Standortpolitik
Berliner Wirtschaft zur Fachkräftestrategie
Der Fach- und Arbeitskräftemangel gehört zu den größten Wachstumshemmnissen für den hiesigen Standort. Bereits heute fehlen der Berliner Wirtschaft 90.000 Beschäftigte. Angesichts der dramatischen Zeitenwende mit den einhergehenden Herausforderungen ist der vom Land angestoßene Prozess zur Entwicklung einer Fachkräftestrategie zwingend notwendig und lange erwartet. Aus Sicht der Wirtschaft muss die Fachkräftestrategie des Landes Berlin ressortübergreifend wirken und die gesamte Bildungskette von der frühkindlichen Bildung bis zur beruflichen Weiterbildung berücksichtigen. Gleichzeitig darf sie nicht an Landesgrenzen haltmachen. Brandenburg und Berlin sind ein gemeinsamer Arbeitsmarkt mit vielen Verflechtungen in der Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei ist die Fachkräftestrategie mehr als ein wirtschaftspolitisches Instrument. Sie ist ein gesamtgesellschaftliches Konzept, das sowohl bestehende Potenziale nutzt, als auch zukünftige Entwicklungen aktiv steuert. Berlin muss ein attraktiver Standort bleiben – nicht nur für Fachkräfte von außen, sondern auch für jene, die bereits hier sind.
Kernpunkte der Strategie müssen sein: Die bessere Nutzung der vorhandenen Fach- und Arbeitskräftepotenziale, das Erschließen neuer Potenziale – Stichwort internationale Fachkräfte – sowie die Stärkung der Attraktivität des Standorts z.B. durch bezahlbaren Wohnraum. Eine zentrale Lenkungsstelle mit ressortübergreifenden Strukturen sollte die Strategie effizient koordinieren und umsetzen.
Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören u.a. die bessere Vereinbarung von Erwerbs- und Care-Arbeit durch einen Ausbau sowohl von Kitas mit Schichtbetrieb als auch von Tagespflegeplätzen. Die gezielte Förderung von bezahlbarem Wohnraum für Auszubildende, die Digitalisierung des Arbeitgeberservices bei der Bundesagentur für Arbeit, der Ausbau der Verbundberatung und der systematische Ausbau der betrieblichen Weiterbildung müssen aus Sicht der Wirtschaft ebenfalls umgehend angegangen werden.
Um Fachkräfte aus dem Ausland für Berlin zu begeistern, empfiehlt die Berliner Wirtschaft u.a. ein strukturiertes Fachkräftepartnerschaftsprogramm mit ausgewählten Drittstaaten aufzubauen, das Unternehmen frühzeitig Zugang zu qualifizierten Talenten ermöglicht. Dabei sollten die potenziellen Fachkräfte bereits vor Ort im Herkunftsland fachlich und sprachlich auf ihre spätere Tätigkeit in Berlin vorbereitet werden, auch um bürokratische Hürden zu reduzieren.