IHK Berlin

Wirksame Bildung

2022 hat den Berliner Unternehmen mit multiplen Krisen- und Risikofaktoren viel abverlangt: Die Auswirkungen der Coronapandemie waren auch im dritten Pandemiejahr deutlich spürbar, hinzu kamen die Auswirkungen der Energiepreiskrise. Die Berliner Unternehmen haben nichtsdestotrotz weiterhin in Aus- und Weiterbildung investiert, was sich auch an der stets hohen Ausbildungsqualität und der Zahl der bestandenen Prüfungen, die wieder auf Vorkrisenniveau lag, zeigte.

Aufwind auf dem Berliner Ausbildungsmarkt

Nach einem starken Rückgang der Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den letzten beiden Coronajahren war 2022 nicht nur das Jahr der Trendwende, sondern auch das Jahr eines neuen Rekords. Bestleistungen erzielte die Berliner Wirtschaft im vergangenen Jahr in der Disziplin „höchste relative Anstiege an Neuverträgen“. Die Zahl der Neuverträge liegt damit fast wieder auf Vorkrisenniveau. In drei von insgesamt fünf Branchen ist das Niveau von 2019 sogar übertroffen worden. Aktuell verzeichnet die IHK über 19.400 neue IHK-Ausbildungsverhältnisse. Hinzugekommen sind 7.700 betriebliche Neuverträge und damit ein Plus von knapp 13 Prozent bei den Neuverträgen im Vergleich zum Vorjahr. Damit liegt die IHK mit einem Rückstand von 387 Verträgen inzwischen nahezu auf Vorkrisenniveau. Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass die zuvor stark gebeutelte Hotellerie und Gastronomie und die Veranstaltungsbranche deutlich über das Vorkrisenniveau hinausschnellten.

Berliner Wirtschaft: ja zur Ausbildungsoffensive, nein zur Ausbildungsumlage

Laut IHK-Aus- und Weiterbildungsumfrage 2022 konnten 41 Prozent der befragten Betriebe ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen. Besonders herausfordernd war es für das Gastgewerbe, hier lag die Zahl bei 60 Prozent, im Baugewerbe lag sie bei 50 Prozent und in der Industrie bei 43 Prozent. Bei 64 Prozent der befragten Betriebe gingen keine geeigneten Bewerbungen ein und bei 34 Prozent der befragten Betriebe gar keine. Damit hat sich die Anzahl der Ausbildungsunternehmen, die von dieser Situation betroffen sind, gegenüber dem Ausbildungsjahr 2017 verdoppelt (2017: 17 Prozent). Außerdem gaben 24 Prozent der befragten Betriebe an, dass ihre Azubis die Ausbildung nicht angetreten haben. Diesen Herausforderungen auf dem Berliner Ausbildungsmarkt kann nur durch eine aktive Berufsorientierung und ein besseres Matching zwischen Ausbildungsbetrieben und Schulabsolventen begegnet werden und nicht mit einer Ausbildungsumlage. Die IHK Berlin geht mit der hauseigenen Ausbildungsoffensive und ihren Projekten in Vorleistung und setzt sich in der Politik gegen die Einführung der geplanten Ausbildungsumlage ein.

Businessplan „Wirksame Bildung“ entwickelt

Gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Bildung, Wissenschaft und Medien sowie dem Haupt- und Ehrenamt hat die IHK Berlin unter Leitung des IHK-Vizepräsidenten Stefan Spieker verschiedene Handlungskonzepte entwickelt, die der Berliner Bildung die dringend benötigten neuen Impulse geben sollen. Das Expertenteam spiegelt mit seiner Zusammensetzung die große Bandbreite der in unserem Bildungssystem versammelten Fachkompetenz wider. Gemeinsam konnten Umsetzungsmaßnahmen für eine wirksame, moderne und konsistente Bildungspolitik entwickelt und sichtbar gemacht werden. Im ersten Schritt wurden sechs Handlungsfelder und Bedarfe entlang der Bildungskette bis zur dualen Ausbildung identifiziert. Im weiteren Prozess wurden 33 Maßnahmen diskutiert und hiervon in weiterführenden Workshops die wichtigsten sechs als konkrete Produkte zur Umsetzung entwickelt. Sie bilden den Kern des Businessplans und haben das Potenzial, im Berliner Bildungssystem in Zusammenarbeit mit den Partnerinnen und Partnern Wirkung zu erzielen. Alle Produkte zeichnen sich durch eine schnelle Umsetzbarkeit und hohe Wirksamkeit aus. Der Businessplan „Wirksame Bildung“ (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 578 KB) wird aktuell mit den bildungspolitischen Akteuren diskutiert und umgesetzt.

IHK Berlin zeigt Wirkung in der frühen Bildung: Großes Interesse an MINT-Themen beim Haus der kleinen Forscher

Seit 2010 ist die IHK lokaler Netzwerkpartner der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Über diese bundesweite Bildungsinitiative werden pädagogische Fachkräfte fortgebildet, um die frühe Bildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) und Bildung für nachhaltige Entwicklung zu stärken. Ziel ist es, Kinder stark zu machen für die Zukunft, und so die Grundlagen für die Qualifikation der Fachkräfte von übermorgen zu schaffen.  
2022 wurden rund 500 Pädagoginnen und Pädagogen in den Fortbildungen vom IHK-Netzwerk geschult, und 22 Einrichtungen haben sich als „Haus der kleinen Forscher“ zertifizieren lassen. Besonders gefragt waren Inhouse-Schulungen. Durch sie werden alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einer Einrichtung auf ein einheitliches Wissensniveau gebracht. Die Anzahl der Fortbildungszahlen ist beachtlich, da die Einrichtungen in Berlin noch mit den Folgen der Coronapandemie, einem großen Erziehermangel und einem hohen Krankenstand zu kämpfen haben.

IHK Berlin zeigt Wirkung in der Berufsorientierung: Landeskonzept „Berufliche Orientierung“ kritisch begleitet

Der Anfang 2020 angestoßene Prozess der Aktualisierung des seit 2015 bestehenden Landeskonzepts Berufs- und Studienorientierung wurde durch die Coronapandemie unterbrochen und 2022 wieder aufgenommen. Notwendig ist die Neufassung nicht nur aufgrund neuer Vorgaben durch die Kultusministerkonferenz: Die Datenlage in Berlin verdeutlicht, dass ein massiver Handlungsdruck in Berliner Schulen und am Ausbildungsmarkt besteht. Mit den Berufsorientierungsteams und der Jugendberufsagentur gibt es wichtige Strukturen, aber sowohl die mangelnde Orientierung der Jugendlichen am Ende der Schulzeit als auch die Basiskompetenzen lassen die Unternehmen zu „Reparaturbetrieben“ werden. Die IHK Berlin setzte sich als beratender Partner deshalb erfolgreich dafür ein, dass unter anderem für die Schulen zukünftig transparente Indikatoren für die Messung erfolgreicher Berufsorientierung vorliegen und an den gymnasialen Oberstufen der Zusatzkurs „Studium und Beruf“ ausgebaut wird.   

IHK Berlin zeigt Wirkung in der Ausbildung: Neue Service- und Orientierungsangebote

Die IHK Berlin hat das Projekt „Ausbildungsbotschafter:innen“ vorbereitet, um ab 2023 eine wirkungsvolle Berufsorientierung in Berliner Schulen zu realisieren. Zudem wurden Berufsorientierungskits mit dem Angebotsportfolio und Informationen zur Ausbildungsoffensive an 220 weiterführende Schulen versandt. Über 85.000 Klicks generierte die zweite digitale Kampagne für die Ausbildungssuchmaschine www.ausbildung.berlin, die über 5.000 Ausbildungsbetriebe aus Berlin listet. Gemeinsam mit der Handwerkskammer Berlin und den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg wurde äußerst erfolgreich eine Webinar-Reihe zum Thema Praktikumssuche veranstaltet.  
Darüber hinaus wurden 21 Onlineveranstaltungen mit rund 1.300 Teilnehmern und Teilnehmerinnen rund um die Beratung und Information von Ausbildungsbetrieben und Auszubildenden durchgeführt. Neu hinzugekommen sind vor allem Themen rund um ein erfolgreiches Ausbildungsmarketing. In 2.130 Betriebsbesuchen und digitalen Beratungen durch das Team der Ausbildungsberaterinnen und -berater wurden auch neue Ausbildungsbetriebe gewonnen. Das Digital Education Lab in der IHK Berlin wurde erfolgreich aufgebaut.

IHK Berlin zeigt Wirkung beim Dualen Studium: Expertise für die Roadmap „Duales Studium Berlin“

Zur Gestaltung und strategischen Ausrichtung der in der Roadmap „Duales Studium Berlin“ empfohlenen Dachmarke „Duales Studium Berlin“ hat sich im Juni die Kommission Duales Studium konstituiert. Unter Leitung der Staatssekretärin für Wissenschaft werden Empfehlungen zur Entwicklung eines Qualitätsleitbilds sowie die Entwicklungspotenziale und Bedarfe am Standort Berlin diskutiert. Die IHK bringt ihre Expertise gemeinsam mit der Handwerkskammer und den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg ein und begleitet aktiv die weitere Umsetzung der Roadmap und den Aufbau der Agentur „Duales Studium Berlin“.

IHK Berlin zeigt Wirkung in der Weiterbildung: 10.452 Unterrichtsstunden – auf Erholungskurz nach der Pandemie

Auch wenn gerade im ersten Halbjahr 2022 immer noch nicht von einem „Normalmodus“ die Rede sein konnte, waren die Weiterbildungszahlen nicht im Krisenmodus: Knapp 1.900 Teilnehmer und Teilnehmerinnen konnten in 137 IHK-Weiterbildungsveranstaltungen begrüßt werden. Fest etabliert hat sich dabei mittlerweile das Onlineformat: Zwar war die Nachfrage nach Präsenzweiterbildungen hoch, 20 Prozent des Unterrichts fand aber regulär im virtuellen Klassenzimmer statt.
Ein besonderer inhaltlicher Fokus lag in der Weiterbildung auf dem Thema Nachhaltigkeit: Ab April 2022 wurde den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der laufenden Kurse sowie den IHK-Alumni das Angebot unterbreitet, an einem dreistündigen Webinar zum Thema Nachhaltigkeit teilzunehmen. Ziel war es, die zentralen Konzepte und Aspekte der Nachhaltigkeit zu vermitteln und weiter für das Thema zu sensibilisieren. Dieser thematische Schwerpunkt wird im laufenden Jahr mit neuen Angeboten fortgesetzt.