Recht und Steuern

Anhaltspunkte für Fälschungen

Aufgepasst beim Kauf von Messern, Bestecken und anderen Schneidwaren!
Unter dem berühmten Namen „Solingen“ werden oft billige Fälschungen angeboten
Wer sich beim Kauf von Schneidwaren für ein Solinger Produkt entscheidet, trifft mit Sicherheit eine gute Wahl. Bestecke, Messer und Scheren aus der „Klingenstadt“ sind von ausgezeichneter Güte, da die Solinger Hersteller gesetzlich verpflichtet sind, einen bestimmten Qualitätsstandard einzuhalten. Das Recht schreibt vor, dass der Name Solingen nur für Produkte verwendet werden darf, die innerhalb des Solinger Industriegebiets produziert worden sind.

Trotz des gesetzlichen Schutzes bieten Markenpiraten in zunehmenden Maße minderwertige Billigprodukte unter dem Namen Solingen an, die mit Solingen nichts zu tun haben, sondern im Ausland hergestellt wurden. Dadurch werden die Verbraucher getäuscht, die Hersteller und Händler echter Solingenprodukte geschädigt und Arbeitsplätze vernichtet.
Einer Schneidware, die den Namen „Solingen“ trägt, sieht der Laie in der Regel nicht an, ob es in dieser Stadt produziert wurde. Es gibt aber eine Reihe von typischen Anzeichen, bei deren Vorliegen der Verdacht einer Fälschung nahe liegt. In diesen Fällen sollten weitere Nachforschungen angestellt werden.
Neben Messern, Bestecken und Scheren fallen auch andere Tafelhilfsgeräte (z. B. Tortenheber und Gebäckzangen), Rasierklingen, Hand- und Fußpflegegeräte, Nagelfeilen und Pinzetten unter den Schutz des Gesetzes.
Es soll hier nicht der Eindruck erweckt werden, dass Schneidwaren, die nicht in Solingen hergestellt wurden, generell von minderer Qualität sind. Oft sind sogar ausländische Produkte durchaus mit den Solinger Waren vergleichbar. Aber auch wenn sie von guter Beschaffenheit sind, dürfen sie nicht mit dem berühmten Namen Solingen versehen werden. Ein Verbraucher, der sich – aus welchen Gründen auch immer – für ein Solinger Erzeugnis entschieden hat, muss auch sicher sein dürfen, ein solches zu erwerben.
Wo tauchen Fälschungen auf?
  • Gefälschte Schneidwaren tauchen oft in Billigmärkten, auf Jahr- und Flohmärkten und auf Verkaufsveranstaltungen auf.
  • Eine gerne praktizierte Masche besteht darin, den ahnungslosen Verbraucher auf der Straße, auf Autobahnraststätten oder an der Haustür anzusprechen.
  •  Auch bei sogenannten Internetversteigerungen werden oft billige Importprodukte unter der Bezeichnung Solingen angeboten. Hier wird auch oft mit Bezeichnungen wie "designed in Solingen",  "Schneidwaren in Solinger Qualität" oder Ähnlichem der falsche Eindruck hervorgerufen, die Ware sei in Solingen hergestellt worden . Geworben wird auch mit der Aussage "Solinger Stahl". Tatsächlich gibt es in Solingen überhaupt keine Stahlproduktion mehr.  
Wie sind Ware und Verpackung gekennzeichnet?
Schauen Sie sich Ware, Verpackung, Werbung und Unterlagen genau an. Solinger Markenhersteller kennzeichnen in der Regel die Produkte mit ihrer Marke. Auf der Verpackung befinden sich außerdem Angaben über Firmenname und Anschrift, damit ein Rückgriff auf das Unternehmen möglich ist.
Fälschungen kommen oft unter Phantasienamen und nicht registrierten Marken auf den Markt. Im Zweifel ist es ratsam, sich über Marke und Hersteller zu informieren.
Achtung, wenn
  • kein Hersteller oder keine Firmenanschrift erkennbar ist;
  • der Begriff „Solingen“ übertrieben häufig genannt wird: nicht nur auf dem  Schneidprodukt und der Verpackung, sondern auch auf Schildchen, Beipackzetteln, Einlegeböden etc.
  • Produktsets angebliche Qualitäts- und Ursprungszertifikate beigelegt sind;
  • auf den Unterlagen fehlerhaftes Deutsch bzw. Englisch gebraucht wird und Rechtschreibfehler in Werbezetteln oder „Zertifikaten“ auftauchen.
Welchen Eindruck macht die Ware?
Echte Solinger Schneidwaren sind wegen der hohen Anforderungen der deutschen Vorschriften von besonderer Qualität. Deshalb untersuchen Sie die Ware auf offensichtliche Fehler.
Achtung, wenn
  • Produkt und Verpackung insgesamt einen billigen Eindruck machen;
  • Schneidprodukte nicht richtig scharf sind;
  • Waren verbogen sind oder sich leicht verbiegen lassen;
Besondere Merkmale bei Bestecken
Achtung, wenn
  • Messerklingen eines Sets unterschiedlichen Sägeschliff haben;
  • Besteckteile scharfe Kanten, Löcher oder Poren auf der Oberfläche aufweisen;
  • zwischen den Zinken einer Gabel kein sauberer Schliff ist;
  • gleiche Besteckteile eines Sets nicht bündig zueinander passen oder nicht von gleicher Form sind;
  • Bestecke, die mit 18/10 gezeichnet sind, magnetisch sind;
  • Bestecke ungestempelt sind oder sehr unterschiedliche Zeichen innerhalb einer Serie aufweisen;
  • nur das Wort "stainless" ohne besonderen Bezug gestempelt ist.
Besondere Merkmale bei Küchenmessern
Achtung, wenn:
  • sich auf der Schneide von Messern farbig lackierten Aufschriften befinden; deutsche Hersteller bringen aus hygienischen Gründen auf der Klinge keine Lackaufschriften auf;
  • gespritzte Griffe offen stehen, d. h. es besteht ein Abstand zwischen Klinge und Griff;
  • bei genieteten Griffen die Griffhälften nicht sauber beigeschliffen sind oder Nieten vorstehen;
  • Klingenbereiche nicht oberflächenbehandelt sind;
  • man beim Überfahren des geschliffenen Teils der Klinge mit dem Fingernagel eine Rauigkeit – ähnlich wie bei einer Feile – spüren kann, der Fingernagel bleibt regelrecht hängen;
  • die Klinge auffallend dick und nicht geschmiedet ist; sie wird wenige Minimeter oberhalb der Schneide mit relativ großen Winkel geschliffen.
Besondere Merkmale bei Scheren
Achtung, wenn:
  • die Klingen durch eine Nieten (evtl. mit nachgemachtem Schraubenkopf) statt durch eine Schraube verbunden sind;
  • die Oberfläche zerkratzt oder unsauber ist;
  • besonders bei satinierten oder mattierten die Oberflächen fleckig anmuten;
  • Kunststoffgriffe blank, d. h. wie poliert, aussehen;
  • die Klingen an der Spitze aufklaffen;
  • Griffe oder Klingen vielfarbig sind.
Achten Sie auch auf folgende Punkte:
  • Vorsicht bei angeblich großzügigen Rabatten bei hohen Einkaufspreisen.
  • Achten Sie auf die Schreibweise: Immer wieder wird der Name „Solingen“ in leicht abgewandelter Form verwendet, was zunächst kaum auffällt. So wird beispielsweise der Begriff „Silingen“ benutzt.
  • Auch Hinweise wie „Solingen designed“ oder „Design Solingen“ deuten darauf hin, dass die Produkte gerade nicht aus Solingen stammen.
  • Achtung, wenn der Verkäufer auf angebliche Solinger Herkunft hinweist, die Ware selbst aber gar nicht so gekennzeichnet ist.
  • Kochtöpfe werden ebenfalls häufig unter dem Namen Solingen vertrieben. Da es aber seit etwa 20 Jahren keinen Hersteller von Töpfen mehr in Solingen gibt, ist diese Aussage in jedem Fall falsch.
Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie den Verkäufer nach Herkunft und weiteren Details. Ein seriöser Händler gibt Gelegenheit, sich über den Hersteller und die Marke zu informieren, hält meist auch Prospektmaterial bereit.