4. Handlungsfeld

Service & Hoheitliche Aufgaben

Für uns bedeutet nachhaltig zu sein vor allem, unsere Mitglieder dabei zu unterstützen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Wir sehen es daher als einen unserer größten Hebel an, unser Produktportfolio insgesamt nachhaltiger auszurichten und mit den entsprechenden Themen zu befüllen. Das Handlungsfeld „Service & Hoheitliche Aufgaben“ beschreibt die zahlreichen hoheitlichen Aufgaben, die wir als IHK übernehmen, und die Fülle an Dienstleistungen, mit denen wir die Berliner Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen. Im Fokus stehen hier die Sensibilisierung, Information und Unterstützung unserer Mitglieder für nachhaltiges Wirtschaften.

IHK-Angebote für Aus- Und Weiterbildung: Nachhaltigkeit mit Tradition

Den Industrie- und Handelskammern in Deutschland sind viele Aufgaben übertragen, die bereits traditionell wesentliche Nachhaltigkeitsaspekte beinhalten. Das betrifft alle Leistungen der IHK in dem Themenkreis duale Ausbildung und lebenslanges Lernen. Beispiele sind die duale Berufsausbildung, aber auch unser Weiterbildungsangebot für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen, Führungskräfte sowie Selbstständige. Wir unterstützen sie dabei, den Anforderungen im Berufsleben auch in Zukunft gewachsen zu sein und mit den richtigen Fähigkeiten erfolgreich am Arbeitsleben teilnehmen zu können. Dadurch fördern wir die individuelle persönliche Weiterentwicklung und stärken gleichzeitig die Wirtschaft. Hier nachhaltiger zu werden, heißt für uns: Wir sorgen dafür, dass zukünftig deutlich mehr Unternehmer:innen oder deren Mitarbeiter:innen diese nachhaltigen Produkte nutzen.

Mehr Nachhaltigkeit in unsere Produkte

Neben den Produkten rund um das Thema Fachkräfte bieten wir eine Reihe weiterer Services. Hier nachhaltiger zu werden heißt für uns: Das Wertangebot vorhandener Produkte um nachhaltige Aspekte anzureichern oder neue nachhaltige Produkte in unser Leistungsportfolio aufzunehmen und dafür zu sorgen, dass diese von einer größeren Zahl von Unternehmen genutzt werden. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere derzeitigen Service- und hoheitlichen Produkte daraufhin untersucht, inwieweit sie heute schon nachhaltige Aspekte fördern. Um das bewerten zu können, haben wir sie anhand der 20 Kriterien des DNK überprüft. In einem zweiten Schritt haben wir bewertet, welche Auswirkungen sie beim Unternehmer erzeugen können (1 – nur Information, 2 – vertiefte Kenntnisse und Know-how, 3 – führt zu Entscheidungen). Dabei sind einige erste Erkenntnisse zu Tage getreten:
  • Wir bedienen (mehr oder weniger umfangreich) alle 20 DNK-Kriterien: Es gibt kein DNK-Kriterium, auf das nicht wenigstens fünf Produkte einwirken.
  • Auf die Hälfte der 20 DNK-Kriterien haben unsere Produkte jedoch nur eine minimale Einwirkung.
  • 28 der 497 untersuchten Produkte (6 %) wirken bisher auf kein einziges DNK-Kriterium.
  • Bei folgenden DNK-Kriterien erzielen unsere Produkte eine besonders hohe Einwirkung: 14 – Arbeitnehmerrechte, 15 – Chancengleichheit, 16 – Qualifizierung, 18 – Gemeinwesen und 20 – Gesetzeskonformes Verhalten.
Die Definition von Nachhaltigkeit bei Serviceprodukten wird aktuell geschärft. Wir haben uns im Zuge des Prozesses entschieden, mit einer eher engen bzw. strengeren Nachhaltigkeitsdefinition zu arbeiten, so dass der Ausgangswert sich z. B. bei gesetzeskonformem Verhalten ändert bzw. noch einmal neu eingeschätzt wird. In den nächsten Jahren wird es unsere Aufgabe sein, sowohl die Zahl der nachhaltig wirkenden Produkte als auch den Wirkungsgrad der einzelnen Produkte zu erhöhen sowie eine Kennzahlensystematik für die Nachhaltigkeit unseres Produktportfolios zu entwickeln.
Das Ziel für 2021 und 2022 ist es, die bestehenden Serviceprodukte um Angebote, die Unternehmen bei nachhaltigerem Wirtschaften unterstützen, zu erweitern. Ausgangspunkt waren die Bedarfe der IHK-Kunden, die uns durch die Interviews des Innovation Office bekannt sind. Es konnten zwölf für den Service besonders relevante Bedarfe identifiziert werden. Darauffolgend wurden alle 78 IHKs hinsichtlich ihrer Serviceangebote zu nachhaltigen Themen überprüft und die gewonnenen Ideen dann auf die Bedarfe bezogen. Die besten Produkte werden nun im Geschäftsfeld Service & Beratung umgesetzt, wodurch der nachhaltige Wirkungsgrad des Services erhöht wird.
Ein Beispiel ist die Beratung zu Finanzierung und Förderung. Die Finanzierungsberater der IHK Berlin haben sich Wissen zu Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten zum Thema Nachhaltigkeit für Unternehmen angeeignet und eine Übersicht für unsere Website erstellt, die die wichtigsten Förderprogramme zusammenfasst. Ein weiteres Beispiel sind die Erstinformationen für Existenzgründer. Module zum Thema Nachhaltigkeit werden in die Einstiegsberatung und die englischsprachige Start-up-Class integriert. Außerdem wird es ein bewährtes Veranstaltungsformat mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit („Pitch me!“) und Informationen in der IHK-Broschüre für Gründer geben. Darüber hinaus ist die IHK Berlin über das Projekt „Social Economy Berlin“ der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe mit relevanten Akteuren in der Stadt vernetzt, um Wissen aufzubauen und zukünftigen Social Entrepreneurs nützliche Kontakte
an die Hand zu geben.

Das Innovation Office

Das Innovation Office steuert und begleitet die innovative, kundenzentrierte Produktentwicklung in der IHK Berlin und ist dabei Wegbereiter für die Mitarbeiter:innen bei der Produktentwicklung. Das Innovation Office hat im Herbst 2019 seine Arbeit aufgenommen. Kernaufgaben sind der Aufbau der Innovationstruktur in der IHK Berlin, die Betreuung der bestehenden Innovationsteams sowie die Anpassung, Umsetzung und Operationalisierung des Produktentwicklungsprozesses (genannt Innovationsprozess) im Haus. Aus den strategischen Fokusthemen wurden für die Produktentwicklung im Innovation Office Schwerpunkte auf die Themen Nachhaltigkeit und Talente gelegt. Die Innovationsteams bearbeiten daher ausschließlich Kundenbedarfe, die sich diesen beiden Fokusthemen zuordnen lassen.
Fokusfelder-Strategiebilder
Neben der Erarbeitung von grundlegenden Definitionen hat das Team die Entwicklung neuer nachhaltiger Produkte in Angriff genommen. Als Leitplanke wurden die Unternehmer nach ihrer Awareness im Bereich Nachhaltigkeit unterteilt. Unsere Annahme war, dass die Unternehmerschaft in Berlin insbesondere in diesem Bereich sehr divers ist und auch ganz unterschiedliche Produkte von uns in Anspruch nehmen würde. Wir haben daher die „Awareness-Ladder“, ein Konzept aus dem E-Commerce, auf das Thema Nachhaltigkeit bezogen und fünf Stufen der Awareness definiert. Insgesamt drei Innovationsteams für unterschiedliche Awareness-Stufen gingen an den Start.
Awarness-Stufen

In der Produktentwicklung wollen wir auf möglichst konkreten und bekannten Bedarfen der Zielgruppe aufbauen. Zum Thema Nachhaltigkeit waren uns noch keine Bedarfe bekannt, daher wurden Unternehmer aller Awareness-Stufen in explorativen Interviews befragt und wir konnten daraus über 250 Einzelimpulse zu Nachhaltigkeit erfassen und zu Bedarfen kondensieren. Die Produktentwicklung für Unternehmer mittlerer Awareness ist am weitesten fortgeschritten. In dieser Zielgruppe sind uns die meisten Bedarfe bekannt und die Bedarfe „Verständlichkeit von Nachhaltigkeit“, „Sichtbarkeit nachhaltiger Unternehmer“ und „Was kann ich tun?“ sind mit dem prototypischen Angebot nachhaltig-wirtschaften.berlin adressiert worden (veröffentlicht im April 2021). Das Angebot soll in der Form von Juli 2021 in das ständige IHK-Angebot integriert werden und wird fortgesetzt. 
Die Produktentwicklung für Unternehmer hoher Awareness fokussiert sich aktuell darauf, die komplexe Informations- und Anforderungslage nachhaltiger Themen und Regelungen abzubilden, und befindet sich in der Prototypenphase. Auch hier gibt es weitere Bedarfe in der Unternehmerschaft, die wir in Zukunft aufgreifen können. Dazu zählen zum Beispiel Peer-Vernetzungsangebote oder das Finden nachhaltiger Partner und Kooperationen. Auch Unternehmern geringer Awareness möchten wir ein Angebot machen. Da wir nicht auf den Bedarfen dieser Unternehmer aufbauen können, mussten wir unseren Entwicklungsprozess anpassen. Allerdings stellt uns die Erreichbarkeit der Unternehmer:innen immer wieder vor Herausforderungen, so dass wir 2021 entschieden haben, aktuell keine kundenzentrierte Produktentwicklung für diese Zielgruppe voranzutreiben. Wir gehen davon aus, dass wir mehr über diese Zielgruppe lernen und diese besser verstehen werden, sobald wir insgesamt mehr Angebote rund um das Thema Nachhaltigkeit im Angebot haben und dadurch in Kontakt kommen.
Mit dem innovativen Produktentwicklungsprozess und den bereits erfassten Bedarfen zum Thema Nachhaltigkeit haben wir eine gute Grundlage, um die Ausrichtung des Produktportfolios (vor allem Serviceangebote, Beratung, Information) weiter voranzubringen und weiterzuentwickeln. Die Systematik, die hierfür gerade erarbeitet wird, kann auch für weitere Optimierungen des Portfolios immer wieder herangezogen werden.

Kennzahlen im Handlungsfeld Service & Hoheitliche Aufgaben 

Kennzahl (IHK intern)
Wert
Anzahl der Auszubildenden
20.500
Anzahl Azubis in Einstiegsqualifizierung und Ausbildung aus einem
Flüchtlingsland (erhoben auf Grundlage der Nationalität)
811
Anzahl neuer Ausbildungsverträge
7.450
Anzahl der aktiven Berufe
196
Anzahl Ausbildungsbetriebe
5.350
Anzahl Prüflinge (Zwischenprüfung und Abschlussprüfung)
16.100
Anzahl Prüflinge in der Weiterbildung
7.150
Aktive Prüfer:innen in der Aus- und Weiterbildung
2.200
Teilnahme an Sach- und Fachkundeprüfungen sowie Unterrichtungen
10.500
Anzahl Teilnehmer:innen berufliche Weiterbildung
2.225
Fachberatungsleistungen
Anzahl Beratungen zu Umwelt- und Energierecht
Anzahl Beratungen zur Unternehmensnachfolge
ca. 15.000
158
98
Anzahl explorativer Kundeninterviews zum Thema Nachhaltigkeit zur
Bedarfsermittlung bei Berliner Unternehmer:innen
29
Anzahl der gesammelten Einzelimpulse aus der Unternehmerschaft
zum Thema Nachhaltigkeit
250

Wichtige Ziele im Handlungsfeld Service & Hoheitliche Aufgaben 

  •  Produktportfolio (Service & Hoheitliches) der IHK Berlin nachhaltiger ausrichten
    • Entwicklung eines Nachhaltigkeitswertes für IHK-Produkte
    • neue nachhaltige Produkte einführen
    • etablierte Produkte mit Nachhaltigkeitsaspekten anreichern
  • Reichweite nachhaltiger IHK-Produkte ausbauen
    • Nachhaltigkeitsindex für Reichweite erhöhen