Fach- und Arbeitskräftemonitor 2035
Viele Stellen in Berlin bleiben unbesetzt – Handlungsbedarf wächst
Von den derzeit rund 1,8 Millionen Beschäftigten in Berlin werden laut dem IHK-Fach- und Arbeitskräftemonitor bis zum Jahr 2035 etwa 412.000 Beschäftigte sowie rund 520.000 Erwerbstätige in den Ruhestand gehen. Schon heute bleiben etwa 45.000 Arbeitsstellen unbesetzt – eine Situation, die sich in den kommenden Jahren deutlich verschärfen wird. Die IHK Berlin rechnet damit, dass die Zahl der unbesetzten Stellen bis 2035 auf über 163.000 ansteigen könnte.
Der prognostizierte kumulierte Wertschöpfungsverlust durch den Fachkräftemangel könnte bis 2035 rund 50,1 Milliarden Euro betragen – allein im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) wird ein Verlust von etwa 7,3 Milliarden Euro erwartet.
Trotz aktueller konjunktureller Schwächen und geopolitischer Unsicherheiten zeigt der Fach- und Arbeitskräftemonitor klar: Der Arbeitskräftebedarf bleibt hoch. Insgesamt müssen bis 2035 über 530.000 Arbeitsplätze neu besetzt werden. Gelingt es darüber hinaus, auch die unbesetzten Stellen vollständig zu besetzen, steigt der Bedarf sogar auf über 590.000.
Was jetzt notwendig ist:
- Berufliche Ausbildung stärken statt schwächen: Anstelle einer Debatte über eine sogenannte Ausbildungsplatzumlage braucht es konkrete Verbesserungen der Rahmenbedingungen für die Ausbildung. Die Leistungen von Auszubildenden und ausbildenden Betrieben verdienen mehr Wertschätzung und Anerkennung. Berufsschulen müssen stärker in den politischen Fokus rücken – ebenso wie eine praxisnahe und flächendeckende Berufsorientierung an allen Schulformen.
- Zuwanderung ist unverzichtbar zur Fachkräftesicherung: Qualifizierte Zuwanderung ist unerlässlich, um den Fachkräftebedarf zu decken. Selbst bei maximaler Ausschöpfung inländischer Potenziale lässt sich die Lücke ohne Fachkräfte aus dem Ausland nicht schließen. Der demografische Wandel macht gezielte internationale Fachkräftegewinnung unverzichtbar.
- Gezielte arbeitsmarktpolitische Maßnahmen sind notwendig: Die Überprüfung und Abschaffung von Anreizen für einen vorzeitigen Rückzug aus dem Erwerbsleben ist ebenso notwendig wie der Ausbau der Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen. Nur so können Menschen, die stark in Care-Arbeit eingebunden sind, ihre Erwerbstätigkeit fortsetzen oder ausweiten.
- Alle Potenziale nutzen: Es braucht eine entschlossene Investition in Weiterbildung und Qualifizierung – insbesondere für geringqualifizierte und ältere Arbeitskräfte. Nur durch eine konsequente Förderung kann eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt gelingen und dem wachsenden Fachkräftemangel wirksam begegnet werden.