Standortpolitik

2. Handlungsfeld: Digitale Infrastruktur

BERLINER STATUS QUO

Mit über 56 % haben die Unternehmen die digitale Infrastruktur zum Standortfaktor Nr. 1 erklärt (IHK-Sommerumfrage 2021). Zahlreiche neue Dienstleistungen und Produkte sind heute und zukünftig ohne eine leistungsfähige gigabitfähige Infrastruktur nicht umsetzbar. Im Vergleich zu anderen Städten wie Köln, Hamburg oder München hat die Hauptstadt mit einer niedrigen Glasfaseranbindung (FTTB/H) von 8,4 Prozent der Berliner Haushalte und 16,6 Prozent bei Gewerbegebieten (Stand Mitte 2020) großen Aufholbedarf.
Aktuell sitzen Unternehmen, Bürger und Verwaltung die infrastrukturellen und prozessualen Versäumnisse der Vergangenheit aus. Erste kooperative und dialogorientierte Schritte, die mit der Einrichtung eines Breitband-Kompetenz-Teams (Kontakt über die digitale Sprechstunde) und einem Breitbandbedarfsportal angestoßen wurden, müssen im nächsten Schritt zur schnelleren baulichen Umsetzung einer gigabitfähigen Infrastruktur beitragen.
Für die IHK Berlin stellt der marktgetriebene Ausbau das erste Mittel dar. Der Ausbau bedarf bei einer zu langsamen Entwicklung aber der politischen Koordination und geeigneter Förderinstrumente. Das dafür notwendige Set an Maßnahmen ist nur verbindlich und problemfokussiert in einer Gigabitstrategie – als Teil der landespolitischen Digitalisierungsstrategie – organisierbar.

WAS KURZ- BIS MITTELFRISTIG GETAN WERDEN MUSS

STANDPUNKTE AUS DER UNTERNEHMERSCHAFT
Christian Pletz, Geschäftsführer Werner Pletz GmbH: „Als Berliner Tiefbauunternehmen sind wir in unserem Tagesgeschäft den Strom-, Wasser- und Datenautobahnen sehr nah. Nur bei der Digitalisierung unseres eigenen Unternehmens hat uns das keinen Vorteil gebracht, obwohl wir für die notwendigen Tiefbauarbeiten selbst Hand angelegt haben. Ganze zwei Jahre dauerte es, um einen bestellten Glasfaseranschluss von nicht einmal zehn Metern vom Bordstein in das Gebäude technisch zu realisieren. Diese paar Meter haben uns im operativen Geschäftsbetrieb merklich beeinträchtigt. Aufgrund sehr geringer Upload-Raten war selbst der E-Mail-Versand eine Herausforderung und an die Einführung einer modernen Telefonanlage war ebenfalls nicht zu denken. Digitalisierung wird in der Breite nicht gelin-gen, wenn bereits der Anschluss an das schnelle Glasfasernetz ein Mehrjahresprojekt ist.“
Regina Seidel, Geschäftsführerin RS-Berlin-Consult: „Leistungsfähige Breitbandanschlüsse sind die Anschlussgarantie, um im internationalen Geschäft und mit Zeitersparnis im Wettbewerb bestehen zu können. Mein Unternehmen ist dafür da, die Glasfaserkabel in den Boden zu bringen, damit schnelles Internet Realität wird. Aber die Rechnung habe ich ohne den Wirt – die Berliner Verwaltung – gemacht. Keine Eingangsbestätigungen für gestellte Anträge, keine Ansprechpartner, lange Wartezeiten in totaler Ungewissheit. Die kostbaren Tiefbaukapazitäten werden mit diesem Verhalten nur noch weiter beschnitten, obwohl sie so dringend gebraucht werden. Durch die Corona-Krise haben sich in Berlin als einziges Bundesland die Bearbeitungszeiten zusätzlich verlängert. Abhilfe kann es nur geben, wenn die konsequente Digitalisierung und Vereinheitlichung der Berliner Verwaltungsdienstleistungen endlich erfolgreich umgesetzt werden.“
Direkt & Digital! Beteiligen Sie sich. Reden Sie mit. Der gemeinsame Dialog und die Zusammenarbeit stehen für zukünftige Erfolge und Weiterentwicklung im Vordergrund: Wir rufen Sie daher als Unternehmer auf, uns Ihre Erfahrungen und Handlungsnotwendigkeiten für die zukünftige Entwicklung einer landespolitischen Digitalisierungsstrategie unter www.ihk-berlin.de/ihreerfahrungen mitzuteilen. Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung und neuen Ideen!