Standortpolitik

Wirtschaft-Arbeit-Technik zum Schulfach der Zukunft entwickeln

Nachhaltigkeit erfordert eine breite wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation, bei der Bildung eine zentrale Rolle spielt. Damit sich Berlinerinnen und Berliner als mündige Bürger und Fachkräfte für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt einsetzen können, sollte bereits Schülerinnen und Schülern vermittelt werden, wie sie aktiv und eigenverantwortlich ihre Zukunft mitgestalten können. Alle Bundesländer sind aufgefordert, Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in ihren Bildungssystemen zu verankern. Das bereits bestehende Schulfach Wirtschaft-Arbeit-Technik bietet aus Sicht der IHK Berlin die besten Voraussetzungen, um hier als Leitfach für BNE weiterentwickelt zu werden. 

Bildung auf die Zukunft ausrichten

  • 83 Prozent der Berliner Wirtschaft erachten es für wichtig bis sehr wichtig, dass Bildung für nachhaltige Entwicklung an Berliner Schulen gelehrt wird.
  • 5 Prozent der Berliner Wirtschaft messen der Bildung für nachhaltige Entwicklung keine Bedeutung als Schulfach bei.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) soll Schülerinnen und Schüler motivieren und befähigen, die Auswirkungen ihres Handelns auf andere und auf die Natur zu reflektieren. Dazu steht im Vordergrund interdisziplinär Erkenntnisse zu gewinnen und  in vorausschauendes Handeln umzusetzen, um so eigene Gestaltungskompetenz zu entwickeln. 

Wirtschaft-Arbeit-Technik als Basis nutzen

Statt BNE lediglich als neues Querschnittsthema oder sogar ein neues, zusätzliches Fach zu implementieren, ist es aus Sicht der Berliner Wirtschaft sinnvoller, die vorhandenen Schnittstellen zum Schulfach WAT zu nutzen und dieses zum Leitfach für BNE weiterzuentwickeln.
WAT ist das Leitfach für die ökonomische und technische Bildung, für die Berufs- und Studienorientierung sowie für das Duale Lernen und die Verbraucherbildung. Es behandelt bereits heute in unterschiedlicher Tiefe ökonomische, ökologische, gesundheitsförderliche und soziale Themen.
Das Schulfach bietet projekt- und handlungsorientierten Unterricht mit großen Schnittstellen zu anderen MINT-Fächern. Schulen profitieren vom WAT-Unterricht durch die Vermittlung von handwerklichen, sozialen und kreativen Kompetenzen. Diese ermöglichen integrativen Unterricht und beugen Schuldistanz vor. Zudem bietet WAT die Chance innovative Projekte, wie beispielsweise den FREI DAY der Initiative Schule im Aufbruch, mit regulärem Unterricht zu vernetzen.

Nachhaltiges Wirtschaften im Mittelpunkt

  • 68 Prozent der Berliner Unternehmen sind der Meinung, dass ökonomische Grundbildung ein wichtiger Pfeiler nachhaltiger Bildung sein sollte. Speziell nachhaltiges Wirtschaften ist aus Sicht der Wirtschaft ein Schlüsselthema. 
Das Schulfach WAT bietet sowohl die Schlüsselthemen für nachhaltige Entwicklung als auch den notwendigen Perspektivwechsel, so dass die Schülerinnen und Schüler Gestaltungskompetenz erwerben können. Dafür sollte der zukünftige Rahmenlehrplan einen Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen 4, 8, 11 und 12 leisten und folgende Inhalte behandeln:

Nachhaltige Produktion

  • Markt, Wirtschaftskreisläufe & politische Rahmenbedingungen
  • Unternehmerisches Handeln
  • Regionale & globale Produktion
  • Eigene Produktentwicklung

Nachhaltiger Konsum

  • Rolle als Verbraucher
  • Wirtschaften im privaten Haushalt
  • Ernährung & Gesundheit

Nachhaltige Arbeit

  • Erwerbstätigkeit
  • Berufliche Orientierung
  • Berufsfelderkundung
  • Zukunftsberufe/Klimaberufe
  • Lebenslanges Lernen

Nachhaltige Stadt

  • Mobilität
  • Energie
  • Digitalisierung

Verbindlichen Unterricht sicherstellen

Das Schulfach WAT sollte zukünftig von Klasse sieben bis zehn verpflichtend zweistündig unterrichtet werden. Eine Kürzung von Wochenstunden zugunsten anderer Fächer und Profilstunden sollte nicht möglich sein. Eine Implementierung des Schulfaches wird auch für den gymnasialen Unterricht vorbereitet.

Einbindung außerschulischer Partner

Um die gesetzten Bildungsziele zu erreichen, sollten die Angebote außerschulischer Partner in die Unterrichtsplanungen einbezogen werden. Die Einbeziehung verschiedener Professionen stärkt die Netzwerke der Schulen, fördert die Aktualität der Unterrichtsinhalte und den notwendigen Perspektivwechsel. Einen solchen bieten beispielsweise Unternehmerinnen und Unternehmern oder Azubis, die in Schule von ihrem Wirtschaftsalltag berichten.

Werkstätten & Schülerfirmen sichern nachhaltige Bildung

Der Erwerb von Gestaltungskompetenz bedeutet, statt vorgefertigter Problemlösungen Probleme lösen zu lernen und reflektierte Entscheidungen zu treffen. Dafür bedarf es schulischer Freiräume sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrkräfte, um dafür geeignete Projekte zu initiieren und umzusetzen. Gut ausgestattete Werkstätten, Maker Spaces und innovative Schülerfirmen sind solche “Frei”-Räume und sollten in allen Schulen zur Verfügung stehen.

Studienbedingungen und Fortbildungen attraktiver gestalten

Aktuell ist WAT ein sogenanntes Mangelfach. Die Implementierung von BNE und eine Leitfachfunktion steigern die Attraktivität des Studiums der Arbeitslehrer an der TU. Dafür müssen die Rahmenbedingungen verbessert werden: WAT-Lehramtsstudierende erhalten sicher ihr gewünschtes Zweitfach an einer anderen Berliner Universität, zum Beispiel durch eine Kontingentlösung. Momentan wird an vielen Schulen WAT von fachfremden Lehrkräften unterrichtet. Umso wichtiger ist es, mit attraktiven Fortbildungsangeboten und der konsequenten Umsetzung der Fortbildungspflicht diese Lehrkräfte fachlich zu qualifizieren.

Handlungsempfehlungen im Überblick

  • WAT weiterentwickeln und nachhaltige Entwicklung mit in den Fokus nehmen
  • Verbindlichen Unterricht von der 7. bis zur 10. Klasse sicherstellen
  • Außerschulische Partner aktiv in die WAT-Unterrichtsplanung einbeziehen
  • Werkstätten sicherstellen, Schülerfirmen sowie Maker Spaces ermöglichen
  • Attraktive Bedingungen für Studium von Fortbildung schaffen und Fortbildungsverpflichtung umsetzen 
  • Ein-Fach-Ausbildung für WAT-Lehrkräfte prüfen