22.04.2024

Angespannte Lage und negative Erwartungen

IHK-Verkehrsausschuss: Transportgewerbe beklagt hohen Kostendruck

Hof. Das Transportgewerbe steht vor enormen Herausforderungen. Steigenden Kosten steht eine sinkende Nachfrage gegenüber. "Es geht mittlerweile wirklich ans Eingemachte", macht der Vorsitzende Michael Möschel bei der Sitzung des Mobilitäts- und Verkehrsausschusses der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken Bayreuth in Hof deutlich.

"Die Mengenentwicklung der Transporte fällt seit Corona konstant. Gleichzeitig sind sämtliche Kosten von der Energie bis zur Maut immens angestiegen", so Andreas Ritter von der Contargo Combitrac, in deren Räumen die Ausschusssitzung stattfand. "Für die Branche ist das eine toxische Mischung". Es sei eine enorme Herausforderung, noch ein halbwegs gutes Ergebnis zu schreiben. Geschäfte zu generieren, sei schwierig geworden.

Pessimistischer Ausblick  

"Die Kostenbelastung bleibt die größte Herausforderung"“, fasste IHK-Verkehrsreferent Stephan Jarmer die Ergebnisse einer aktuellen IHK-Umfrage unter den Logistik-Dienstleistern zusammen. Nahezu alle Unternehmen bezeichneten ihre Lage als angespannt, die meisten sogar als sehr angespannt. Jarmer: "Optimistische Antworten zur Entwicklung im kommenden Halbjahr waren in der Umfrage absolute Mangelware."

Als größte Herausforderung bezeichneten die Unternehmen vor allem die gestiegenen Energie-, Maut- und Personalkosten. "Wir befürchten ein Ausbluten der nationalen Transportunternehmer“" brachte es einer der Unternehmer in der Umfrage auf den Punkt. Von der Politik fordert die Transportwirtschaft deshalb vor allem Planungssicherheit einerseits und Investitionen in die Infrastruktur andererseits, so Möschel.

Der Branche droht ein Ausbluten

In der Diskussion beklagten die Logistiker, dass sie beim Auffangen des Kostendrucks alleine gelassen werden. was unter den bestehenden Marktbedingungen nicht funktioniert. "Ein Ausbluten der Branche droht!" so Möschel. "Ungebremst ist auch die Nachfrage nach Fahrern. Auf zwei Fahrer, die ausscheiden, kommt nur einer nach“. Es sei davon auszugehen, dass sich die Lage, befeuert durch die Demografie, weiter verschlechtert. Was die Kostensituation zusätzlich verschärft, sind die deutlich gestiegenen Anschaffungspreise für Fahrzeuge. Laut Möschel seien die Preise für Neufahrzeuge im Lkw-Bereich seit Corona um 25 bis 30 Prozent angestiegen.

Auch Personenbeförderung enorm unter Druck

Klagen kamen in der Ausschusssitzung nicht nur von den Transportunternehmern, sondern auch von den Bus- sowie Taxi- und Mietwagenbetreibern. Stellenweise sei der Mangel an Busfahrern bereits so eklatant, dass nicht mehr nur in Großstädten Taktzeiten ausgedünnt und Bestandsverkehre reduziert werden müssten. Nicht überall ist der Einsatz eines großen Busses die richtige Lösung. Anruf-Linien-Taxis und kleinere Ruf-Busse können im ländlichen Raum eine wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung im Nahverkehr sein.

VGN: Zweiten Schritt gehen!

"So positiv es ist, dass nun ganz Oberfranken Mitglied im Verkehrsverbund Großraum Nürnberg ist: Der Beitritt selbst bedeutet keine einzige zusätzliche Verbindung", mahnt Möschel. "Die oberfränkische Wirtschaft hat davon zunächst keinen Vorteil.“ Man bezahle lediglich den Kaufkraftverlust, der dadurch entstehe, dass viele Menschen billiger zum Shoppen nach Nürnberg fahren. Möschel: "Einen echten Mehrwert hat der VGN für uns in Oberfranken erst, wenn auch das Angebot an Verbindungen in Oberfranken ausgeweitet wird und es gelingt, Menschen aus dem Verdichtungsraum Nürnberg nach Oberfranken zu locken, sei es im Handels-, im Tourismus- oder im Kulturbereich."