Standortpolitik

Begrünung und biologische Vielfalt: kein Selbstläufer und auch für Unternehmen von zunehmender Bedeutung

Die Sicherung und Qualifizierung von Berliner Grünflächen als gesamtstädtische Aufgabe, hilft Wohlbefinden und Lebensqualität zu sichern sowie den klimaresilienten Stadtumbau zu unterstützen. Von der Berliner Wirtschaft wird erwartet, beispielsweise Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen einen Beitrag zu leisten. IHK-Umfragen zeigen, dass Berliner Unternehmen die Vorteile einer grünen Stadt kennen und sie geeignete Flächen als Gewerbeeigentümer häufig grün gestalten. Deutlich wird aber auch, dass die Berliner Unternehmen schon heute von Wetterextremen und biologischer Vielfalt regional und global unterschiedlich stark betroffen sind. Damit die Transformation hin zu Nachhaltigkeit gelingt, bedarf es einer stärkeren zielgruppenspezifischen Aufklärungs- und Beratungsarbeit, erweiterten Förderprogrammen, sowie Wissenstransfer, Kooperationen und Netzwerken. 

Berlin ist Mieterstadt: eigene Handlungsoptionen für Begrünung sind begrenzt

Gewerbeflächen werden in Berlin eher gemietet als gekauft. Die wenigsten Unternehmen sind Gewerbeeigentümer und haben auf Gestaltungsfragen tatsächlich einen Einfluss. Ergebnisse aus unserer Nachhaltigkeitsumfrage (2022):
  • Rund 18 Prozent der befragten Unternehmen besitzen Eigentum
  • Rund 32 Prozent der Unternehmen mit Eigentum besitzen keine verfügbare Fläche

Unternehmen setzten auf Grün: Fachexperten helfen bei einer naturnahen Gestaltung

Abhängig von ihren Möglichkeiten setzen immer mehr Unternehmen auf Grün: Nach Einschätzung von regionalen Fachexperten sind gewerbliche Begrünungsanlagen quantitativ und qualitativ gestiegen. Ergebnisse aus unserer Nachhaltigkeitsumfrage (2022):
  • Rund 50 Prozent der befragten Unternehmen haben Begrünungsmaßen bereits umgesetzt bzw. planen Maßnahmen
  • Rund 20 Prozent der Unternehmen geben an, dass sich Investitionen in Begrünungsmaßnahmen wirtschaftlich nicht rechnen

Förderprogramm statt Begrünungspflicht: Berliner Dachförderung ist nahezu unbekannt

Berlin will Dachbegrünungen im Bestand fördern und hat das Programm “1000 grüne Dächer” aufgelegt. Gleichzeitig sieht eine derzeitige Novelle der Berliner Bauordnung eine verpflichtende Begrünung bei Sanierung bzw. Neubau von mindestens einem Fünftel der Betriebsfläche auf dem Dach, Fassade oder dem Grundstück vor. Ergebnisse aus unserer Nachhaltigkeitsumfrage (2022):
  • Nicht einmal 2 Prozent der befragten Unternehmen mit Eigentum nutzen das Berliner Förderprogramm “1000 grüne Dächer”
  • Rund 53 Prozent der Unternehmen mit Eigentum schätzen den Umgestaltungsaufwand “sehr groß” bis “mittel” ein

Biologische Vielfalt geht Unternehmen an: die Komplexität erfordert Unterstützungsangebote

Rund 40 Prozent aller Produkte basieren weltweit auf Biodiversität. Die direkten Einflussmöglichkeiten sind sehr verschieden und können begrenzt sein. Eine große Herausforderung an das Unternehmensmanagement liegt in der Wertschöpfungskette der Produkte. Das können Unternehmen häufig nicht leisten. Bislang gibt es erst wenige praktische Erfahrungen und Standards. Unternehmen benötigen deshalb nicht nur hinsichtlich der Komplexität hier Unterstützung, sondern auch Daten und Berechnungstools an die Hand. Laut einer Umfrage des DIHK zur Erhaltung biologischer Vielfalt (2022) bestätigen Berliner Unternehmen, dass die naturnahe Gestaltung des Firmengeländes an erster Stelle möglicher Maßnahmen steht.
Handlungsempfehlungen im Überblick
  1. Kooperationen zwischen Unternehmen und unabhängigen Fachexperten sowie Bezirken für fachgerechte und klimaresiliente Begrünung auf dem Firmengelände bzw. in Berliner Parks fördern.
  2. Wissenstransfer zwischen Fachexperten, Wissenschaft und Wirtschaft stärken.
  3. Bestehende Förderpolitik nachschärfen und besser bekannt machen, Technologieoffenheit fördern.
  4. Förderprogramme ausweiten auf Aspekte der biologischen Vielfalt, bspw. Beratungsangebote oder Entsiegelungsmaßnahmen.
  5. Aufklärungspolitik zielgruppenorientiert ausbauen und Stakeholder wie die IHK mit ins Boot holen.
  6. Kooperationsangebote für stadtweite Naturschutzmaßnahmen entwickeln und kommunizieren.
  7. Stadtentwicklung integriert im Blickwinkel der Nachhaltigkeit betrachten. 
Stand: Dezember 2022