Fachkräfte

Es muss passen

Von Employer Branding bis Corporate Influencing: Unternehmen stehen vor der Herausforderung, innovative Wege einzuschlagen. Zum Einsatz kommt dabei auch KI.
Bundesweit identifizieren Unternehmen den Fachkräftemangel als ihr größtes wirtschaftliches Hemmnis. Neue Arbeitskräfte anzuwerben, ist von zentraler Bedeutung geworden. Bewerbende treten mit neuen Vorstellungen von Arbeit und großem Selbstvertrauen auf. Unternehmen sind dazu aufgefordert, an ihrer Attraktivität zu arbeiten und ihre Besonderheiten nach außen darzustellen. Insgesamt zeigt sich, dass im Wettstreit um neue Mitarbeitende diejenigen die Nase vorn haben, die sich auf innovative Weise um neue Arbeitskräfte bemühen.
Die Human-Resources-Abteilungen stehen vor der Herausforderung, sich den aktuellen Bedingungen anzupassen. Eine der Lösungen ist HR-Analytics. In datenintensiven Prozessen können KIs geeignete Bewerberinnen und Bewerber herausfiltern, neue Foren für Recruiting ermitteln und wichtige Insights in das Unternehmen bieten.
Die Voraussetzung dafür, auf sich aufmerksam zu machen, ist Employer Branding. Es beschreibt den Aufbau einer eigenen Arbeitgebermarke. In der Konkurrenz um Fachkräfte sollen die eigene Brand und die Attraktivität der Arbeitgebenden gestärkt werden. Das sogenannnte Corporate Influencing widmet sich der Sichtbarkeit und Vermarktung in sozialen Netzwerken. Insbesondere Nachwuchstalente sollen in den zeitgemäßen Kanälen für die Unternehmen begeistert werden.
Unternehmen bei diesem Prozess zu unterstützen, machen zahlreiche Unternehmen und Start-ups zu ihrem Geschäftsmodell. Sie bieten ein umfangreiches Angebot, um das Recruiting in Betrieben voranzutreiben. Die HeyJobs GmbH beispielsweise vereint die genannten Trends mit einem unkomplizierten Bewerbungsprozess. Ein Algorithmus ermittelt geeignete Foren für die individuellen Arbeitsangebote und ermöglicht Arbeitgebenden einen zielgerichteten Re-cruiting-Prozess mit Aussicht auf neue Talente. Unentschlossene Bewerbende werden in einem Retargeting auf Social Media angesprochen.
Auch die Empion GmbH schlägt neue Wege ein. Annika von Mutius, Co-Geschäftsführerin, sieht in dem Aufbau einer Unternehmenskultur einen zentralen Faktor für erfolgreiches Anwerben von Talenten. Hier sei jedoch Aufholbedarf: „Ein großer Teil des Recruiting-Marktes hat das Thema verschlafen. Das ist völlig inakzeptabel für die Arbeitssuche der Zukunft – und wenn wir ehrlich sind, auch schon für die Arbeits-suche der Gegenwart.“
Die Kultur eines Unternehmens leitet sich aus dem Komplex seiner Werte- und Normvorstellungen ab und davon, wie diese im Arbeitsalltag umgesetzt werden. Empion hat eine umfassende Kulturanalyse entwickelt. Wer sich mit den Werten des Arbeitgebenden verbindet, fühlt sich zugehörig. Der Begriff „Cultural Fit“ beschreibt diese Übereinstimmung. „Für Talente und Unternehmende ist der Cultural Fit die entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche und langfristige Zusammenarbeit“, so Annika von Mutius. „Nur wenn die individuellen Präferenzen der Talente zu der gelebten Kultur im Unternehmen passen, sind Talente nachhaltig motiviert und begeistert.“ Das führe zu einer produktiven Team-Dynamik. Empions Erfolgsrezept: eine passgenaue Analyse und ein innovativer Matchingprozess unter Einsatz von KI.
Die Aivy GmbH sieht eben-falls in diesem Matching große Potenziale. Das Berliner Start-up unterstützt Unternehmen in der dynamischen Stärkung der Employer Brand. „Bei der Unternehmenskultur geht es vor allem um gelebte Werte und nicht nur um Statements auf Postern“, betont Co-Geschäftsführerin Alexandra Kammer. „Wenn diese im Einklang mit dem eigenen Wertekompass stehen, kann ich mich am Arbeitsplatz entfalten.“ Eine harmonische Unternehmenskultur sei in der schnelllebigen Arbeitswelt eine Quelle für Stabilität und Innovation.
Darüber hinaus kann Aivy das Recruiting durch eine wissenschaftliche Cultural-Fit-Messung unterstützen. Der Einsatz von Algorithmen ermöglicht die Verarbeitung einer unüberschaubaren Datenmenge und schafft Raum, auf die Bedürfnisse von Unternehmen und Mitarbeitenden einzugehen. Co-Geschäftsführer Florian Dyballa hebt die Komplementarität von Mensch und KI hervor: „Der Mensch ist gut im Verstehen von Kausalitäten. Algorithmen sind hingegen gut im Verstehen von Korrelationen. Zusammen sind sie richtig gut.“
Von Charlotte Stibbe