Politische Positionen

Positionspapier Aktionsprogramm Innenstadt

Die Berliner Zentren stehen vor einem umfassenden Transformationsprozess. Die fortschreitende Digitalisierung hat zu einem geänderten Einkaufsverhalten geführt. Mit der Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch an Fahrt aufgenommen. Die Berliner Wirtschaft fordert daher ein nachhaltiges Aktionsprogramm Innenstadt für Berlin, um die Innenstädte vital und attraktiv zu halten.
Maßgeblich für die Gestaltung eines Transformationsprozesses ist zunächst das Zusammenwirken der politischen Ressorts wie Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur, Verkehr und Finanzen sowie die Integration der verschiedenen Nutzungsformen. Handel, Tourismus, Dienstleistung, Kultur, Wissenschaft, Bildung sowie öffentliche Angebote schaffen Orte und Anlässe für den Aufenthalt. Diese sind besonders herausgefordert, neue Synergien hervorzubringen, die von Bürgern und Besuchern gleichermaßen angenommen werden.
Bei den zu entwickelnden Handlungsbedarfen sind die Besonderheiten der verschiedenen Charaktere der Berliner Kieze zu beachten. Grundlage hierfür bildet die im Stadtentwicklungsplan Zentren 2030 definierte Zentrumstypologie. Um den vielfältigen Herausforderungen gerecht werden zu können, gilt es eine zentrale Managementfunktion – wie zum Beispiel einen Beirat Zentren – zu definieren, welche die Gesamtentwicklung über alle Fachbereiche hinweg kontinuierlich sicherstellt. Alle Maßnahmen sind unter ökonomischen und nachhaltigen Gesichtspunkten umzusetzen. Die Akteure vor Ort müssen in die Lage versetzt werden, sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Der Politik wird die Aufgabe zukommen, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um Verwaltung sowie die weiteren lokalen Akteure zu befähigen, die jetzt notwendigen Maßnahmen zur Digitalisierung und Transformation in die Tat umzusetzen. 

Beirat Zentren initiieren

  • Tourismuskonzept 2018+ mit Stadtentwicklungsplan Zentren 2030 zusammenbringen
  • Masterplan erarbeiten unter Einbeziehung aller Stakeholder (IHK , HBB, Dehoga, Intoura, Immobilienwirtschaft, Eigentümer, Projektentwickler, Banken, Senatsverwaltungen Wirtschaft, Stadtentwicklung und Finanzen, Vertreter der Geschäftsstraßeninitiativen, Bezirke …)
  • Diskussion im Sinne einer Stadtrendite anstoßen
  • Entwickeln von ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Konzepten für den Funktionserhalt der Berliner Zentren
  • Verständigung auf Verwaltungs-, Planungs-, Personal- und Finanzierungsstrukturen zur Umsetzung der Konzepte
  • Beschleunigung von Bau- und Nutzungsgenehmigungen

Engagement weiterdenken

  • Innenstadtfonds zur finanziellen Unterstützung von Geschäftsstraßeninitiativen einrichten, der konkrete Projektideen zur schnellen Umsetzung verhilft
  • Managementunterstützung für die Arbeit der Geschäftsstraßeninitiativen durch die Bezirke (angedockt bei der jeweiligen Wirtschaftsförderung) personell bereitstellen.
  • Personelle und regulatorische Voraussetzungen für ein anwenderfreundliches BID-Gesetz schaffen

Leuchtturmprojekte für nachhaltige Zentrenentwicklung herausstellen

  • Aus nachhaltigen MittendrIn-Projekten Role-Models erstellen, weiterentwickeln und aktiv kommunizieren (insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit, Ökologie und Erreichbarkeit)
  • Charta City West 2040
  • Nachhaltige Verkehrskonzepte- und Lieferkonzepte für alle Verkehrsteilnehmer ausweiten
  • Neue (auch unkonventionelle) Flächen für Außengastronomie ausweiten
  • Mehr Flächen für Sondernutzung unter Berücksichtigung der Gegebenheiten vor Ort schaffen

Erreichbarkeit für alle sicherstellen

  • Mobilitäts-Hubs ausweiten und integrieren
  • Mehr Mikro-Hubs für Logistik schaffen
  • Zusätzliche Haltestellen für Stadtrundfahrten schaffen
  • Mobilitätsanforderungen aller Kundengruppen berücksichtigen
  • Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsarten
  • Neue Mobilitätsangebote in den Zentren schaffen

Neue Erlebnisräume in den Zentren schaffen

  • Pilotprojekte neuer Nutzungmischungen initiieren (kommerziell/nicht-kommerziell, Arbeit/Freizeit, Finanzierung von Kulturprojekten etc.)
  • Bestand mit neuen Angeboten erweitern (z.B. nachts: Club | tagsüber: Museum oder Sportnutzung, E-Sport)
  • Kreative Beispiele für Pop-up Nutzungen fördern
  • Aktives professionelles Leerstandsmanagement betreiben
  • Starthilfen für Modellprojekte zur Verfügung stellen
  • Modellprojekte (zum Beispiel zu smarter und urbaner Produktion) initiieren und anschieben
  • Einzelhandelsflächen für experimentelle Konzepte im Einzelhandel bereitstellen
  • gewerbliche Genehmigungspraxis flexibilisieren und Umnutzung entbürokratisieren

Wissenschaft und Innovation erlebbar machen

  • Digitalisierung der Zentren vorantreiben
  • Temporäre Leerstände als Showroom für Wissenschaft, Innovationen & Kultur nutzen
  • Zentren mit Smart City-Ansätze verknüpfen – „Wow-Effekte“ und Erlebnisse schaffen (autonomer Elektrobus-Shuttle), Berliner Innovationen auf die Straße bringen (BMW-Elektromotorräder), digitale
  • Schaufenster von Firmen oder Forschungseinrichtungen in die Zentren integrieren (z.B. Urban Tech Republic TXL, EUREF-Campus, TESLA, Zoologischer Garten etc.)

Verzahnung von Online und Offline

  • Barrierefreien Zugang zu einer berlinweiten digitalen Plattform schaffen und als öffentliche Daseinsvorsorge (Shopping, Kultur,
  • Attraktionen, … von Berlin abbilden) betreiben
  • Virtuelle Shoppingtouren (z.B. „Sofa-Touren“, auch als Möglichkeit des Sonntagsshoppings oder als Möglichkeit für Touristen, sich bereits auf den Ort einzustimmen)
  • „berlin-typisches“ Online-Shoppen, um sich vom Netz abzusetzen
  • Sonntagsöffnungen ermöglichen

Nachhaltigen Erlebnismix gewährleisten

  • Zentren als lebendige Standorte für Leben, Wohnen, Arbeiten begreifen und ggfs. weiterentwickeln
  • Für einen ausgewogenen Angebotsmix sorgen
  • Bedarfsgerechte und wirtschaftsfreundliche Förderlogik entwickeln und anwenden
  • Gemeinsam mit Eigentümern Modellprojekte zum Flächenpooling initiieren und evaluieren
  • Verweis: Die IHK Berlin erarbeitet hierzu parallel einen Katalog mit Instrumenten zur nachhaltigen Sicherung von ausreichenden, bedarfsgerechten und ökonomisch sinnvollen Gewerbeflächen