August 2023: Fachkräftesicherung muss Haushaltsschwerpunkt sein
Fehlendes Personal ist nicht nur das Geschäftsrisiko Nummer eins der Berliner Wirtschaft, es wird auch immer mehr zum gesellschaftlichen Problem. Die Rahmenbedingungen zur Fachkräftesicherung sollten daher einen Fokus in der Haushaltsplanung von CDU und SPD für 2024 und 2025 erhalten. Die IHK nimmt eine Erstbewertung des Doppelhaushaltsentwurfs vor.
Die Zuschüsse zum Berliner Jobcoaching sind als ergänzende Mittel zu den Leistungen der Arbeitsagenturen sowie Jobcenter für die Finanzierung von Coaching- und Qualifizierungsmaßnahmen vorgesehen. Hier sind die Qualität und dementsprechend der Wirkungseffekt jedoch sehr unterschiedlich. Die IHK akzeptiert hier eine notwendige Reduzierung des Budgets, allerdings sollten Maßnahmen, ihre Träger und Förderinstrumente evaluiert werden, um die knapperen Mittel effizienter einzusetzen. Das Land sollte dazu bei den gebundenen teils über 34 Mio. Euro für „besondere Projekte“ wie das Solidarische Grundeinkommen unbedingt den Übergang in Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt sicherstellen.
Dass in Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung in Höhe von 7,5 Mio. Euro investiert wird, ist positiv. Allerdings sollte der Mittelaufbau nicht den Fokus auf die Modell- und Pilotprojekte legen, sondern auf die Weiterbildungsberatungsstellen bzw. Informationsplattformen. Im Rahmen der Berufsausbildung begrüßt die IHK, dass die Koalition mehr Budget zur Gewinnung von offenen Nachwuchsstellen sowie zur Teilnahme an Ausbildungs- und Jobmessen einstellt. Es ist zwingend erforderlich, dass auch das Land einen Beitrag zur Erreichung der geforderten zusätzlichen 2.000 betrieblichen Ausbildungsplätze bis 2025 leistet. Zur Umsetzung und Steuerung des Sprachkursangebotes für Auszubildende an OSZ sind jedoch keine Mittel ausgwiesen, diese sollten noch ergänzt werden.
Bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung empfiehlt die IHK, kein Budget zu kürzen, da nach wie vor nur rund ein Prozent der Schwerbehinderten den Übergang aus einer Werkstatt in den ersten Arbeitsmarkt schaffen und hier noch Potenziale liegen. Zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf braucht es eine Strategie zur Gewinnung von pädagogischen Fachkräften - es sind schon heute 1.000 Stellen unbesetzt.
Die Erwerbszuwanderung wird erfreulicherweise vom Land als Hebel zur Fachkräftesicherung erkannt. Die geplante Stärkung des Landesamtes für Einwanderung (LEA) mit 120 neuen Stellen geht daher in die richtige Richtung. Die vom neuen Senat vereinbarte Fachkräftestrategie lässt sich allerdings nicht im Haushaltsentwurf wiederfinden. Die IHK rät deshalb dazu, notwendige Ressourcen und Personalkapazitäten einzuplanen. Weiter vermisst die IHK die geplante Verbleibstudie für Studierende in den Plänen. Diese sollte wichtige Erkenntnisse bringen, wer nach erfolgreicher Beendigung des Studiums in Berlin auch Arbeit aufnimmt.
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Zahlen im Überblick
August 23
Juli 23
Zahl der Arbeitslosen in Berlin
195.702
189.339
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat
6.363
6.261
Arbeitslosenquote in Prozent
9,4
9,1
Jugendliche Arbeitslose (15 bis unter 25 Jahre)
16.097
14.890
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat
457
-228
Arbeitslosenquote in Prozent
8,1
8,6
Ältere Arbeitslose (55 bis unter 65 Jahre)
35.208
34.487
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat
1.283
737
Arbeitslosenquote in Prozent
8,7
8,5
Langzeitarbeitslose (1 Jahr und länger arbeitslos)
58.058
57.276
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat
-5.847
-7.035
Anteil an gesamter Arbeitslosigkeit in Prozent
29,7
30,3
Arbeitslose Ausländer
83.924
80.563
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat
5.565
4.603
Arbeitslosenquote in Prozent
18,1
17,4
Gemeldete Arbeitsstellen, Zugang
5.853
5.313
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
23,6
9,1
Gemeldete Arbeitsstellen, Zugang seit Jahresbeginn
42.107
36.254
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
4,9
2,3
Der Beschäftigungstrend zeigt weiter nach oben: Im Juni 2023 waren 1.679.300 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 25.400 Personen mehr als im Juni 2022. Mit dieser Steigerung von 1,5 Prozent liegt die Region 0,8 Prozentpunkte über dem bundesdeutschen Durchschnitt.