Braucht Berlin eine Ausbildungsplatzabgabe?

<font color="#56BD66"> <b>Christian Hoßbach</b> </font>

Vorsitzender DGB Bezirk Berlin-Brandenburg

Pro:

Diskutiert wird schon lange, ich bin sicher: Jetzt wird die Umlage kommen. Die Ausbildungsbeteiligung der Betriebe ist unter Corona nochmals abgesunken. Das hat Gründe, berechtigte und unberechtigte. Aber Scharmützel darüber sollten übersprungen werden, die Lage ist ernst. Denn alle loben das großartige deutsche System der dualen Berufsausbildung, aber es erodiert. Dabei ist es ein wirklicher Eckpfeiler von Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen – weil es in der Breite zu vernünftigen Einkommen verhilft, weil es Fachkräfte für starke Produktivität ausbildet. Der kritische Punkt, er ist erreicht. Es wird jetzt mehr passieren müssen als noch ein Förderprogramm und ein paar Pressekonferenzen. Und keine Angst, schauen Sie zur Bauwirtschaft, da läuft das Umlagesystem seit vielen Jahren klaglos und erfolgreich. 

<font color="#56BD66"> <b>Larissa Zeichhardt</b> </font>

Geschäftsführung der LAT-Gruppe

© LAT-GRUPPE

Contra:

Als Elektromontagefirma ist Ausbildung für uns der effektivste Weg der Mitarbeitergewinnung. Wir würden gerne so viel Nachwuchs ausbilden, wie wir an Fachkräften benötigen. Nach Bedarf ausgebildet zu werden, hat auch für Azubis den Vorteil einer hohen Ausbildungsqualität und realistischen Übernahmeperspektive. Eine Abgabe würde Ausbildungsplätze vom Bedarf des Marktes entkoppeln und diese Vorteile gefährden. Außerdem sorgt sie nicht dafür, dass wir Plätze auch tatsächlich besetzen können. Hier sollten wir ansetzen: Plätze durch gezielte branchenspezifische Bewerbungsaktivitäten sichtbar machen und Betriebe darin zu unterstützen auszubilden. Junge Menschen müssen noch besser über die Bandbreite an Berufen und vorhandenen Plätzen informiert werden, damit Ausbildung attraktiv und zukunftsfähig bleibt.