Die Digitalisierung der Schulen ist ein fortlaufender Prozess mit dem Ziel, die Schulen technologisch aufzurüsten und digitale Bildungsangebote zu verbessern. Der Berliner Senat hat, finanziert durch den DigitalPakt, verschiedene Maßnahmen ergriffen, um dieses Ziel zu erreichen.
So wurden Schulen mit technischer Infrastruktur wie WLAN, digitalen Endgeräten und interaktiven Tafeln ausgestattet. Auch die Fortbildung der Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Technologien und pädagogischen Lehrkonzepten wurde verstärkt. Die landeseigene Lernplattform wurde professionalisiert und gleichzeitig wurden Alternativen zur Verfügung gestellt. Mit dem Erwerb von Landeslizenzen für digitale Lehr- und Lernsoftware wurde zudem die Nutzung digitaler Angebote im Unterricht gefördert. Trotz dieser Bemühungen gibt es weiterhin gravierende Herausforderungen: Immer noch gibt es ein deutliches Ungleichgewicht zwischen den Schulen bei der technischen Ausstattung und der Integration digitaler Bildung in den Unterrichtsalltag. Diese Diskrepanz muss aufgelöst werden, damit alle Berliner Schülerinnen und Schüler chancengleich die notwendigen Kompetenzen für die Teilhabe an der digitalen Gesellschaft erwerben können.
64 % der aus dem DigitalPakt Schule zur Verfügung stehenden Mittel für Berlin sind bisher abgeflossen. (Quelle: Förderdatenbank des Bundes)
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Senat ein klares Zielbild für die Bildung mit digitalen Medien in Berliner Schulen für das Jahr 2030 entwickelt.
Solch eine Vision, unterlegt mit quantitativen und qualitativen Indikatoren, schafft zwischen den Akteuren ein gemeinsames Verständnis davon, wann das eigentliche Ziel erreicht ist. Dieses Zielbild dient als Maßstab für die daraus abzuleitenden strategischen Konzepte, Entscheidungen und Maßnahmen.
Mit Hilfe des Zielbildes gestalten die beteiligten Akteure die Rahmenbedingungen, priorisieren Aktivitäten und setzen die zur Verfügung stehenden Ressourcen effektiv ein.
Für eine relevante Kompetenzentwicklung sind zukunftsfähige Lehrpläne unerlässlich. Die Lehrpläne für Schulen, duale Ausbildung und Lehramtsausbildung müssen die notwendigen Kompetenzen für eine erfolgreiche Partizipation der Schülerinnen und Schüler an unserer Informations- und Wissensgesellschaft vermitteln.
Lehrpläne häufiger und effizienter aktualisieren
Neben der Stärkung digitaler Lernort-Kooperationen zwischen Bildungsorten und Wirtschaft müssen die Lehrpläne deutlich häufiger und effizienter aktualisiert werden als bisher. Nur so kann das Bildungssystem mit den rasanten technologischen Fortschritten und den sich wandelnden Anforderungen der Arbeitswelt Schritt halten. Benötigt wird ein dynamisches Verfahren für die Neuordnung von Lehr- und Rahmenplänen, unterstützt durch eine „Fast Lane“ für bestimmte Schulfächer und Ausbildungsberufe.
Novellierungsindex
Ein Novellierungsindex könnte als Instrument zur Bewertung und Priorisierung des Aktualisierungsbedarfs der Lehrpläne dienen. Der Index würde die Relevanz und Angemessenheit von Lehr- und Rahmenplänen in Bezug auf aktuelle Entwicklungen in der Technologie und Arbeitswelt abbilden. Jährlich erstellt, bildet er die Grundlage für die schnelle und präzise Anpassung von bestehenden Verordnungen.
Digitale Bildung erfordert qualifizierte Lehrkräfte. Der Berliner Senat muss die Aus- und Fortbildung der Lehrer priorisieren und ausreichend Ressourcen bereitstellen.
Berliner Landesinstitut für Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften
Dazu gehört die Bündelung der verschiedenen Angebote unter dem Dach eines Berliner Landesinstituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung. Lehrkräfte benötigen sowohl Basics an Technologiekenntnissen zur sicheren Nutzung digitaler Tools als auch solche fachlichen Kompetenzen, die dazu beitragen, dass Unterricht mit digitalen Medien zur individuellen Leistungssteigerung beiträgt und die Medienkompetenz fördert.
Die bestehende Fortbildungspflicht muss kohärent durch entsprechende Vorgaben in der Beurteilung als Indikator für Schulqualität und durch attraktive Fortbildungsangebote durchgesetzt werden. Eine ganzheitliche Lehreraus- und -fortbildung ist der Schlüssel, um Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Anforderungen der digitalen Welt vorzubereiten.
Das Land Berlin steht in der Verantwortung, einen digitalisierungsfreundlichen Rechtsrahmen zu schaffen, der die rechtskonforme und effektive Umsetzung digitaler Bildung ermöglicht.
Im ersten Schritt müssen dafür systematisch die relevanten Gesetze und Verordnungen durch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf digitale Bildung gescreent werden. Dafür wird die Expertise des Landesbeirats Digitalisierung und weiterer beteiligter Institutionen eingebunden und genutzt.
Berlin benötigt eine transparente Zuordnung der Aufgaben und Zuständigkeiten zwischen den bezirklichen Schulämtern und der obersten Schulbehörde, verbunden durch eine zentrale Steuerung.
Mindeststandards für die Ausstattung von Schulen festlegen
In diesem Rahmen werden Mindeststandards für die Ausstattung der Schulen festgelegt, um so die Umsetzung durch die Schulträger sicherzustellen. Das Ziel der Koalition, alle öffentlichen Schulen an das gigabitfähige Breitbandnetz anzubinden, wird um die strukturierte Verkabelung und belastbarer Elektrik in den Schulen ergänzt.
Für die Didaktik müssen ausreichend digitale Endgeräte, Werkzeuge und Landeslizenzen für geeignete Software sowie personelle Ressourcen zur Verfügung stehen. Benötigt werden tragfähige Konzepte für die Bereitstellung von IT-Administration sowie Verwaltungs- und medienpädagogischen Fachkräften.
Um einer Über- bzw. Unterversorgung vorzubeugen, sollte den Schulen ein Budget zur Verfügung stehen, dass neben der Absicherung der Mindeststandards eine eigenverantwortliche, personelle Akzentuierung vor Ort ermöglicht.
STIMMEN AUS DER BERLINER WIRTSCHAFT
„Zu guter digitaler Bildung gehört neben fachlichen Fertigkeiten auch die Stärkung von Metakompetenzen wie kritisches und systemisches Denken, um neue Entwicklungen einzuordnen, den Status quo zu reflektieren und sich selbst zu positionieren. ChatGPT verzeichnete in nur fünf Tagen über eine Million Nutzende: Solche Entwicklungen sind nicht vorhersehbar, aber Schule muss der Raum sein, wo unsere Kinder lernen, mit diesen Entwicklungen umzugehen, Potenziale wie auch Gefahren zu erkennen und kreative Anwendungsmöglichkeiten zu entwickeln.“