Politik und Wirtschaft: Es geht um einen echten Austausch!

IHK-Gremium Lichtenfels diskutiert mit Emmi Zeulner aktuelle Herausforderungen

Zu einem intensiven Gedankenaustausch trafen sich Unternehmerinnen und Unternehmer des IHK-Gremiums Lichtenfels sowie der Wirtschaftsjunioren Lichtenfels mit der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (CSU) auf Kloster Banz. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen aktuelle Herausforderungen für die regionale Wirtschaft, wie Bürokratieabbau, Fachkräftesicherung und die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Oberfranken.

Wilhelm Wasikowski, Vorsitzender des IHK-Gremiums Lichtenfels und IHK-Vizepräsident, und Johannes Wasikowski, Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren Lichtenfels, betonen beide die Bedeutung des offenen Austauschs: “Der direkte Dialog mit der Politik ist für uns von großer Bedeutung – gerade in Zeiten mit so großen Herausforderungen wie heute.“

Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner unterstreicht die Notwendigkeit, politische Entscheidungen transparent zu machen und die Anliegen der Wirtschaft vor Ort aufzunehmen: “Es geht um echten Austausch vor Ort auf Augenhöhe. Wir müssen gemeinsam Lösungen finden, die vor Ort wirken - und dazu gehört, dass wir uns regelmäßig begegnen und uns gegenseitig zuhören.“

Bürokratie bremst Unternehmen aus

Ein zentrales Thema in der Diskussion ist der Bürokratieabbau. Etliche der anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer schildern an expliziten Beispielen, wie zunehmende Regulierungsdichte und komplexe Nachweispflichten – etwa beim Lieferkettengesetz oder der Entwaldungsverordnung – die Wettbewerbsfähigkeit belasten. “Wir erleben, dass aus europäischen Mindeststandards in Deutschland oft ein bürokratisches Monstrum wird. Das kostet Zeit, Geld und Innovationskraft“, so Christian Lieb (accom gmbh). Zeulner bestätigt: “Wir haben überall probiert, mit Entbürokratisierung voranzukommen. Aber es braucht mehr noch mehr Mut, noch mehr Beharrlichkeit und noch mehr konsequentes Anecken, um überflüssige Vorschriften zu streichen und Verwaltungsprozesse zu vereinfachen. Es müssen auch unnötige Institutionen auf den Prüfstand gestellt werden. Denn jede weitere Institution verursacht laufende Grundkosten und erhöht den finanziellen Bedarf. Beispielsweise wäre es sinnvoll, das Familienministerium mit dem Gesundheitsministerium zu verschmelzen.“

Sebastian Leicht (easy2cool GmbH) stolpert bei bürokratischen Vorgaben immer wieder über Elemente, die den Aufwand erheblich nach oben treiben, aber praktisch keinen Mehrwert generieren: Einfacher Menschenverstand würde da oft helfen. Auch könne es nicht sein, dass man in verschiedenen Behörden die Sachbearbeiter allein lasse. Hier seien deren Vorgesetzten gefordert, ihren Entscheidungsspielraum stärker auszunutzen, merkt Wolfgang Schubert-Raab an (RAAB Bau).

Auch die Herausforderungen bei der Fachkräftesicherung und die Notwendigkeit, Zuwanderung gezielt zu steuern, wurden diskutiert. Zeulner verweist auf geplante Reformen: “Wir wollen eine 'Work and Stay Agentur' als Anlaufstelle für ausländische Fachkräfte schaffen, die in Deutschland arbeiten wollen. Damit erleichtern wir das Verfahren und den Zugang zum Arbeitsmarkt für ausländische Fachkräfte. Gerade im Gesundheits- und Pflegebereich ist das dringend notwendig.“

Die Teilnehmer sprechen zudem über die Belastungen durch hohe Energiepreise für Unternehmen. Zeulner hebt die jüngsten Maßnahmen hervor: “Die Stromsteuer wird für das Produzierende Gewerbe sowie die Land- und Forstwirtschaft gesenkt, die Übernahme der Übertragungsnetzentgelte beschlossen, die Gasspeicherumlage abgeschafft – das sind Schritte, die direkt bei den Unternehmen ankommen sollen." Der Politik sei aber klar, dass noch mehr passieren müsse, damit Investitionen und Innovationen in Deutschland bleiben.

Bauturbo, High Tech Agenda. Primärversorgungszentren…

“Wir haben den sogenannten 'Bauturbo' auf den Weg gebracht, um Bauland schneller und unkomplizierter verfügbar zu machen und die Hürden für Kommunen beim Wohnungsbau zu senken. Ziel ist es, bis 2030 mehr Wohnraum zu schaffen und die Verfahren zu vereinfachen. Mit der High Tech Agenda wollen wir insbesondere Mittelstand und Unternehmen stärken, Innovationen fördern und mehr Geld für Forschung bereitstellen – sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Im Gesundheitswesen setzen wir auf die Einführung von Primärversorgungssystem, um die Versorgung effizienter zu steuern und Einsparpotenziale zu heben, wie es in skandinavischen Ländern bereits erfolgreich praktiziert wird."

Mit Blick auf die internationale Lage sei klar, dass die Aussagen von Trump zeigen, dass Europa sich emanzipieren und auf veränderte globale Rahmenbedingungen reagieren muss. "Im Verhältnis zu China sehen wir, dass deutsche Unternehmen im Wettbewerb unter Druck geraten, etwa durch günstige Importe und unterschiedliche Standards, was zu Wettbewerbsverzerrungen führt", macht Zeulner deutlich. "Hier braucht es stärkere Kontrollen und eine konsequente Durchsetzung von Qualitäts- und Sicherheitsstandards, um die heimische Wirtschaft zu schützen.“

Abschließend betont Zeulner die Bedeutung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Demokratie: “Demokratie lebt vom respektvollen Austausch unterschiedlicher Standpunkte. Nur gemeinsam können wir die Herausforderungen der Zeit meistern und die Zukunft unserer Region gestalten.“

Das IHK-Gremium Lichtenfels und die Wirtschaftsjunioren kündigen an, den Dialog mit der Politik fortzusetzen und sich weiterhin aktiv für die Belange der regionalen Wirtschaft einzusetzen.