Corona-Themen für Unternehmer

Ergebnisse der IHK-Umfrage „Home Office – neue Normalität oder zurück zur Präsenzkultur?“

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse

Krise ist Digitalisierungsschub: Mit fast zwei Drittel der Befragten gibt die Mehrheit an, dass in ihrem Unternehmen seit Beginn der Krise verstärkt im Home Office gearbeitet wird. Ca. 15 Prozent haben dies schon vor der Krise verstärkt genutzt. Für rund ein Fünftel der Unternehmen kommt Home Office nicht infrage, da ihr Tätigkeitsbereich es nicht zulässt. 
Das planen Unternehmen für die Zukunft: Home Office ist für ein Viertel der befragten Unternehmen ein fester Bestandteil ihrer künftigen Arbeitsweise, allerdings überwiegt bei der Hälfte der Unternehmen ein Hybridmix aus Präsenzarbeit und Home Office. Ebenfalls gibt ein Viertel an, dass geplant sei, wieder zur Präsenzkultur zurückzukehren.  
Recht auf Home Office wird mehrheitlich abgelehnt: Eine überwiegende Mehrheit der Unternehmen lehnt einen rechtlichen Anspruch auf Home Office für Beschäftigte ab (57 Prozent). Allerdings bewertet auch mehr als ein Viertel der Unternehmen den Vorschlag von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil als richtig und zukunftsweisend. Für jedes achte Unternehmen geht der Vorschlag zwar in die richtige Richtung, allerdings nicht unter Berücksichtigung der aktuellen Corona-Herausforderungen.

Umfrageergebnisse im Detail

Home-Office-Umfrage
  • Die befragten Unternehmen spiegeln klar, dass sie durch die Corona-Krise das Arbeiten mehrheitlich ins Home Office verlagert haben. In der Industrie war dies bei 75 Prozent der befragten Unternehmen der Fall, in der Branche der unternehmensbezogenen Dienstleistungen bei 71 Prozent und im Handel immerhin bei 54 Prozent. 
  • Dienstleistungssektor und Handel haben im Vergleich zu den anderen Branchen auch vorher schon verstärkt im Home Office gearbeitet (je rund 20 Prozent). 
  • Für rund zwei Drittel der befragten Unternehmen aus der Baubranche und rund die Hälfte der befragten Gastronomiebetriebe kommt Home Office gar nicht infrage und wurde deshalb nicht praktiziert. 

Home-Office-Umfrage
  • Fast die Hälfte der befragten Unternehmen versucht in Zukunft beide Arbeitsformen zu kombinieren. 
  • Befragte Unternehmen, die in Zukunft auf Home Office setzen, tun dies vor allem, da sich die Arbeitsform als besonders effizient erwiesen und in der Krise bewährt habe. Auch die verbesserte Zufriedenheit der Beschäftigten, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie mehr Flexibilität spielen maßgeblich eine Rolle.
  • Eine Vielzahl der befragten Unternehmen, die eine Rückkehr zur Präsenzkultur plant, gibt an, dass sich diese “Notlösung” für ihr Tätigkeitsfeld nur eingeschränkt eigne. Auch haben einige eine verringerte Effizienz festgestellt. Maßgeblich für die Rückkehr zur Präsenzarbeit wird ebenfalls der persönliche Kontakt genannt, der auch durch technische Lösungen nicht kompensiert werden könne oder teils durch Beschäftigte selbst gewünscht sei.

Home-Office-Umfrage
  • Durch alle Branchen hinweg geben mehr als 50 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie einen rechtlichen Anspruch auf Home Office für Beschäftigte ablehnen. Hier stechen mit 80 Prozent besonders die befragten Unternehmen der Industrie heraus.
  • In der Branche der unternehmensbezogenen Dienstleistungen hält jedes dritte befragte Unternehmen den Vorschlag für richtig und zeitgemäß. 
  • Unternehmen der personen- wie auch unternehmensbezogenen Dienstleistungen stufen den Vorschlag im Gegensatz zu den befragten Unternehmen anderer Branchen positiver ein, halten aber den aktuellen Zeitpunkt unter den Auswirkungen der Krise für falsch.

Forderungen

  • Das Arbeitszeitgesetz aus dem Jahr 1994 muss dringend modernisiert werden. Es stammt aus einer Zeit, in der E-Mails noch lange nicht zum Alltag gehörten; als an Smartphones, Slack und Social Media noch gar nicht zu denken war und als viele heutige Beschäftigte nicht einmal geboren waren. Die Digitalisierung bietet für immer mehr Menschen Chancen, selbst zu bestimmen, wann und von wo man arbeitet. Allerdings müssten dazu auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen passen. Es braucht daher ein modernes Arbeitszeitgesetz, das mehr flexible Einteilung am Tag und unter der Woche ermöglicht sowie mehr Möglichkeiten zum ortsunabhängigen Arbeiten berücksichtigt.
  • Beim Thema IT-Sicherheit kommt es jetzt darauf an, dass das Land Berlin die bundespolitischen Förderprogramme mit einer entsprechenden Förderrichtlinie im Rahmen der Berliner Digitalprämie flankiert.

Die IHK-Kurzumfrage erfolgte über die IHK-Beteiligungsplattform "Direkt & Digital”.
Von Ende Juli bis Mitte August 2020 haben 305 Berliner Wirtschaftsvertreter*innen daran teilgenommen.