IHK Berlin

Internationalisierung der Berliner Wirtschaft

Nachdem die Berliner Außenwirtschaft vor der Corona-Pandemie noch Jahr für Jahr Rekordexporte verzeichnete, sind ihre künftigen Erfolge und die Zukunft des globalen Handels in Zeiten von Corona höchst ungewiss geworden: Welche Märkte gewinnen an Bedeutung, welche fallen zurück? Wie werden sich globale Liefer- und Wertschöpfungsketten wandeln? Wird es wieder mehr oder noch weniger internationale Wirtschaftszusammenarbeit geben? Besonders die beiden großen Überseemärkte USA und China bereiteten den Berliner Exporteuren zuletzt Sorgen, aber auch in den traditionell wichtigen europäischen Absatzmärkten zeigte sich ein gemischtes Bild.

Orientierung in global unsicheren Zeiten gegeben

Durch die globale Ausbreitung der Corona-Pandemie stieg auch die Unsicherheit der Berliner Unternehmen hinsichtlich der Aussichten ihres Auslandsgeschäfts. Die IHK Berlin bündelte von Anbeginn der Krise Informationen zu den komplexen Entwicklungen auf den internationalen Märkten und beriet den Berliner Senat insbesondere zu den Verwerfungen bei den internationalen Lieferketten und hinsichtlich der globalen Mobilitätseinschränkungen für Unternehmen und ihre Mitarbeiter.
Mit Diskussions- und Informationsveranstaltungen unter anderem zu den Berliner Top-Märkten China, USA, Polen und Großbritannien sowie zu den Perspektiven der Weltwirtschaft insgesamt erhielten Berliner Unternehmen eine Orientierung in global unsicheren Zeiten:

Corona-Infoveranstaltung zum chinesischen Markt

Zu Beginn der Corona-Krise berichteten Berliner Unternehmer in einer Veranstaltung mit 50 Teilnehmern von ausbleibenden Lieferungen aus China und einer gleichzeitig starken Lieferabhängigkeit. Derweil erfuhren in China umso mehr gefragte digitale Sparten wie Internet Shopping oder E-Learning einen weiteren Nachfrageschub, was auch Berliner Unternehmen Marktchancen eröffnete. Bei den juristischen Fragen war vor allem der Umgang mit der Force Majeure-Thematik („höhere Gewalt“) im chinesischen Recht relevant für die Unternehmen und sie erhielten diesbezüglich eine grundlegende Orientierung.

Außenwirtschaftstalk mit Gregor Gysi

Mit Dr. Gregor Gysi, außenpolitischer Sprecher der Linken im Bundestag, fand ein digitaler Austausch zu aktuellen Themen der Außenwirtschaft und Corona-Politik statt. Von der Krise in der Weltwirtschaft über die Zukunft Europas und des Wirtschaftsstandorts Deutschland bis hin zur Digitalisierung im internationalen Vergleich: Alle Themen diskutierte Gregor Gysi angeregt und kenntnisreich mit den über 30 teilnehmenden Berliner Unternehmen.

USA-Ländersprechtage

Rund 20 Berliner Unternehmen ließen sich im Zuge von zwei virtuellen Ländersprechtagen von den Experten der Auslandshandelskammer (AHK) USA individuell zum Markteinstieg und zu Entwicklungsmöglichkeiten ihres Unternehmens im US-Geschäft beraten. Themenschwerpunkte der Beratungsgespräche waren unter anderem die Auswirkungen der Corona-Krise auf die US-Wirtschaft, Unternehmensgründungen vor Ort und Warenverkehrsfragen.

Brexit-Sprechstunde

Die IHK Berlin organisierte mit der AHK UK und unter Beteiligung des Berliner Europa-Staatssekretärs Gerry Woop eine digitale „Brexit-Stunde für Unternehmen“. Das Webinar adressierte kurz vor Abschluss der Brexit-Verhandlungen die konkreten Bedürfnisse der über 60 anwesenden Berliner Unternehmen mit UK-Bezug und war Bestandteil des Berlin-London Day der Stadtregierungen Berlin und London.

Wirtschaftskonferenz Polen

Eine digitale Wirtschaftskonferenz „Deutsch-Polnische Zukunftsmärkte“ der AHK Polen, des DIHK und der IHK Berlin brachte rund 300 Gäste zueinander. Die Eröffnung erfolgte durch den polnischen Ministerpräsidenten Morawiecki und Bundeskanzlerin Merkel. Das zentrale Gesprächspanel zur Digitalisierung der Wirtschaft unter Beteiligung von Wirtschaftssenatorin Pop und des Berliner KI-Startups Codete zeigte enormes Potential innovativer Wirtschaftskooperationen gerade zwischen den Hauptstadtregionen Berlin-Warschau auf.

Re-Start der Berliner Außenwirtschaft angestoßen

Mit Blick auf die Corona-bedingt beschleunigte Umbruchphase in der Weltwirtschaft formulierte die IHK Berlin im Dialog mit dem Ausschuss Internationalisierung schon frühzeitig Forderungen gegenüber der Berliner Politik, zukunftsorientierte Strategien und Maßnahmen für die Außenwirtschaftsförderung zu entwickeln, um beim Re-Start der Weltwirtschaft die internationalen Erfolge der Berliner Unternehmen abzusichern und sie Post-Corona bei der Erschließung neuer Geschäftspotentiale in Zukunftsmärkten zu unterstützen. Mit einem politischen Aktionsprogramm wird die IHK im Berliner Wahljahr und darüber hinaus mit Nachdruck auf eine rasche Umsetzung der außenwirtschaftlichen Forderungen durch den Senat drängen. 

Berliner Exportwirtschaft in der Krise beraten und unterstützt

Egal in welcher Region der Welt, die Berliner Dienstleister und Exportunternehmen mussten sich in ihrer täglichen Geschäftspraxis mit den konkreten pandemiebedingten Widrigkeiten im Außenhandel auseinandersetzen: Lieferketten waren unterbrochen, Transporte verzögerten sich, Zollabfertigungen wurden erschwert, zusätzlich eingeführte Sanktionen wurden sofort wirksam.
Um ihre Mitgliedsunternehmen in diesen schwierigen Zeiten im Auslandsgeschäft gezielt zu unterstützen führte die IHK Berlin auch zahlreiche Zollworkshops, Informationsveranstaltungen wie das jährliche Update Zoll sowie individuelle Beratungen zu diversen Zollthemen, zur Umsatzsteuer und zum Exportkontrollrecht durch:

Brexit-Beratung

Durch die Veröffentlichung des Freihandelsabkommens der EU mit Großbritannien zum Jahreswechsel wurden die Unternehmen im Post-Brexit-Handel vor neuen Herausforderungen gestellt. Dies zeigten nicht zuletzt die hohe Zahl von Anfragen aus dem produzierenden Gewerbe, aber auch aus dem eCommerce-Handel und aus dem Dienstleistungssektor besonders im Dezember, die sich im Januar 2021 fortsetzten. Der neue britische Zolltarif, die Konformitätsbewertung einzelner Produkte, die praktische Abwicklung des Warenverkehrs und nicht zuletzt die korrekte umsatzsteuerrechtliche Abwicklung waren und bleiben Schwerpunktthemen in der Beratung.

Zoll-Workshops

Themen, denen sich die international aktiven Berliner Unternehmen immer wieder im Geschäftsalltag stellen müssen, wie das EU-Exportkontrollrecht, die Verlängerung der Russlandsanktionen sowie die weltweite Anwendung des US-Exportkontrollrechts standen auf der Agenda der IHK-Zollworkshops 2020. Unter den von der EU abgeschlossenen Freihandelsabkommen wurde auch das Japan-Abkommen allein aufgrund seiner Dimension - es umfasst 40 % des Welthandels - regelmäßig thematisiert und in der Beratung stark von den Unternehmen nachgefragt.

Außenwirtschaftsdokumente

Trotz des Rückgangs der Berliner Exporte im Laufe des Jahres 2020 wurde das Angebot des Sofort-Services bei der Ausstellung von Außenwirtschaftsdokumenten seitens der IHK in dieser Zeit weitestgehend aufrecht erhalten und von den exportierenden Unternehmen in Anspruch genommen. Alternativ stellten viele Firmen auf die elektronische Antragstellung von Ursprungszeugnissen und weiteren Dokumenten um. Die durch die IHK digital erteilte Genehmigung kann dann sofort im Unternehmen umgesetzt, d.h. die Dokumente im Unternehmen ausgedruckt und direkt mit den Waren versandt werden, was Zeit und Geld spart. Bislang nutzen 164 Berliner Unternehmen diesen neuen Service.
2019
2020
Ursprungszeugnisse
22.978
19.524
Bescheinigungen
10.285
8.043
Carnet A.T.A.
1.179
596
Außenwirtschaftsdokumente gesamt
34.442
28.163
Davon elektronisch
11.700
16.893

Digitale AHK-Ländersprechtage

Für 2021 sind unabhängig von der Pandemie virtuelle AHK-Ländersprechtage geplant. Unsere Unternehmen können sich in 45-minütigen Slots zu den Möglichkeiten und Voraussetzungen des Markteintritts in den jeweiligen Ländern kostenlos beraten lassen. Veröffentlicht werden die AHK-Ländersprechtage auf der IHK Berlin-Website unter: Veranstaltungen. Für folgende Länder sind die digitalen Sprechtage bereits terminiert und in der Umsetzung: Vietnam (März), Italien und Ägypten (April), Iran und Russland (Mai), Türkei und Japan (Juni) und Australien und Neuseeland (September).