IHK Berlin

Wachstum durch Innovationen sichern und vorantreiben

Berlin muss der innovativen Wirtschaft am Standort weiterhin den Rücken stärken, damit diese ihrer Rolle als Navigator zu einer zukunftsweisenden, resilienten Metropole gerecht werden kann. Der Klimawandel, knappe Ressourcen und durch die Krise hervorgerufene Faktoren bestimmen zunehmend die Anforderungen an Fortschritt und Innovation und setzen alle Stakeholder unter Zeit- und Handlungsdruck. Im internationalen Geschäft erhöhten die geopolitischen Folgen des Ukraine-Krieges nach zwei Jahren der globalen Coronapandemie und internationaler Lieferkettenprobleme die Unsicherheit noch weiter. Die Stabilisierung des Berliner Außenhandels mit bewährten Partnerländern und die Erschließung neuer Märkte zur Risikominderung stand somit im Fokus der diesjährigen IHK-Außenwirtschaftsaktivitäten.

Regionale Hochschulen und Mittelstand noch enger verzahnen

Im Sinne einer wachstumsorientierten Stadt hat die IHK einen Prozess gestartet, der die Welten der innovativen Stakeholder aus Wirtschaft und Wissenschaft näher zusammenrücken lässt und mehr gegenseitige Aufmerksamkeit für Transferprojekte schafft. Die IHK Berlin hat mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die den Wissens- und Technologietransfer in beide Richtungen ankurbeln soll und dabei insbesondere die innovative mittelständische Wirtschaft als Partner der Hochschulen in den Fokus nimmt. HTW und IHK setzen auf dieser Basis in den kommenden Jahren gemeinsame Angebote und Formate zur Transferförderung um. Der Abschluss der ersten Kooperationsvereinbarung gilt mit Blick auf die anderen Hochschulen am Standort als Pilotprojekt.  
Auch das neu konzipierte „Stadtgespräch Mittelstand – Auf ein Wort mit dem IHK-Präsidenten“ widmete sich in einer Veranstaltung der Kooperation zwischen den Berliner Hochschulen und dem Mittelstand. Vor dem Hintergrund der anstehenden Neuverhandlungen der Hochschulverträge zum 1. Januar 2024 setzte sich die IHK im Austausch mit der Staatssekretärin für Wissenschaft und dem Staatssekretär für Wirtschaft für eine engere Abstimmung der Ressorts zugunsten eines wachsenden Transfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ein, damit der Innovationsprozess beschleunigt und die mittelständische Wirtschaft durch die Sicherung des Fachkräftenachwuchses aus der Wissenschaft unterstützt wird.

Digitalisierung der Berliner Wirtschaft fördern

In zahlreichen digitalpolitischen Handlungsfeldern besteht in Berlin weiterhin großer Nachholbedarf. Zwar ist der bisherige Fortschritt bei der Umsetzung der Gigabitstrategie generell positiv zu bewerten. Von idealen Rahmenbedingungen für digitale und smarte Innovationen ist Berlin jedoch noch weit entfernt. Begrüßenswert ist daher, dass die Berliner Digital- und Smart-City-Strategie „Gemeinsam Digital: Berlin“ im Dezember 2022 verabschiedet wurde, deren Entwicklung die IHK Berlin durch Mitwirkung im Strategiebeirat sowie in Stakeholder-Workshops kritisch begleitet hat.
Mit der Neuauflage der Digitalprämie hat Berlin 2022 ein wichtiges Förderprogramm wiederbelebt, über das die IHK Berlin zum Start auf einer Veranstaltung mit über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern informiert hat. Auch zum Thema „Daten in Unternehmen“ fand 2022 eine Veranstaltungsreihe mit sechs Terminen statt. Durch die „Data Journey“ konnten sich Unternehmer Wissen über das Potenzial ihrer Daten für beispielsweise KI-Projekte aneignen.
Darüber hinaus müssen Unternehmen nicht nur bei der Digitalisierung selbst, sondern auch bei deren sicherer Ausgestaltung unterstützt werden. Der regelmäßige Austausch und die enge Kooperation mit Behörden, Sicherheitsexperten sowie weiteren Berliner Institutionen zu den verschiedenen Arten der Bedrohung, Maßnahmen und Unterstützungsangebote hat sich auch im Jahr 2022 als äußerst wertvoll erwiesen, so zum Beispiel im Rahmen der „Koordinierungsgruppe Sicherheitspartnerschaft“.

Energieversorgung sichern, Wettbewerbsfähigkeit erhalten

Die konjunkturelle Entwicklung der Berliner Wirtschaft im Jahr 2022 zeigt, wie ernst die Lage für die Berliner Unternehmen war, dies gilt insbesondere mit Blick auf die Entwicklung der Energiepreise und mögliche Versorgungsengpässe bei Energieträgern. Vor diesem Hintergrund setzte sich die IHK Berlin in ihrer politischen Arbeit dafür ein, dass auf Bundesebene Energiepreisebremsen zügig umgesetzt und ein Fuel Switch ermöglicht wurden. Zusätzlich wurden weitere Bedarfe der Berliner Unternehmen auf Landesebene angemeldet, damit der Senat mit unbürokratischen Programmen und schnellen Verfahren unterstützen und so die nicht vom Bund gedeckten Lücken füllen konnte. Beispielsweise unterstützte die IHK Berlin den Senat durch eine Blitzumfrage zur Energiekostenentwicklung bei der Ausgestaltung der Berliner Energiehärtefallhilfen. Zudem hat die IHK Berlin mit einem Mix an Unterstützungsmaßnahmen auf die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise reagiert. Mit einem eigenen Postfach, einem breiten Angebot auf der IHK Berlin-Webseite und regelmäßigen Info-Mailings wurden die Unternehmen zielgruppengerecht informiert. Zudem wurden sieben Veranstaltungen zu Themen rund um die Energiekrise durchgeführt und das Energie-Scout-Programm wieder eingeführt.
Vor dem Hintergrund der hohen Strom- und Gaspreise und der daraus resultierenden Gefahr für die Substanz der Berliner Wirtschaft erarbeitete die Vollversammlung Maßnahmenempfehlungen, welche die Unternehmen in der Energiepreiskrise entlasten, die Energieversorgung sichern und den Wirtschaftsstandort Berlin wettbewerbsfähig halten sollen. Diese Empfehlungen der IHK Berlin für die Energiepolitik wurden u. a. von einem kurzfristig einberufenen Ad-hoc-Arbeitskreis erarbeitet.
Darüber hinaus sprach sich die Berliner Wirtschaft mit dem von der IHK Berlin mit initiierten Bündnis „Wirtschaft spart Energie" gemeinsam mit dem Senat gegen Verbote und stattdessen für freiwillige Leistungen der Unternehmen aus. Mit dieser Selbstverpflichtung leistet die Wirtschaft einen wichtigen Beitrag zum Energiesparen, zur Bewältigung der Energiekrise und damit auch einen Beitrag zur Energiewende.

Effizientes und umweltfreundliches Unternehmertum

Das jährliche Energiewende-Barometer der DIHK zeigt auf Basis einer IHK-Umfrage die Sicht der Berliner Wirtschaft. Aufgrund der steigenden Preise für Rohstoffe und Energie ist im Jahr 2022 die Bedeutung der Energiewende für die Unternehmen noch einmal deutlich gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil der Unternehmen, die Energieeinsparungen eine hohe Bedeutung beimessen, um 39 Prozentpunkte. Rund zehn Prozent mehr Berliner Unternehmen als im vergangenen Jahr planen Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung. Neben Energieeinsparmaßnahmen spielen sowohl Prozessoptimierungen zur Reduktion des Rohstoff- und Materialverbrauchs (43 Prozent) als auch die Ausweitung des Recyclings (23 Prozent) eine zunehmend wichtige Rolle für die Entwicklung resilienter Wertschöpfungsketten. Berliner Unternehmen erkennen immer deutlicher, dass die Entwicklung in Richtung der zirkulären Wertschöpfung, bei der der Wert von Materialien und Bauteilen möglichst lange erhalten bleibt, dazu beitragen kann, kritische Rohstoffabhängigkeiten zu reduzieren. Zum Themenkomplex „Circular Economy“ wurde daher erstmalig eine IHK-Position erarbeitet, welche im Laufe des Jahres 2023 – auch mit Blick auf erwartbare Entwicklungen auf Bundes- und Landesebene – präzisiert und beschlossen werden soll.
Wie innovativ die Unternehmen schon heute sind, zeigen eindrucksvoll die ausgezeichneten Umwelt- und Klimaschutzvorhaben des inzwischen schon traditionell jährlich stattfindenden Wettbewerbes „KlimaSchutzPartner des Jahres“. Die Sieger wurden öffentlichkeitwirksam während der Berliner Energietage im Ludwig Erhard Haus gekürt.
Auf Basis einer breiten Nachhaltigkeitsumfrage der IHK Berlin ist im Bereich der Begrünung und biologischen Vielfalt deutlich geworden, dass die Berliner Unternehmen überwiegend kein eigenes Firmenareal besitzen und deshalb das regionale Förderprogramm für Dachbegrünung bisher wenig genutzt wird, die Unternehmen aber Unterstützungsangebote für Maßnahmen entlang der Lieferkette benötigen. Die IHK hat aus der Umfrage Handlungsempfehlungen für die Politik abgeleitet und diese in einer Kurzposition durch die IHK-Vollversammlung beschließen lassen.
Zudem werden sich Unternehmen zunehmend mit der Ressource Wasser auseinandersetzen müssen. Durch mehr trockene, heiße Sommer sowie den kommenden Kohleausstieg in der Lausitz nimmt die Diskussion über ausreichendes und sauberes Wasser zu. Wasser ist nicht nur Lebenselixier, sondern auch Wirtschaftsgut. Deshalb hat die IHK gemeinsam mit den Brandenburger Kammern einen Arbeitskreis mit Unternehmensvertretern und Verbänden gebildet Die Ergebnisse des Arbeitskreises werden im kommenden Jahr in einer gemeinsamen Positionierung zusammengefasst und in weitere Aktivitäten wie Gespräche mit der Politik münden.

Start-up-Kooperation mit den Vereinigten Arabischen Emiraten

Im Juni fand eine digitale Delegationsreise von nachhaltig arbeitenden Start-ups in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) statt. Die AHK vor Ort organisierte virtuelle Meetings und Pitch-Runden mit potenziellen Partnern und Investoren wie dem größten staatlichen Fonds Mubadala sowie dem dortigen Business-Angel-Verband. Die Schwerpunkte lagen bei den Branchen Lebensmittel, Energie und Gesundheit. Der Impuls für die Reise entstand auf der Delegationsreise des Regierenden Bürgermeisters und des IHK-Präsidenten Ende 2021.

Berliner Delegationsreise nach Paris

Die Weltmetropole Paris nimmt bei der grünen Revolution international eine Vorreiterrolle ein und verfolgt ehrgeizige Projekte für eine nachhaltige Transformation der Metropole. Vor diesem Hintergrund besuchte im Juli eine federführend von der IHK Berlin organisierte und durch die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und den Wirtschaftssenator Stephan Schwarz politisch begleitete 45-köpfige Wirtschaftsdelegation die französische Hauptstadt. Die Berliner Delegation setzte sich unter dem Leitmotiv „Sustainable Urban Development“ mit Kompetenzträgern aus den Bereichen Stadtentwicklung/Smart City, E-Mobilität, Energieeffizienz und Recycling zusammen. Die Parisreise zeigte, dass die Berliner Unternehmen angesichts globaler Herausforderungen und Umbrüche mehr denn je neue geschäftliche und technologische Kooperationen mit internationalen Partnern suchen.

Deutsch-Britische Wirtschaftskonferenz

Nach drei Jahren Coronapause ist der Deutsch-Britische Wirtschaftstag im September ins Ludwig Erhard Haus zurückgekehrt. Experten und Expertinnen der AHK und ihrer Mitgliedsunternehmen informierten die rund 100 Teilnehmer und Teilnehmerinnen über Änderungen im regulativen Umfeld seit dem 1. Januar 2021 und über aktuelle wirtschaftliche und politische Trends im Vereinigten Königreich. Die neuesten Entwicklungen im britischen Aufenthaltsrecht wurden vorgestellt, die Veränderungen aufgrund des Auslaufens der CE-Kennzeichnungen beleuchtet und Einblicke in die neuen Zollabwicklungssysteme an der britischen Grenze gegeben. Fazit: In der deutsch-britischen Wirtschaft bestehen weiterhin stark überschneidende und sich ergänzende Interessen, aus denen sich für viele Unternehmen auf beiden Seiten des Kanals nach wie vor gute Geschäftsmöglichkeiten ableiten.

Asien-Engagement der Berliner Wirtschaft

Mitte Oktober trafen sich Vertreter der IHK Berlin und der Auslandshandelskammer (AHK) Singapur mit der für Außenwirtschaft zuständigen Abteilungsleiterin in der Wirtschaftssenatsverwaltung zum Austausch bezüglich einer stärkeren Präsenz der Berliner Wirtschaft und des Landes Berlin in Asien, insbesondere in der Region Südostasien (ASEAN), wie sie bereits in den letzten IHK-Wahlprüfsteinen gefordert wurde. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die wirtschaftlichen Potenziale der ASEAN-Region, vor allem von Singapur als regionalem Wirtschaftszentrum, und der Aufbau von Strukturen, die Berliner KMU und Start-ups dabei unterstützen, dort geschäftlich Fuß zu fassen. Ausgelotet wurden auch die Voraussetzungen für eine mögliche Berliner Wirtschaftsrepräsentanz in Singapur zur Unterstützung des Asiengeschäfts der Berliner Unternehmen. Zunächst wurde vereinbart, im kommenden Jahr gemeinsam eine Potenzialanalyse unter Einbeziehung von Berliner Unternehmen in Vorbereitung eines Konzeptes für eine Repräsentanz durchzuführen.

Business Roundtable in den Vereinigten Arabischen Emirate

Ende November fand in der Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ein Austausch über die dortigen Geschäfts- und Technologiepotenziale mit dem neuen Botschafter der VAE, S.E. Ahmed Alattar, dem Geschäftsführer der AHK der VAE, einer Delegation der Dubai-Internet-City (Topstandort für neue Technologien, Innovationen und Start-ups in den VAE) und rund 50 Berliner Unternehmerinnen und Unternehmern statt. Das Event unterstrich die Bedeutung von Direktflugverbindungen zwischen Berlin und Dubai für die stärkere wirtschaftliche Vernetzung beider Metropolen. Direkte Langstreckenverbindungen sind einer der Schwerpunkte der Berliner Langstreckeninitiative, die von der IHK Berlin engagiert vorangetrieben wird.

Zoll-Workshops

Die im Außenhandel aktiven Berliner Unternehmen haben 2022 in großer Zahl an den digital durchgeführten IHK-Zollworkshops teilgenommen und über Export und Import, internationales Vertragsrecht, Incoterms® 2020, Exportkontrollrecht und Ursprungsrecht informiert. Themen, denen sie sich immer wieder im Geschäftsalltag stellen müssen, wie das EU-Exportkontrollrecht, die Verlängerung der Russlandsanktionen sowie die weltweite Anwendung des US-Exportkontrollrechts standen weiterhin auf der Agenda der IHK-Zollworkshops.

Digitale AHK-Ländersprechtage

2022 wurden für die Länder Vietnam, Italien, Ägypten, Iran, Türkei, USA, Polen, China, Kanada, Schweiz, Großbritannien und Japan AHK-Ländersprechtage mit insgesamt 85 Unternehmensvertretern durchgeführt. Für 2023 sind weitere virtuelle AHK-Ländersprechtage geplant. IHK-Mitgliedsunternehmen können sich in 45-minütigen Slots über den Möglichkeiten und Voraussetzungen des Markteintritts in den jeweiligen Ländern kostenlos beraten lassen.

Außenwirtschaftsdokumente

Trotz des Rückgangs der Berliner Exporte im Jahr 2022 wurde die Ausstellung von Außenwirtschaftsdokumenten von den exportierenden Unternehmen in hoher Zahl in Anspruch genommen. Viele Unternehmen sind 2022 auf die elektronische Antragstellung von Ursprungszeugnissen und weiteren Dokumenten umgestiegen. Die durch die IHK digital erteilte Genehmigung kann sofort im Unternehmen umgesetzt werden, das heißt, die Dokumente können im Unternehmen ausgedruckt und direkt mit den Waren versandt werden. Bislang nutzen über 370 Berliner Unternehmen diesen neuen Service, ein erneuter enormer Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Beratungen zur Ausstellung von Außenwirtschaftsdokumenten können seit der zweiten Jahreshälfte nun ebenfalls online vereinbart werden.

Unternehmensnachfolge planen

Ein unternehmerisches Lebenswerk übergeben oder ein Unternehmen kaufen: zwei komplexe Projekte, die zahlreiche rechtliche, steuerliche, wirtschaftliche und emotionale Anliegen mit sich bringen. Mit unserer Veranstaltungsreihe „Nachfolge zum Frühstück“ und vertiefenden Veranstaltungen zur Ermittlung des Unternehmenswertes wurde regelmäßig über das Thema Nachfolge informiert und wurden konkrete Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt.
Nach zweijähriger Pause fand am 31. Mai 2022 der nexxt-day wieder in Präsenz im Ludwig Erhard Haus statt. 120 Unternehmerinnen und Unternehmer folgten Vorträgen, Diskussionen und Interviews rund um das Thema Nachfolge.