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Neuer Ort der Tech-Community

In Tegel entsteht mit der Urban Tech Republic ein Zentrum für Innovation, die ersten Unternehmen haben sich auf dem Gelände bereits angesiedelt.
Berlin platzt aus allen Nähten. Für den Wohnungsneubau, um die Mietsteigerungen aufgrund des anhaltenden Zuzugs und des mangelnden Angebots abzufedern, aber auch fürs Gewerbe werden dringend Flächen benötigt. Das wurde in der Diskussion mit dem Regierenden Bürgermeister in der IHK Berlin Ende Februar noch einmal deutlich. Kai Wegner wirbt daher seit einiger Zeit für eine Randbebauung des Tempelhofer Feldes, aber Platz für Unternehmen entsteht woanders. Eines der wichtigsten Projekte ist dabei die Nachnutzung des anderen West-Berliner Flughafens, dem in Tegel, für die sich auch die IHK Berlin vehement einsetzt.

TXL wird nicht nur ein Landschaftspark

Für einige Beobachter mag es daher überraschend gewesen sein, dass zuletzt von einem Landschaftspark die Rede war, als Medien über das TXL-Gelände berichteten. In der Tat, die landeseigene „Grün Berlin GmbH“ entwickelt bis 2029 auf 186 Hektar die sogenannte Tegeler Stadtheide, mit der ehemaligen Landebahn im Zentrum. Zum Glück ist der Park nicht die einzige Nachnutzung des Flughafenareals, deswegen kurz zur Erinnerung: Auf den insgesamt 500 Hektar entstehen ein Forschungs- und Industriepark (Berlin TXL – The Urban Tech Republic) und ein neues Wohnviertel, das Schumacher Quartier. Das legendäre Hauptterminal wird als neuer Standort für die Berliner Hochschule für Technik entwickelt, insgesamt sollen rund 5.000 Studierende den Campus besiedeln. Voraussichtlich 2028 wird der Hochschulbetrieb starten können.
Die Jahreszahlen sollen nicht den Eindruck entstehen lassen, dass auf dem Areal außer Planen und Bauen bis Ende dieses Jahrzehnts nichts passiert. Schon jetzt haben sich auf Teilflächen erste Unternehmen niedergelassen – 27 sind es aktuell. Im Gebäudekomplex der Luftfrachthallen ist auf rund 10.000 Quadratmetern das „.GUT Am Flughafen 1“ entstanden, ein „Kollaborationszentrum zur Entwicklung der Stadt der Zukunft mit Laboren, Produktion, Testständen, Eventflächen und Büros“.
Was das konkret bedeutet, erklärt Mitgründer und Geschäftsführer Marc Bernath so: „Wir haben hier eine Gemeinschaft mit aktuell 17 Start-ups aufgebaut, die in den Bereichen erneuerbare Energien, zirkuläre Wirtschaft, nachhaltiges Bauen und E-Mobilität arbeitet. In kurzer Zeit ist die Anzahl auf 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort gewachsen, und es geht rasant voran.“ Wie Bernath ausführt, kommen immer weitere Start-ups hinzu. Und: „Wir planen jetzt bereits einen zirkulären Produktionspark auf zehn Hektar Fläche auch hier in der Urban Tech Republic.“

Neue Tramverbindung für das Quartier

Bis auf dem früheren Flughafengelände bis zu 1.000 Unternehmen an urbanen Zukunftstechnologien arbeiten können, müssen noch einige Hürden genommen werden. Eine nicht ganz unwesentliche ist die Verkehrsanbindung – war der alte Flughafen noch ausschließlich per Straße erreichbar, entsteht für die Urban Tech Republic und die neuen Wohnquartiere eine gänzlich neue Tramverbindung. Baubeginn ist für 2028 geplant, Inbetriebnahme der Strecke vom S-Bahnhof Jungfernheide über TXL mit Ziel Kurt-Schumacher-Platz soll bis 2030 erfolgen.
„Natürlich wäre es uns lieb, wenn vieles schneller ginge, aber wir sind auf einem guten Weg, und das Konzept der Urban Tech Republic scheint voll aufzugehen“, sagt Frank Wolters, Co-Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, der landeseigenen Entwicklungsgesellschaft. „Die Unternehmen bei .GUT, aber auch die Start-ups, die die Werkstätten und die Experimentierfelder auf dem früheren Rollfeld nutzen, zeigen uns, dass hier gerade der neue Ort der Tech-Community in Berlin entsteht. Noch nicht komfortabel und chic, aber mit riesigen Möglichkeiten in jeglicher Hinsicht.“
von Dr. Mateusz Hartwich