Wirksame Berufsschulen
Die Vollversammlung hat sich am 3. Juli 2024 mit den Handlungsempfehlungen des Ausschusses Bildungsstarke Stadt zum Thema „Wirksame Berufsschulen“ befasst.
Betriebe sind in der dualen Ausbildung auf einen leistungsstarken Partner Berufsschule in besonderem Maße angewiesen. Jeder dritte IHK-Ausbildungsbetrieb sieht in der Zusammenarbeit mit den Berufsschulen allerdings noch Verbesserungspotenzial. Dies hat der Ausschuss zum Anlass genommen, konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln und dabei auch die Expertise der Vollversammlung einzubeziehen.
Die folgenden Handlungsempfehlungen wurden dabei entlang dieser Handlungsfelder diskutiert:
- 2. Starke und zukunftsfähige Partnerschaft zwischen Betrieben und Berufsschulen
Betriebe sind in der dualen Ausbildung auf leistungsstarke Partner angewiesen. Gut aufgestellte Berufsschulen sollten sich an den aktuellen Bedarfen des Marktes orientieren können, in einem gelingenden Austausch mit den Betrieben stehen sowie durch ihre zukunftsfähige Ausstattung und Kompetenzvermittlung zur Qualität und Attraktivität der beruflichen Bildung beitragen. Damit Berliner Berufsschulen sich dahin entwickeln können, braucht es:
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- Eine stärkere Eigenständigkeit der beruflichen Schulen bei der Unterrichts-, Personal- und Organisationsentwicklung, um flexibler und passgenauer auf Anpassungsbedarfe reagieren zu können, samt Übertragbarkeit und Deckungsfähigkeit innerhalb der Etats.
- Kompetenzorientierte Konzeption und Durchführung des Berufsschulunterrichts
- Gemeinsame regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Lehrpläne, Einrichtung und Ausstattung von Berufsschulen durch die Betriebe und berufliche Schulen.
- Sicherstellung einer funktionierenden Lernortkooperation zwischen Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen, um sich bedarfsgerecht abzustimmen und praxisnahen Berufsschulunterricht zu gewährleisten.
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- 3. Erfolgreiche Lehrkräftesicherung
Die Lehrkräftesicherung an den beruflichen Schulen Berlins steht vor einer ernsthaften Krise: Der gravierende Mangel an Lehrkräften führt zu einer erheblichen Beeinträchtigung an vielen beruflichen Schulen. Zum Stichtag 1.11.2023 betrug die Unterdeckung mit Lehrkräften an beruflichen Schulen, die mindestens einen IHK-Beruf anbieten, 2.900 Unterrichtsstunden. Dieser Zustand wird sich angesichts des demografischen Wandels weiter verschärfen. Bereits heute sind 43 % der Lehrkräfte an beruflichen Schulen mindestens 55 Jahre alt. Die Berliner Bildungsverwaltung rechnet bis zum Jahr 2034 mit einem Einstellungsbedarf von 2.461 beruflichen Lehrkräften. Um die berufliche Bildung vor einem Kollaps zu bewahren, braucht es:
- Einführung des Dualen Lehramtsstudiums: Dieses neue Studienmodell soll gezielt Lehrkräfte für die beruflichen Schulen ausbilden.
- Zeitliche Flexibilisierung der Bewerbungsprozesse, um schneller auf den akuten Bedarf reagieren zu können.
- Förderung des Quer- und Seiteneinstiegs durch berufsbegleitende Qualifizierungsprogramme in Pädagogik und Didaktik
- Aktive Bewerbung des beruflichen Lehramts an Oberstufenzentren als auch in der Studienberatung
- Stärkung der Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern und Externen (z.B. Unternehmen, Verbänden und anderen beruflichen Schulen) sowie Möglichkeit zur Buchung externer Dozenten und externen Angeboten zur Verhinderung von Unterrichtsausfall.
Ziel ist es, diese Handlungsempfehlungen im Herbst mit den beruflichen Schulen und der Senatsbildungsverwaltung zu besprechen und langfristig deutliche Verbesserungen im Sinne der Ausbildungsbetriebe zu erwirken. Die Vollversammlung der IHK Berlin unterstützt dieses Vorgehen ausdrücklich.