Service

Mit Open Data durch Berlins Gewerbeareale

Das Kartentool Branchenpuls Berlin gibt Auskunft über die Standorte der Unternehmen. So entsteht ein digitales Abbild der Berliner Wirtschaft.
Berlin ist Hauptstadt, Start-up-Metropole, Exzellenzcluster, Stadt der Kreativen und vor allem eines: immer im Wandel. Entsprechend vielfältig und dynamisch ist auch die Berliner Wirtschaft. Doch in welchen Kiezen konzentrieren sich bestimmte Branchen? Wo dominieren ältere Unternehmen, wo siedeln sich neue an? Antworten darauf bietet das neue Kartentool Branchenpuls Berlin.
Schwerpunkte sichtbar machen
Wer den Branchenpuls öffnet, steht zunächst vor einer Stadtkarte Berlins, gefüllt mit unzähligen roten Punkten. All diese Punkte – mehr als 350.000 an der Zahl – markieren die Standorte von Berliner Unternehmen. Mithilfe des Branchenpuls kann nun genauer hingeschaut, gezoomt und gefiltert werden: Wo konzentrieren sich Maschinenbauunternehmen in der Stadt? Wie hat sich die Gastronomiebranche in Friedrichshain-Kreuzberg in den letzten Monaten entwickelt? Wo finden sich die größten Unternehmen außerhalb des Rings?
„Mit dem Branchenpuls lassen sich in großer Breite und Tiefe Wirtschaftsdaten für Berlin explorieren und so Strukturen, Besonderheiten und Schwerpunkte der Berliner Wirtschaft in unterschiedlichen Bezirken sichtbar machen“, erläutert Lisa Stubert, Projektleiterin bei der Open Data Informationsstelle (ODIS) der Technologiestiftung Berlin, die das Kartentool gemeinsam mit der IHK und dem CityLAB Berlin entwickelt hat. Eine erste Test-Version des Branchenpuls wurde bereits auf der Zukunftsmesse des IHK-Sommerfestes Anfang Juli präsentiert und dem Regierenden Bürgermeister der Stadt, Kai Wegner, vorgeführt.
Wichtiger Standortfaktor
Die Basis für das Tool bildet der IHK-Gewerbedatensatz, der seit einiger Zeit monatlich aktualisiert als Open Data veröffentlicht wird und somit frei zum Download verfügbar ist. Der Datensatz beinhaltet Standort- und Strukturinformationen von den mehr als 350.000 Mitgliedsunternehmen der IHK Berlin. In dem Datensatz enthalten sind neben den Geokoordinaten auch Angaben zur Branche, zur Beschäftigtenzahl und zum Alter des Unternehmens, wie sie der IHK bei der Anmeldung der Unternehmen beziehungsweise bei möglichen Aktualisierungen gemeldet wurden. Mit Blick auf den Datenschutz sind Klarnamen der Unternehmen oder Adress- und Kontaktinformationen selbstverständlich nicht Teil des Datensatzes.
IHK-Präsident Sebastian Stietzel lobte den gelungenen Branchenpuls, der gleich zwei Ziele verfolge: „Neben der Visualisierung der Berliner Gewerbelandschaft wollen wir insbesondere auch die Potenziale von Open Data unterstreichen“, so Stietzel. Quantität und Qualität der Datenbereitstellung aller Stadtakteure müsse deutlich gesteigert werden. Dabei sei insbesondere die Verwaltung gefordert – auch mit Blick auf den geplanten Digitalen Zwilling. „Wir müssen alle relevanten Stadtentwicklungsdaten zusammentragen, um ein möglichst akkurates digitales Abbild der Stadt zu schaffen“, erklärt Stietzel.
Ob für neue Smart-City-Lösungen, das Training von KI-Anwendungen oder optimierte Verwaltungsprozesse – eine umfassende und hochwertige Datengrundlage ist ein Motor für Innovationen und letztlich ein wichtiger Standortfaktor. Open Data leistet hierzu einen wesentlichen Beitrag, weshalb Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft die offene Bereitstellung eigener Datensätze vorantreiben sollten. „In einer Stadt wie Berlin gibt es viele Menschen und Unternehmen mit guten Ideen und Visionen, die aber nicht selten an der fehlenden Daten-Infrastruktur scheitern“, so Lisa Stubert. „Nur wenn wir die Daten allen frei zur Verfügung stellen, können wir dieses Potenzial ausschöpfen.“ 
Große Innovationskraft durch Daten
Als ein Projekt der Technologiestiftung Berlin unterstützt die ODIS die Berliner Behörden und weitere Akteure bei der Identifizierung, Aufwertung und Veröffentlichung von Daten. Dabei können selbst kleinere Datensätze oder Informationen zu Nischenthemen in der richtigen Kombination große Innovationskraft haben. „Oft kann man gar nicht von vorneherein abschätzen, welche spannenden Anwendungsmöglichkeiten, Erkenntnisse oder sogar neuen Geschäftsmodelle sich aus bestimmten Datensätzen ziehen lassen“, erklärt Lisa Stubert.
Aus diesem Grund soll auch der Branchenpuls mit der Zeit weiterentwickelt werden. ODIS und IHK Berlin freuen sich auf das Feedback und weitere Anregungen aus der Unternehmerschaft, um auf dieser Grundlage weitere Nutzungsmöglichkeiten und Anwendungsbeispiele des Tools identifizieren zu können.
von Henrik Holst