Nr. 6309036
19.03.2025 | Positionen

#CityofDeepTech – Forschungsbasierte Startups als Wachstumsmotor für Berlin

Die Berliner Wirtschaft wächst bereits heute in erheblichem Maße über DeepTech-Innovationen. Dieser Trend wird sich verstärken. DeepTech-Gründungen haben das Potenzial, die Berliner Wirtschaft nachhaltig zu transformieren. Als Innovationsmotor bieten sie enorme Chancen für die Wettbewerbsfähigkeit der Hauptstadtregion, erfordern jedoch gleichzeitig gezielte Unterstützung und Investitionen. Welche Maßnahmen erforderlich sind, um Berlin als führenden DeepTech-Gründungsstandort zu etablieren, formuliert dieses Positionspapier der IHK Berlin.
Zurück zur Startseite Innovation

Definition und Charakteristika von DeepTech

DeepTech im Sinne dieser Position ist eine grundlegend neue, aus der Forschung hervorgegangene Technologie, die disruptive Innovationen ermöglicht. Das technologische Risiko ist hoch, ebenso der Investitionsbedarf. Die Entwicklungszeit zum marktreifen Produkt ist oft lang. Doch besteht die Chance auf einen substanziellen technologischen Fortschritt, der Märkte verändern oder sogar neu schaffen kann. Aktuell zählen zu DeepTech unter anderem KI, maschinelles Lernen, Aerospace, Robotik, Quantencomputing, fortschrittliche Materialien und Nanotechnologie, Biotechnologie, nachhaltige Energietechnologien und Grüne Chemie.

1. Diskriminierungsfreier Zugang

Alle Gründerinnen und Gründer haben dieselben Chancen beim Zugang zu Kapital, Infrastruktur und weiteren Unterstützungsmöglichkeiten, unabhängig ihres Geschlechts oder ihrer Herkunft. Berlin untersucht, ob es systematische Mismatches zwischen Zielgruppen und Förderangeboten gibt und ergreift Maßnahmen, diskriminierende Praktiken und Richtlinien abzustellen.

2. Finanzierung

DeepTech-Startups finden in Berlin über ihre Entwicklungsphasen hinweg gute Finanzierungsbedingungen. Öffentliche Akteure müssen hier oft eine Ankerfunktion wahrnehmen. Später im Lebenszyklus haben DeepTech Scale-ups einen hohen Kapitalbedarf. Um diesen zu decken, müssen weit größere private Investitionsmittel als bisher mobilisiert werden.

3. Wissenschaftseinrichtungen

Berliner Hochschulen ergänzen ihre wissenschaftliche Exzellenz um Gründungsexzellenz, auch indem sie Wissensträgern aus der Investitions- und Wirtschaftswelt Zugang zum und Wirksamkeit am Campus ermöglichen. Die Infrastruktur wird DeepTech-Gründungen, die nicht aus dem universitären Umfeld kommen, zugänglich gemacht.

4. Gebäude, Labore, Anlagen

Die für DeepTech-Gründungen notwendige physische Infrastruktur ist in Berlin ausgebaut, effizient verwaltet und zugänglich gemacht. Angesichts zunehmender Budgetrestriktionen werden privaten Investoren attraktive Bedingungen geboten, entsprechende Infrastruktur aufzubauen und zu betreiben.

5. IP-Transfer

IP-Transfer aus Hochschulen und Instituten ist in Berlin ein transparenter, planbarer und für Gründer, Investoren und wissenschaftliche Einrichtungen effizienter Prozess. Es werden Konditionen für die Übertragung von IP und diesen Prozess managende Einrichtungen geschaffen.

6. Administrative Verankerung

Die in Berlin mit der Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen für DeepTech-Gründungen betrauten Senatsverwaltungen, insbesondere Wirtschaft und Wissenschaft, planen und arbeiten extern wie intern abgestimmt zusammen. Ressortübergreifende Kooperation und hohe Priorität des Themas sichern und entwickeln so die Rahmenbedingungen für zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand.

7. Strategie und Image

Berlin wird ein internationaler „Household Name“ für DeepTech-Gründungen. Das Land entwickelt und setzt entsprechend wirtschaftspolitische Strategien um und erarbeitet sich ein stärker deeptech-bezogenes Image.

Die 10 wichtigsten Forderungen der Position

  1. Berlin unterzieht Förderprogramme einer Bürokratiekritik. Gründerteams müssen ihre Ressourcen effizient nutzen. Verwaltungsakte sollten so wenig wie möglich davon erfordern.
  2. Berlin setzt sich dafür ein, die „Unternehmen in Schwierigkeiten“-Klausel in EU-Förderprogrammen an die Erfordernisse von DeepTech-Startups anzupassen. Insbesondere muss der für Gründungen vorgesehene Ausnahmezeitraum für DeepTech-Startups von drei auf zehn Jahre ausgeweitet werden.
  3. Business Angels werden in ihrer Rolle als „Geburtshelfer“ von Startups anerkannt, ihr Engagement wird gefördert.
  4. Berlin implementiert einen DeepTech-Fonds – sowohl für frühphasige Gründungsvorhaben, bis diese Venture-Case-Reife erreicht haben, als auch für die Skalierungsphase. Ausgestaltet werden diese als bürgschaftsfreies Hebelprogramm, in dem privat eingeworbenes VC durch die IBB gehebelt wird.
  5. Berlin unterstützt finanziell die Validierung und Erprobung von DeepTech-Produkten. Gründungen mit technisch erprobten und validierten Lösungen sind bei Investoren hochbegehrt. Das Land sollte daher eine entsprechende Co-Finanzierung prüfen. Ein Bridge-to-Market-Programm zur unternehmerischen Verwertung von Forschungsergebnissen, ermutigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Evaluation von Forschungsergebnissen hinsichtlich ihrer Eignung als Grundlage für Unternehmensgründungen.
  6. Forschungsgruppen werden von den Transfer- und Gründungsservices der Hochschulen frühzeitig als gründungsfähige Accounts betreut. Die hochschulischen Transfereinrichtungen betreuen diese eng bei der Suche nach Investoren, beim Aufbau eines Teams, in juristischen Fragen usw. Die Hochschulen unterstützen diese Arbeit auch strukturell: Es werden Gründungs- und Transfersemester angeboten.
  7. Berliner Universitäten und Hochschulen öffnen sich für Investors in Residence. Sie laden erfolgreiche Alumni – Gründer, CEOs, Investoren – dazu ein, für einen begrenzten Zeitraum als Investor in Residence an der betreffenden Institution zu wirken.
  8. Wissenschaftliche Einrichtungen in Berlin stellen Intellectual-Property-Gründungen in einem transparenten und schlanken Prozess zur Verfügung. Die IP-Übertragung ist so ausgestaltet, dass der Erfolg der Gründung immer Priorität hat. Berliner Wissenschaftseinrichtungen testen unterschiedliche Ansätze der IP-Übertragung.
  9. Innerhalb der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe werden die DeepTech betreffenden Schnittmengen der Gründungs-, Innovations- und Technologiepolitik identifiziert. Es werden in Abstimmung mit den Berliner Stakeholdern Ziele formuliert, die das Land für DeepTech-Gründungen erreichen will. Die Senatsverwaltungen für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege sowie für Wirtschaft, Energie und Betriebe bilden eine Steuerungsgruppe DeepTech.
  10. Berlin führt eine „Hochpotential-Analyse“ mit Blick auf die Forschungspipeline abseits bereits etablierter Cluster der innoBB durch. Etwaige Infrastruktur- oder Förderlücken gilt es zu schließen. Idealerweise werden Hochpotentialanalysen verstetigt, da der wissenschaftlich-technologische Fortschritt im Zeitverlauf immer neue Hochpotentialfelder hervorbringt
Zurück zur Startseite Innovation
Standortpolitik

Position zum Sondervermögen des Bundes

Investitionen in Innovationen und Wachstum: Finanzpolitischen Spielraum strategisch nutzen
Mit Blick auf die Lockerung der Schuldenbremse haben die Mitglieder der Vollversammlung der IHK Berlin acht Eckpunkte definiert, entlang derer das Finanzpaket aus Sicht der Wirtschaft eingesetzt werden sollte. Ziel muss es sein, die zusätzlichen Mittel dort zu investieren, wo die größten Potenziale für Innovation und wirtschaftliches Wachstum liegen. Dazu gehören u.a. Investitionen in die Infrastruktur und Bildung sowie Maßnahmen, die die Innovationskraft des Standorts nachhaltig stärken. Ein Investitionsrat aus wissenschaftlich und wirtschaftlich fundierten Expertinnen und Experten sollte gemeinsam mit dem Senat Kriterien für den optimalen Mitteleinsatz festlegen und die Landesregierung beraten.
Die acht Eckpunkte der IHK Berlin:
1. Fokus auf nachhaltigen Dreiklang: Zusätzliche Wertschöpfung schaffen, Funktionsfähigkeit der Stadt sichern und künftige Minderausgaben generieren
2. Forschungseinrichtungen stärken, Kooperationen mit der Wirtschaft ausbauen und Berlin zum Innovationsstandort Nummer 1
3. Sanierungsstau in der Infrastruktur endlich auflösen
4. In Digitalisierung und KI investieren und Verwaltung effizienter aufstellen
5. Kritische Infrastrukturen schützen
6. Investitionsprogramm zur Vereinfachung und Beschleunigung von Vergaben nutzen
7. Privates Kapital einbinden und Wirkung des Finanzpakets vervielfachen
8. Expertenrat einrichten und Transparenz erhöhen
25.09.2024 | Positionspapier

4 x 4 Prioritäten für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik

Die IHK Berlin hat ein Gesamtkonzept für die Berliner Verkehrspolitik entwickelt und mit dem Titel „4 x 4 Prioritäten für eine zukunftsfähige Verkehrspolitik“ beschlossen. Angesichts der großen Herausforderungen, die die wachsende Stadt, der Sanierungsrückstau, höhere Umweltstandards und sich wandelndes Mobilitätsverhalten an das Verkehrssystem stellen, muss Berlin deutlich mehr investieren, als bisher beschlossen. Sonst droht der zunehmende Verkehr das Wachstum Berlins auszubremsen.
In vier Handlungsfeldern werden jeweils vier Prioritäten mit vorrangigen Maßnahmen benannt. Wichtige Bausteine des Konzepts sind neben den massiven Investitionen in den ÖPNV auch die umfassende Sanierung von Straßen und Brücken, Straßennetzergänzungen, die Anbindung neuer Wohn- und Gewerbegebiete, eine bessere Baustellen-Koordination und die Einrichtung von Mikrodepots zur Reduzierung des Lieferverkehrs.
Der ÖPNV-Ausbau ist der stärkste Hebel zur Lösung der absehbaren Verkehrsengpässe. Nur mit der Verlagerung von Personenverkehr auf den ÖPNV wird das Straßennetz den wachsenden Anforderungen des Wirtschaftsverkehrs genügen können. Nötige Taktverdichtungen auf vielen U-, S- und Straßenbahnstrecken erfordern die zusätzliche Bestellung von rund 100 S- Bahnzügen, 30 U-Bahnzügen und 100 Straßenbahnen. Über laufende und finanzierte Streckenergänzungen hinaus müssen eine Reihe weiterer Investitionen wie die S21 vom Hauptbahnhof zur Yorkstraße, die U9-Verlängerung zum Bahnhof Pankow und die S9-Verlängerung nach Falkensee umgesetzt werden.
Die Empfehlungen basieren auf der detaillierten Prognose von Angebot und Nachfrage im Berliner Nahverkehr, die das DLR-Institut für Verkehrsforschung und die VerkehrsConsult Dresden Berlin GmbH im Auftrag der IHK Berlin erstellt haben.
25.09.2024 | Positionspapier

Bürokratie abbauen, Wirtschaft stärken!

Die bürokratischen Belastungen für Unternehmen haben ein Rekordniveau erreicht. Jahr für Jahr erhöhen neue Gesetze und Verordnungen Kosten und Zeitaufwand bei der Erfüllung. Der Ausschuss Funktionierende Stadtverwaltung hat deshalb das Positionspapier “Bürokratie abbauen, Wirtschaft stärken!” entwickelt und der Vollversammlung zur Beschlussfassung vorgelegt. In ihrer Sitzung am 25.09.2024 hat die Vollversammlung der Position zugestimmt.