Berliner Lärmaktionsplan 2024 - 2029 nachbessern
Berlin, eine lebendige Stadt mit über 4 Millionen Einwohnern, steht vor der Herausforderung, Lärm effektiv zu bekämpfen, um die Gesundheit und Lebensqualität seiner Bewohner zu schützen. Der Entwurf des neuen Lärmaktionsplans für 2024-2029 zielt darauf ab, diesen Anforderungen gerecht zu werden, stellt jedoch den Wirtschaftsverkehr vor besondere Herausforderungen. Das Maßnahmenpaket des Landes Berlin für den Straßenverkehr liefert mit einer Fokussierung auf neue Tempo-30-Abschnitte, Fahrbahnverengungen und lärmarmen Asphalt darauf keine zufriedenstellende Antwort. Für eine lebenswerte Stadt ist Lärmschutz wichtig, ebenso jedoch eine leistungsfähige und zukunftsorientierte Verkehrsinfrastruktur. Aus Sicht der Wirtschaft bedarf es gezielter Maßnahmen zur Verkehrsoptimierung und Nutzung alternativer Verkehrsträger.
Lärmschutz und Infrastruktur: Ein ausgewogenes Verhältnis sicherstellen
Mit einer wachsenden Stadt nehmen auch die Verkehrswege zu. Für eine fundierte Infrastrukturplanung und -umsetzung fehlen jedoch die notwendige, aktuellen und präzisen Verkehrsprognosen. Trotz des Fortschritts, dass der Wirtschaftsverkehr am 14. Oktober 2023 ins Mobilitätsgesetz aufgenommen wurde, fehlen weiterhin konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Erreichbarkeit von Gewerbestandorten und zur Optimierung des Verkehrsflusses. Ohne ein umfassendes Wirtschaftsverkehrskonzept drohen mit den geplanten Maßnahmen neuer Tempo-30 Abschnitte bzw. Fahrbahnverengungen auf Hauptstraßen nur mehr Staus mit nur geringer oder gar keiner Lärmreduzierung. Dies kann zu zusätzlichen Belastungen für Unternehmen führen, sowohl in zeitlich als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Ohne die Schaffung attraktiver und leistungsfähiger Umsteigeangebote ist klar, dass die bisherigen Maßnahmen langfristig nicht zu einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs und somit auch nicht zur Lärmminderung führen werden.
Maßnahmen ergänzen und Finanzierung nachhaltig sicherstellen
Im Entwurf des Lärmaktionsplans fehlen weiterhin einige der effizientesten Maßnahmen zur Minderung des Straßenverkehrslärms. Insbesondere zählen dazu Fahrbahn- und Brückensanierungen. Seit vielen Jahren gibt es in Berlin einen Investitionsstau, der aufgeholt werden muss. Ebenso essenziell ist der Ausbau des U-Bahn-Netzes, der den motorisierten Individualverkehr auf den öffentlichen Nahverkehr verlagern soll, sowie der Ausbau von Tangentialstrecken zur Bündelung und Ableitung des Verkehrs. Darüber hinaus fehlen attraktive Umsteigeangebote für Pendler und Pendlerinnen sowie “grüne Wellen” auf Hauptstraßen. Neue Mobilitätskonzepte und die Förderung leiser Antriebe müssen ebenfalls berücksichtigt werden.
Wirtschaftsverkehr sichern und zukunftsorientiert gestalten
Auch wenn sich das Mobilitätsverhalten von Unternehmen ändert, wird Berlin weiterhin leistungsfähige Hauptverkehrsstraßen sowie ausreichende Lade- und Lieferzonen benötigen. Der Wirtschaftsverkehr wird sich zunehmend digitalisieren und anpassen, wobei nachhaltige Mobilitätslösungen in der Zukunft eine zentrale Rolle spielen werden. Dennoch werden Lkw und Lieferwagen voraussichtlich noch für längere Zeit ein wichtiger Bestandteil der Wertschöpfungskette bleiben, da sie eine primäre Rolle in der Logistik und im Lieferverkehr spielen. Unternehmen sind zunehmend auf “just-in-time”-Lieferungen angewiesen, was eine verlässliche Infrastruktur für die Betriebsabläufe unabdingbar macht.
Moderne Technologien, wie leise Antriebe und effiziente Logistikkonzepte, können dazu beitragen, den Umwelteinfluss zu minimieren und gleichzeitig die Effizienz zu steigern. Berlin hat das Potenzial, durch innovative Maßnahmen eine Vorreiterrolle im nachhaltigen Wirtschaftsverkehr zu übernehmen. Eine ausgewogene Verkehrsinfrastruktur, die sowohl den wirtschaftlichen Bedürfnissen als auch den Umweltanforderungen gerecht wird und die Gesundheit sowie Lebensqualität der Menschen schützt, ist für die Zukunft Berlins unerlässlich.
IHK-Aktivitäten
- Teilnahme am Forum Lärmminderung von SenMVKU
- IHK-Strategiekreis Lärmminderung
- IHK-Unternehmensumfrage
- Positionierung zum Lärmaktionsplan mit weiteren Wirtschaftsverbänden
- Gemeinsame Stellungnahme mit der Handwerkskammer Berlin zum Entwurf des Lärmaktionsplanes (2024-2029) im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung (4. Fortschreibung)
- One-Pager zum Entwurf des Lärmaktionsplans 2024-2029
- www.ihk-berin.de/laerm-mitwirken