BW 10/2021 - Finanzwirtschaft

Geld für Gutes und Gutes für Geld

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Kriterium auf dem Finanzmarkt. Deshalb setzen Geldhäuser und Fintechs auch betriebsintern auf klare Umwelt- und Sozialstandards
Für Unternehmer Dr. Tamaz Georgadze ist die Maßgabe klar: Es gilt möglichst wenig umweltschädliches CO2 freizusetzen. Entsprechend schaltet sich die energiesparende Klimaanlage in den neuen Kreuzberger Büroräumen der Raisin DS GmbH automatisch ab, sobald jemand ein Fenster öffnet. Müll wird, so gut es geht, vermieden: „Wir verwenden beispielsweise Wasserspender statt Glasflaschen, stellen Bio-Obst und -Getränke bereit und setzen eine eigene Recycling-Policy um“, sagt der promovierte Volkswirt und Jurist. Sein Fintech lässt alljährlich die betriebsbedingten CO2-Emissionen ermitteln und verfolgt das Ziel der Klimaneutralität. „Emissionen, die wir derzeit noch nicht einsparen können“, sagt der langjährige McKinsey- Partner, „kompensieren wir durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten.“
Bei Raisin DS können Anleger über die Plattform Weltsparen.de ihr Geld bei ausgesuchten Banken verzinslich anlegen sowie mithilfe börsennotierter Indexfonds ein persönliches Portfolio zusammenstellen, das etwa nachhaltigen Kriterien entspricht. Georgadze: „Für diese digitalen Services nutzen wir Server, die zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.“

Standards in der Personalpolitik

Nachhaltigkeit hat mittlerweile fast überall einen hohen Stellenwert. Auch andere Berliner Fintechs sowie Geldhäuser engagieren sich in diesem Bereich. So hat sich die Berliner Sparkasse im Rahmen einer Initiative der S-Finanzgruppe zu nachhaltigem Wirtschaften verpflichtet und unterstützt ihre Kunden mithilfe ausgesuchter Finanzdienste auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Auch mit Blick auf die Beschäftigten sind Sozialstandards wie familienfreundliche Regeln und das Fördern von Frauen zu erfüllen. Auch gesellschaftliches Engagement gehört dazu, etwa wenn sich Mitarbeiter an Umwelt- und Sozialprojekten beteiligen.
Wer als Arbeitgeber nach entsprechenden Vorhaben sucht, kann am 10. November in der IHK Berlin am 15. Gute-Tat Marktplatz teilnehmen. Dort treffen Unternehmen auf Vertreter sozialer Organisationen, um Einsätze zu planen, von denen beide Seiten profitieren (s. rechts).
Was sich fürs gesellschaftliche Engagement anbietet, zeigt ein Beispiel der Berliner Sparkasse: Junge Hochschulabsolventen, die als Trainees beim Institut arbeiten, haben gemeinsam mit Kollegen der Stiftung Berliner Sparkasse dabei geholfen, Bäume zu pflanzen. Mit dieser Aufforstungsaktion unterstützten die Helfer den gemeinnützigen Verein „aufBuchen“ dabei, Schadstoffe nachhaltig in der Hauptstadtregion zu binden – ganz unabhängig von den Spenden der Stiftung für die Organisation.

Nachhaltige Investments im Berater-Fokus

Nachhaltigkeit ist auch ein großes Thema im Kundengeschäft. „Alle Beraterinnen und Berater werden laufend zu neuen Produkten geschult“, sagt Dirk Weichert, Vertriebsleiter Wertpapiere bei der Berliner Sparkasse, und verweist auf besondere Anforderungen an nachhaltige Investments. Wie bedeutsam das Thema auch für die Berliner Sparkasse als Arbeitgeber ist, zeigt die Wahl eines neuen zentralen Standorts: „Square 1“ in Adlershof. „Für den dortigen Neubau wird ein Zertifikat der Kategorie Gold der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen angestrebt“, sagt Axel Balzer, Leiter des Einkaufs- und Flächenmanagements des Geldinstituts. Er ergänzt: Das Campus-Gelände sei sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Und wer ein Elektroauto oder E-Bike nutze, könne es gleich vor Ort aufladen.
Was Klimafreundlichkeit für ein international aufgestelltes Berliner Fintech bedeutet, verdeutlicht Georgadze als Chef von Raisin DS mit einem Satz: „Wir verzichten, wo es nur geht, auf Geschäftsreisen.“ Das wird ihm zufolge auch nach der Pandemie so bleiben. Die auf zehn verschiedene Standorte in Europa und den USA verteilten Beschäftigten konferierten in der Mehrzahl online. „Teamübergreifende Termine wie unser alle zwei Wochen stattfindendes Townhall-Meeting werden digital übertragen und aufgezeichnet“, sagt der Geschäftsführer.
von Rudolf Kahlen

Hilfreiche Taten

Saskia Lössl, Nachhaltigkeitsmanagerin der IHK Berlin, über die Möglichkeiten beim Gute-Tat Marktplatz im November

Projekte

Ob es um ehrenamtliche Arbeiten engagierter Beschäftigter geht, die etwa für einen Tag Gartenarbeiten in einer Berliner Einrichtung übernehmen oder einer gemeinnützigen Organisation helfen, den Internet-Auftritt zu verbessern: Es gibt viele Vorhaben, die beiden Seiten eine Menge bringen können. Das gilt auch für Sachspenden.

Speed Dating

Interessierte IHK-Mitglieder können sich auf dem 15. Gute-Tat Marktplatz mit teilnehmenden Organisationen über mögliche Projekte gezielt austauschen. Man geht aufeinander zu, bespricht Möglichkeiten einer Zusammenarbeit. Das einzige Tabu: Reden über reine Geldspenden.

Anmeldung

Die Veranstaltung findet am 10. November, 17 bis 20 Uhr, im Ludwig Erhard Haus statt. Firmenverantwortliche können sich online registrieren lassen: ihk-berlin.de/gute-tat-marktplatz