert. Zu den über 3.000 angebotenen Arbeitsplätzen informierten Beratungsstände zu unterschiedlichen Themen rund um das Arbeiten und Leben in Berlin. Workshops gaben den geflüchteten Menschen wichtige Informationen zur Berufsanerkennung, Ausbildung und dem Bewerbungsprozess in Deutschland.